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Wachstum und Finanzierungsstruktur

Lebensphasen

Das Bestehen eines Unternehmens ist von dem Durchlaufen verschiedener Lebensphasen gekennzeichnet, wobei die Ausprägung und Intensität ebendieser von den jeweiligen individuellen Faktoren abhängig ist. Zu den Lebensphasen zählen idealtypischer Weise die Frühphase (Early Stage), die Wachstumsphase (Expansion Stage) und die Reifephase (Later Stage), wobei die Grenzen zwischen den einzelnen Phasen in der Regel fließend sind. Die Early Stage bezeichnet den Zeitraum vor der Gründung des Unternehmens bis zum ersten Markteintritt. Die Phase nach dem erfolgten Markteintritt wird Expansion Stage genannt, welche u.a. die Erschließung neuer Märkte mit sich bringt. Die dritte Phase im Lebenszyklus (Later Stage) umfasst etablierte Unternehmen, welche zur weiteren Entwicklung des Unternehmens unterschiedliche Maßnahmen (u.a. Restrukturierung, strategische Neuausrichtung) ergreifen können (Gündel/Katzorke, Private Equity. Finanzierungsinstrument und Anlagemöglichkeit [2007] 82ff).

 
 


Finanzierungsmöglichkeiten

Je nachdem in welcher Phase sich das Unternehmen befindet, gibt es unterschiedliche Finanzierungsbedürfnisse und daher auch unterschiedliche Finanzierungsformen. Grundsätzlich kann die Unternehmensfinanzierung in allen drei zuvor genannten Lebensphasen mittels Private Equity erfolgen. Die Finanzierungsmöglichkeiten in der Frühphase umfassen die Vorgründungsfinanzierung (Seed Financing), die Finanzierung der Unternehmensgründung (Start-up-Financing) und die Finanzierung des Markteintritts (First-Stage-Financing). Unternehmen, welche sich in dieser Phase befinden, sind einerseits in der Regel mit geringem Eigenkapital ausgestattet und andererseits ist die Finanzierung mit klassischen Fremdkapitalinstrumenten nur beschränkt möglich. Dies ist vor allem auf das hohe Risiko und den Mangel an Sicherheiten zurückzuführen. Verstärkter Finanzierungsbedarf ergibt sich vor allem bei Technologieunternehmen, da diese hohe Anfangsinvestitionen (im Bereich F&E) tätigen müssen. Venture Capital kann in der Early Stage als alternative Finanzierungsform eingesetzt werden. Aufgrund des hohen Risikos und den damit verbundenen hohen Renditeerwartungen kommt die Finanzierung mittels Venture Capital jedoch nur für Unternehmen mit grundsätzlich großem Wachstumspotential in Frage.

Die Wachstumsphase gliedert sich in die Finanzierung des Wachstums nach der Markteinführung (Second-Stage-Financing) und in die Finanzierung der Ausweitung und Anpassung der Unternehmensstrukturen (Third-Stage-Financing). Aufgrund von hohen Investitionen in das Anlagevermögen, Produktinnovationen und der Stärkung des Vertriebs in der Second-Stage sowie aufgrund von Markterschließungskosten und Produktausweitungen in der Third-Stage ergeben sich in der Wachstumsphase hohe Finanzierungsbedürfnisse. Der Einsatz von Private Equity ist deswegen in dieser Phase begünstigt, da aufgrund der definierten Wachstumsstrategien eine Unternehmenswertsteigerung und somit hohe Renditen geplant werden und bereits einigermaßen realistisch abgeschätzt werden können (im Gegensatz zur Early Stage).

Die Unternehmensfinanzierung in der Reifephase bestimmt sich speziell nach den individuellen Bedürfnissen des Unternehmens. Ein häufiger Anlass in diesem Bereich ist die strategische Neuausrichtung von Unternehmensteilbereichen oder des gesamten Unternehmens. Weitere Finanzierungsanlässe sind Gesellschafterwechsel (Buy-out), Bridge Financing (Pre-IPO) oder Restrukturierungen (Turnaround-Financing) (Gündel/Katzorke, Private Equity. Finanzierungsinstrument und Anlagemöglichkeit [2007] 82ff).

Funktionen von Eigenkapital

Eigenkapital hat eine Vielzahl von wichtigen Funktionen in den unterschiedlichen Lebensphasen. Neben der Finanzierungsfunktion im engeren Sinn erfüllt es eine Kreditfunktion, so dass durch eine fundierte Eigenkapitalausstattung aufgrund der gebotenen Sicherheit für die Gläubiger, Fremdkapital einfacher und günstiger zu beziehen ist. Innerhalb des Unternehmens entscheidet das Eigenkapital in der Regel über das Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen und über die Gewinnverteilung. Nach außen hin übernimmt das Eigenkapital eine wichtige Signalwirkung, indem der Unternehmer zeigt, dass er erstens bereit ist, Risiken zu tragen und zweitens davon ausgeht, eine hohe Rendite zu erwirtschaften. Weiters kommt dem Eigenkapital eine Haftungsfunktion in Hinblick auf Verluste (bei Insolvenzfällen) zu.