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Pressestimmen 2005-2006

Alle Artikel der Wirtschaftsblatt-Serie zum Thema "Private Equity und alternative Instrumente der Unternehmensfinanzierung" finden Sie auf der Site "Wirtschaftsblatt-Serie".

KOMPAKT - Sonderbeilage des Wirtschaftsblatts. Die Wirtschaftsblatt-Serie
in zusammengefasster Version anlässlich der AVCO Jahrestagung am 1. Juni 2006.


Der Weg zu frischem Kapital
Wirtschaftsblatt

BETEILIGUNGSKAPITAL IN ÖSTERREICH 2006
Der Weg zu frischem Kapital
Daten und Fakten zum Markt – Was die Geldgeber
wollen – Wie die Partnerschaft funktioniert – Beispiele
aus der Praxis – Mezzaninkapital und Förderungen


 

Private Equity in Österreich

Böse Konkurrenz oder gute Ergänzung der Börsen?

Börsen Kurier, 7. Dezember 2006
(Ernst A. Swietly)

Im Streben nach höheren Erträgen gibt es zur Zeit deutliche Umschichtungen von Vermögen in Richtung von Investitionen in nicht börsenotierte Unternehmen. Das stellte die Nationalbank kürzlich fest. Müssen unsere Börsen deswegen Angst haben?

„Die verstärkten Transaktionen in Private Equity entspringen dem Wunsch der Anleger nach höheren Renditen als sie die etablierten Kapitalmarktinstrumente bieten“, sagte Mag. Dr. Peter Zöllner, Mitglied des Direktoriums der Oesterreichischen Nationalbank, bei der Vorstellung des jüngsten Berichtes über die internationale Vermögensposition Österreichs (Finanzmarktbereicht 2005). „Der Appetit nach höheren Renditen ist gegenwärtig so groß, daß die Investoren oft unheimliche Risiken in Kauf nähmen“, warnt Zöllner. Private Equity gewinne in Österreich zwar ständig Anteile, das absolute Volumen spiele aber noch eine minimale Rolle. Gleichzeitig sagt er der Wiener Börse viel Aufholpotential voraus:

Zwei verschiedene Segmente
Das wirft die Frage auf, ob die Börse durch den markanten Trend zu Private Equity konkurrenziert oder durch die Nutzung alternativer Finanzierungsinstrumente gefördert wird.
Zöllner: „Es handelt sich um ganz unterschiedliche Systeme und Märkte. Private Equity geht mehrheitlich in Unternehmen, die von ihrer Größe aus gesehen für einen baldigen Börsegang nicht in Frage kommen. Viele kleine Unternehmen, die private Investoren suchen, haben gar nicht die Absicht, einmal an die Börse zu gehen, und auch die Geldgeber denken diesen Weg nicht an. Das ist beim kleineren Teil des Private-Equity-Segments der Fall. Der andere, größere Teil des Segments ist die Inanspruchnahme des vorbörslichen Kapitalmarktes, wobei nach fünf bis zehn Jahren erfolgreicher Tätigkeit ein Exit des Private-Equity-Fonds durch den Gang an die Börse vorgesehen ist. Das alles ist keine Konkurrenz, denn es handelt sich entweder um Unternehmen, die nie an die Börse kommen, oder solche, die später zur Belebung der Börse beitragen werden.“
Prok. Friedrich Strobl von der Österreichischen Volksbanken AG bezeichnet Private Equity als „missing link“ zwischen der Gründung eines innovativen Unternehmens bzw. der Umsetzung einer neuen Geschäftsidee bis zur Börsenreife: „Private Equity bedeutet für viele Unternehmen die Hereinnahme von Kapital für einen wichtigen Expansionsschritt, der erst die Voraussetzung zur Erlangung der Börsenreife ist. Ich halte Private-Equity-Aktivitäten daher für eine wichtige Belebung des künftigen Börsegeschehens, eine Vorstufe oder einen Meilenstein auf dem Weg zur Börse.“

Willkommene Private Equity
Strobl registriert in Österreich seit 10 Jahren verstärkte Aktivitäten bei Private Equity. Das sei volkswirtschaftlich positiv; denn oft stoße ein unabhängiger Investor auf einen Unternehmer, der eine gute Geschäftsidee entwickelt hat. „Private-Equity-Investoren sind auf junge, wachstumskräftige Unternehmen spezialisiert und stellen neben Kapital auch Management-Leistungen und betriebliches bzw. marketingmäßiges Know-How zur Verfügung.“
„Wir würden intensivere Private-Equity-Aktivitäten in Österreich sehr begrüßen, denn sie sind eine große Hilfe für alle Expansionspläne und damit für die Internationalisierung der Wirtschaft“, sagt Dr. Eva Marchart, Vorstandssprecherin der Raiffeisen Centrobank. „Selbst wenn es einen Boom bei Private Equity geben sollte, wird diese Finanzierungsform nicht an die Börsenwerte herankommen.“
Bezüglich Exits über die Börse ist Marchart anderer Ansicht als Strobl: „Nur wenige Private Equities enden in Börsegängen, viele in M&A bzw. in Leverage Management Buy Outs. In Österreich gibt es viele Unternehmen, die zwar dringend Eigenkapital brauchen, aber zu klein für die Börse sind. Bei einem EGT von 2 bis 4 Mio€ bzw. einem Unternehmenswert von 20 bis 30 Mio€ sind sie ungeeignet für die Börse; trotzdem stehen sie vor der Notwendigkeit, für einen Expansionsschritt 10 bis 20 Mio€ in die Hand nehmen zu müssen. Im Gegensatz zu österreichtypischen Familienunternehmen, die sich oft gegen Fremdeinflüsse sperren, werden sich große Unternehmen für die Börse entscheiden, weil über sie der Einfluß des Vorstandes stärker erhalten bleibt.“ Die RCB-Vorstandsdirektorin verweist auf die Unterschiede zwischen der Kapitalisierung der Wiener Börse, die bei knapp der Hälfte des österreichischen Bruttoinlandsprodukts liegt, und dem Volumen österreichischer Private Equity, das weniger als 0,1 Promille des BIP beträgt. „Im europäischen Durchschnitt liegt Private Equity bei rund 1 Promille des BIP. Damit liegt Österreich nur bei einem Zehntel des europäischen Wertes.“

Zulieferkanal für die Börse
MMag. Dr. Michael Buhl, Vorstandsdirektor der Wiener Börse AG, informierte am Rande des Wertpapierforums 2006 des Business Circle, daß sein Unternehmen im ersten Vierteljahr 2007 gemeinsam mit einer oder zwei heimischen Banken das Thema Private Equity aktiv stärker bearbeiten werde. „Bisher ist Private Equity in Österreich gegenüber den USA, UK oder Deutschland noch sehr verhalten, obwohl einige Banken Private-Equity-Fonds laufen haben und einige Versicherungen direkte Private Equity Finanzierungen tätigen. Wir wünschen uns sehr, daß Private Equity in Österreich künftig mehr angenommen wird und daß einige durch Private Equity groß gewordene Unternehmen an die Börse kommen. Wir schätzen die gleichsam erzieherische Achse von PE, denn es ist nicht nur Geld nötig, um künftige Börsegänge möglich zu machen.“ Private Equity sei, so Buhl, ein wesentlicher Faktor der Volkswirtschaft, denn es werde ein Nachwuchspool für potentielle IPOs der Zukunft geschaffen. Dabei handle es sich meist um kleine Unternehmen im frühen Entwicklungsstadium, die an einer Börse gar nicht gut aufgehoben wären.
Der Noch-Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO), Mag. Thomas Jud, weist auf Private Equity „als echten Zulieferkanal für die Wiener Börse“ hin: Von den bisherigen 5 IPOs des Jahres 2006 kamen drei – Zumtobel, Polytech, Bene – aus Private-Equity-Fonds. In Österreich gebe es ganz andere Exit-Schwerpunkte als im übrigen Europa, was unser Land sympathisch mache: In Österreich dienen nur 13 bis 20 % aller PE-Aktivitäten einem Buy out des Unternehmens, 80 bis 87 % dienen der Finanzierung neuer Technologien und Innovationen, also qualitativer Expansion. In Europa übersteigen Buy-Out-Geschäfte mit 70 % Anteil echte Venture-Capital-Finanzierungen, die 30 % ausmachen. „Österreich vollzieht die internationale Entwicklung nicht mit; dieses Anderssein ist positiv“, sagt Jud.

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Private Equity
ist eine Form von Venture Capital, ein Finanzierungsinstrument für expansionswillige Unternehmen so wie die Börse, bietet aber in der Regel neben Eigenkapital auch aktive Managementunterstützung, besonders für kleine und mittlere Unternehmen im vorbörslichen Bereich. Private Equity erhöht die Erfolgschancen am Start oder in der Expansionsphase eines Unternehmens, unterstützt Gründung, Erweiterung und Internationalisierung wachstumsorientierter KMU, die rasche Umsetzung von Forschungsergebnissen, die Vermarktung und Verbreitung von Innovationen sowie die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze, weiters werden Restrukturierungen oder Zusammenschlüsse von Unternehmen bzw. die Lösung von Nachfolgeproblemen finanziert.


Thomas Jud wechselt per Jänner als Partner zu Invest Equity - Marchart kommt von der FFG

Jürgen Marchart ist neuer AVCO-Geschäftsführer

Venture Woche, Woche 48/2006
(cp)

Der designierte AVCO-Chef setzt bei seiner künftigen Arbeit auf eine gesunde Mischung aus Kontinuität und frischen Impulsen.

 

Jürgen Marchart ist der neue Geschäftsführer der AVCO. Der studierte Molekularbiologe, der derzeit noch bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) tätig ist, hat sich unter 45 Bewerbern durchgesetzt. Er sieht seinen Wechsel als „logische Konsequenz“ seiner bisherigen Laufbahn - hat er doch sowohl Erfahrung bei VC-finanzierten Unternehmen, als auch auf der Finanzierungsseite gesammelt. Für AVCO-Vorstandsvorsitzenden Christian Kaltenegger ist Marchart deshalb die erste Wahl, weil er nicht nur Erfahrung und ein Netzwerk im Umfeld der Unternehmensfinanzierung, sondern auch neue Kraft, frische Ideen und Kreativität in die AVCO einbringt.
Dass sein künftiger Job aber mehr als eine Herausforderung darstellt, ist Marchart bewusst: „Es wird aufgrund der derzeit komplexen rechtlichen Situation nicht einfach, aber Thomas Jud hat ein hervorragendes Erbe hinterlassen, auf dem man exzellent aufbauen kann.“ Gemeinsam mit dem AVCO-Vorstand hat Marchart die wichtigsten Schwerpunkte für die kommenden Jahre bereits festgelegt. Oberste Priorität haben dabei vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen. „Ein diesbezüglicher Entwurf ist ja bereits ausgearbeitet, jetzt muss die Umsetzung forciert werden“, erklären Marchart und Kaltenegger unisono. Beide sehen gerade jetzt, in Zeiten der Koalitionsverhandlungen, eine gute Gelegenheit, sich bei den verhandelnden Parteien Gehör zu verschaffen und die Notwendigkeit für optimale und international übliche Strukturen darzustellen. „Wir müssen sofort aktiv werden, in den kommenden Monaten muss es Ergebnisse geben“, so Kaltenegger. „Optimale rechtliche Rahmenbedingungen sind ein wesentlicher Standortfaktor. Es geht dabei nicht nur um die Branche selbst und  um das breite Umfeld an Steuer- und Rechtsberatern, etc., sonden vor allem auch um die KMUs, die in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung von Beteiligungskapital profitieren. Es muss also im Sinne aller sein, so schnell wie möglich optimale inländische Strukturen zu schaffen", heisst es seitens der AVCO-Spitze.

Wahrnehmung schärfen
Marchart will in seiner neuen Funktion aber nicht nur die Wahrnehmung der Branche bei den Gesetzgebern schärfen, sondern generell das Thema Private Equity und Venture Capital mehr zur Sprache bringen. Neben den bereits gewohnten Fixpunkten wie die Seminarreihe oder die AVCO-Jahrestagung sollen vor allem Lobbying-Aktivitäten, der Know How-Aufbau sowie die Meinungsbildung, das Gespräch mit institutionellen Investoren und der weitere Netzwerkaufbau im Zentrum seiner Tätigkeit stehen. „Alle weiteren Massnahmen werden sich aus den Bedürfnissen und Begehrlichkeiten der Community herauskristallisieren“, erklärt Marchart.


Beteiligungskapital ist "auf gutem Weg"

Der Standard, 22. August 2006
(Bettina Pfluger)

Private Equity erfährt in Österreich immer mehr Aufmerksamkeit. Vor allem Unternehmen in Oberösterreich profitieren vom Beteiligungskapital. Sorgen bereiten Experten Einwände der EU gegen die Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft, über die diese Gelder fließen.

Wien - "Die Entwicklung der Private-Equity-Branche in Österreich ist auf einem guten Weg", zieht Thomas Jud, Geschäftsführer der Venture-Dachorganisation AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation), eine Bilanz der jüngsten Entwicklung.
2005 wurden 143 Mio. Euro investiert und 217 Investitionen getätigt - 39 mehr als 2004. In Summe konnte ein Beteiligungskapital von 216 Mio. Euro aufgebracht werden (2004: 121 Mio. Euro).
Die Entwicklung in Österreich verlaufe ähnlich positiv wie auf europäischer Ebene, "jedoch auf viel niedrigerem Niveau". Denn in Österreich seien Banken traditionsbedingt die erste Anlaufstelle, wenn das Geld knapp oder zusätzlich Kapital gebraucht wird. Dass es neben Finanzierungen über Fremdkapital auch Möglichkeiten für Eigenkapitalfinanzierungen gebe, müsse sich noch etablieren.

"Stimmung ist bestens"
Das Platzen der Technologieblase Ende der 90er-Jahre hat auch einen Einbruch in der europäischen Private-Equity/ Venture-Capital-Branche verursacht. "Mittlerweile hat die Branche sich wieder erholt, die Stimmung in Europa ist bestens", erklärt Jud. Im vergangenen Jahr wurde in Europa die Rekordsumme vom 71,8 Mrd. Euro aufgestellt. Zum Vergleich: 2004 wurden von Investoren 27,5 Mrd. Euro eingesammelt.
Mit knapp 24 Mrd. Euro an Private Equity, die 2005 in Beteiligungsunternehmen investiert wurden, führt Großbritannien das europäische Ranking an.
In Österreich profitiert vor allem Oberösterreich vom privaten Beteiligungskapital. 2005 flossen 34 Prozent des verfügbaren Kapitals an Unternehmen in Oberösterreich. Wien belegt mit 25 Prozent Platz zwei und Niederösterreich mit zwölf Prozent den dritten Rang.
Sorgen macht Jud die aktuelle Diskussion um die Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft (MifAG), jenes Vehikel, über das Beteiligungsgelder fließen. Diese Form der Aktiengesellschaft genießt steuerliche Erleichterungen im Vergleich zu "normalen" Aktiengesellschaften. Die Mif-AG-Struktur wird von der EU-Kommission jedoch als nicht rechtskonform angesehen, da die Gründungs- und Investitionsbedingungen (der Bereich Energie ist etwa ausgeschlossen) bereits eine Selektion vornehme. Ende 2006 soll die MifAG auslaufen. Da Investoren im Schnitt jedoch sieben bis zehn Jahre an den jeweiligen Fonds, die in der MifAG liegen, beteiligt sind, kämpft die AVCO für lange Übergangsfristen. Wie das neue Finanzierungsvehikel aussieht, steht noch nicht fest.


Trotz Kritik am Gesetzgeber meldet österreichische Private Equity-Industrie positive Zahlen und Aussichten

Rahmenbedingungen als Hindernis

VentureCapital Magazin, Nr. 7, Juli/2006
(Mathias Renz)

Wie im gesamten deutschsprachigen Raum sind Private Equity-Investments auch in Österreich weiter auf dem Vormarsch. Auch wenn Volumina und Anzahl der aktiven Player mit den großen europäischen Volkswirtschaften nicht mithalten können, so spiegelte das große Interesse an der Jahrestagung der Austrian Venture Capital Organisation (AVCO) durchaus einiges an Potenzial für den Private Equity-Markt in der Alpenrepublik wider: Mehr als 300 Investoren, Berater und Unternehmer fanden den Weg ins repräsentative Palais Niederösterreich in der Wiener Herrengasse, um sich über die neuesten Tendenzen in der Private Equity-Industrie zu informieren. Auch in Österreich hat sich die Stimmung innerhalb der Beteiligungsszene zuletzt stetig verbessert. Während auf europäischer Ebene bei den Investitionen mit rund 70% der Löwenanteil in Buyout-Transaktionen floss, ist das Verhältnis in Österreich genau umgekehrt. Buyouts machen hier nur einen kleinen Teil aus.

Keine Mega-Deals
Für diese gegenüber Gesamteuropa andere Entwicklung gibt es laut dem AVCO-Vorsitzenden Martin Walka mehrere Gründe: Zum ersten fehlen in der von mittelständischen Unternehmen dominierten österreichischen Wirtschaft die so genannten Mega-Deals und darüber hinaus ein Markt für Secondaries. „Der Verkauf von Finanzinvestor an Finanzinvestor bestimmt in vielen großen Private Equity-Märkten wesentlich das Buyout-Geschäft“, sagte Walka. Seiner Aussage nach fehle dafür im traditionell kreditfinanzierten österreichischen Mittelstand anders als in den angelsächsischen Ländern die Private Equity-Tradition und darüber hinaus eine signifikante Anzahl an Unternehmen, um einen funktionierenden Secondary-Markt aufzubauen. „Hier erwarte ich aber eine stetige Belebung über die nächsten Jahre“, so Walka, der zusammen mit Harald Parapatis die Geschäfte von Hannover Finanz Austria führt. Auch bei der Lösung der Nachfolgeproblematik erwartet Walka bei vielen Mittelständlern Finanzierungsbedarf, auch wenn hierfür noch einiges an Überzeugungsarbeit gegenüber den oftmals der Nachkriegsgeneration entstammenden Unternehmern geleistet werden müsse.

Investitionsstatistik
Trotz kurzer Historie und vielerorts noch fehlender Akzeptanz entwickelte sich der österreichische Beteiligungskapitalmarkt nach dem Tiefpunkt im Jahr 2003 beständig nach oben. Insgesamt wurden im Jahr 2005 rund 143 Mio. Euro in 172 Unternehmen investiert, unter denen stark wachstumsorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) mit einem Anteil von rund 74% dominierten. In Start-ups flossen 20% des investierten Kapitals, was einem Plus von 83% im Vorjahresvergleich entspricht. Das Mehr an Frühphaseninvestments ging jedoch zu Lasten der Expansionsfinanzierungen, die 2005 nur mehr etwa 53% der Investitionen ausmachten, damit aber weiterhin die dominierende Investitionsphase sind. Auf Buyout-Transaktionen entfielen ähnlich dem Vorjahr rund 13%. Rund 14% wurden laut AVCO zudem für die Übernahme von Beteiligungsanteilen bestehender Gesellschafter aufgewendet, um der Entwicklung der erworbenen Portfoliounternehmen eine andere Richtung oder neuen Schwung zu geben.

Investitionen nach Branchen
Mit 74 Mio. Euro floss mehr als die Hälfte des investierten Kapitals ins Hightech-Segment. Besonders gut schnitten dabei erneut die Informations- und Kommunikationstechnologien mit einem Anteil von rund 38% ab. Viel Kapital floss auch in „chemische Produkte und Materialien“ (10,3%) sowie in „Industrieprodukte und -leistungen“ (14,6%).

Fundraising zieht kräftig an
Wieder aufkeimendes Potenzial im österreichischen Private Equity-Markt sehen nach zuletzt schwächeren Jahrgängen auch die institutionellen Adressen. Das Fundraising der österreichischen Beteiligungsfinanzierer entwickelte sich 2005 zumindest rasanter als die Private Equity-Investitionen. Gegenüber dem Jahr 2004 (122 Mio. Euro) warben die Private Equity-Geber 2005 fast 217 Mio. Euro frisches Kapital ein, was einem Zuwachs von 78% entspricht. Das meiste Kapital kam dabei von österreichischen Banken, deren Commitments rund 70% ausmachten. Aus den Töpfen der Versicherungen kamen 7%, von Funds of Funds bzw. Dachfonds etwas mehr als 2%. Mit einem laut AVCO kleinen, aber spürbaren Anteil von etwa 20% sind auch wieder ausländische Investoren in Österreich vertreten. Das eingeworbene Kapital soll in den kommenden Jahren zu etwa 13% in das Frühphasensegment und zu rund 51% in die Expansion von KMUs investiert werden. Für kleine und mittlere Buyouts sind ca. 36% vorgesehen. Neben Investitionen im heimischen Markt planen immer mehr österreichische Venture Capital-Geber, auch in Unternehmen der neuen EU-Mitgliedsstaaten zu investieren. „Einige Private Equity-Geber haben ihre neuen Fonds bereits dementsprechend ausgerichtet oder dies angekündigt“, erklärt AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud.

Namhafte IPOs und Trade Sales
Auch die Exit-Statistik liest sich mittlerweile wieder positiv: 2005 schafften Intercell und SkyEurope den Sprung an die Börse, u. a. Igenion, Burgdesign, Strohal und Inode wurden im Rahmen von Trade Sales veräußert. 2006 setzt sich die Liste mit UC4 sowie den Börsengängen von Polytec und Zumtobel fort. Nachdem im Jahr 2004 Deinvestments in Höhe von rund 69 Mio. Euro realisiert wurden, von denen zudem noch 50% auf Abschreibungen entfielen, hat sich 2005 die Situation gänzlich gewandelt: Die Exits konnten auf rund 124 Mio. gesteigert und damit fast verdoppelt werden. Halbiert wurde dabei die Summe der Abschreibungen. Lediglich 17 Mio. Euro mussten abgeschrieben werden.

Rahmenbedingungen gefährden KMU-Finanzierung
Trotz der positiven statistischen Werte sind die fast ausnahmslos in und um Wien ansässigen Private Equity-Häuser mit der Gesamtsituation bei weitem nicht zufrieden. Wie auch in Deutschland werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für Private Equity heftig kritisiert, und dringender politischer Handlungsbedarf wird angemahnt. Um die positive Entwicklung der österreichischen Private Equity-Industrie nachhaltig zu sichern und weiter auszubauen, fordert die AVCO baldige politische Maßnahmen. Die dominante Rechtskonstruktion für Private Equity-Fonds, in der Mittel finanzkräftiger Investoren gepoolt werden, ist in Österreich die Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft, die Ende 2006 auslaufen soll. Alternative Rechtsstrukturen für Private Equity-Fonds sind laut der AVCO derzeit noch nicht verfügbar, obwohl von Seiten des Verbandes bereits vor Monaten konkrete Vorschläge zur Neugestaltung solcher Strukturen vorgelegt worden seien.


GASTKOMMENTAR

„Private Equity besitzt in Europa noch erhebliches Entwicklungspotenzial“

Venture Woche, Woche 26/2006
(pc)

VON THOMAS JUD GF AVCO, www.avco.at

Das EVCA Symposium fand heuer in mondäner Atmosphäre an der Cote d’Azur in Monte Carlo, Monaco statt. „Shaping the Future“ war das Motto der Veranstaltung und es war gut gewählt, wie die endgültigen Zahlen zu den europäischen Private Equity-Aktivitäten zeigen. Noch nie zuvor wurden soviel frische Mittel für zukünftige Beteiligungsinvestitionen aufgebracht, noch nie zuvor wurde so viel investiert und noch nie zuvor wurden so hohe Erträge aus Beteiligungsexits erlöst wie 2005. 72 Mrd. Fundraising, 47 Mrd. Investments und 30 Mrd. De-Investments, das sind die spektakulären Rekorde des vergangenen Jahres. Die europäische Private Equity-Industrie ist erwachsen und zu einem echten wirtschaftlichen Faktor geworden und das sind gute Gründe sich zu überlegen, wie man die Zukunft gestalten sollte. Dementsprechend breit waren die Themen des Symposiums, die immer wieder auch kontrovers diskutiert wurden.

Auf der Beteiligungsseite lösten die neuen Rekordzahlen nicht nur ungeteilte Freude aus. Wir sind am Gipfel eines zyklischen Hochs angekommen, meinten die Einen. Die Preise für den Erwerb von Beteiligungen und das Leverage-Niveau sind im roten Bereich angelangt und es wird sich nicht vermeiden lassen, dass schon bald die ersten Schwierigkeiten auftreten. Es ist zwar richtig, dass Rekordzahlen auch zur Vorsicht mahnen, konterten die Anderen, neben dem Private Equity-Angebot entwickeln sich allerdings auch die Investitionschancen rapide. Die EVCA Statistiken zeigen für viele Länder Europas wie auch für Asien anhaltend gute und in manchen Sektoren sogar beträchtlich steigende Dealflows. Private Equity ist eine Wachstumsindustrie und gute Nachrichten sollten auch Anlass für Optimismus bieten.

Auf der Seite der Fondsinvestoren (LPs) herrscht auch weiterhin genau dieser Optimismus vor. LPs planen auch für die Zukunft ihre Private Equity-Investitionen zu steigern oder zumindest konstant zu halten. Ans Reduzieren denken nur wenige. Führend sind weiterhin die US-LPs mit einer „allocation to Private Equity“ von rund 7 Prozent gefolgt von den Australiern mit etwa 5 Prozent und den Europäern knapp dahinter. Beeindruckend sind auch die geplanten Wachstumsraten bei den Fondsinvestments, die bei den Australischen LPs etwa 47 Prozent und bei den Europäern rund 36 Prozent betragen. 2006 verspricht also wieder ein ausgezeichnetes Fundraising Jahr zu werden.

Rekordzahlen einer wachsenden Private Equity Industrie machen aber nicht nur Unternehmen und Investoren hellhörig, auch die Regulierungsbehörden sind aufgewacht, was sich an den Diskussionen im Zusammenhang mit dem Grünbuch zu europäischen Investmentsfonds und der „Better Regulation“ Initiative auf europäischer Ebene zeigt. Zwar steht Private Equity derzeit noch weitgehend ausserhalb intensiver Regulierungsbestrebungen, die indirekten Effekte auf die Industrie durch Massnahmen in anderen Bereichen sind in manchen Fällen aber erheblich, wie die Beispiele Basel II und Solvency II zeigen. Vor diesem Hintergrund ist es fraglos notwendig, aktiv einen laufenden Diskurs mit nationalen und internationalen Regulierungsbehörden zu führen und innerhalb der Industrie für ein hohes Mass an Prozesssicherheit und Transparenz zu sorgen; Aufgaben die der EVCA und den nationalen Verbänden wie der AVCO zufallen.

Insgesamt war das Symposium eine gelungene Veranstaltung, die gezeigt hat, das Private Equity in Europa noch erhebliches Entwicklungspotenzial besitzt und dass genau deshalb für die Zukunft eine beträchtliche Gestaltungsarbeit auf uns wartet.


Nach fünfjähriger Aufbauphase verlässt AVCO-GF Thomas Jud die Organisation

Bei der AVCO steht ein Wechsel an der Spitze an

Venture Woche, Woche 26/2006
(pc)

Neben einem neuen Vostand wird es heuer auch einen neuen Geschäftsführer geben. Thomas Jud geht mit Ende des Jahres.

Das heurige Jahr steht für die AVCO im Zeichen des Umbruchs. Neben der statutengemässen Neuwahl des AVCO-Vorstands gibt es aber eine weitere personelle Änderung. AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud wird mit Jahresende die Organisation auf eigenen Wunsch verlassen. „Ich habe die AVCO jetzt fünf Jahre über die gesamte erste Aufbauphase begleitet, hab mich nach Kräften eingesetzt, um Dinge auch wirklich zu bewegen und umzusetzen. Wir stehen davor, ein neues AVCO White Paper zu erarbeiten, festzulegen was die strategischen Schwerpunkte für die kommenden Jahre sein werden und nach langem Nachdenken und Abwägen meine ich, dass eine neue Kraft mit frischen Ideen und frischer Kreativität das anpacken sollte“, argumentiert Jud seine Entscheidung. Wer sein Nachfolger sein wird, steht noch nicht fest. Marktgerüchten zufolge könnte der neue AVCO-Geschäftsführer aber schon bald präsentiert werden. Dieser kann mit dem neuen Vorstand, der sich aus Doris Agneter (Tecnet), Martin Benger (UIAG), Christian Kaltenegger (Capexit), Anton Kutscherer (UBF), Thomas Moser (Pontis Venture) und Herbert Roth zusammensetzt, die Arbeit auf einem guten Fundament fortsetzen.
Wer von den genannten Personen den Vostandsvorsitz von Martin Walka (Hannover Finanz Austria) und Johannes Krahwinkler (Capexit) - beide sind aus dem Vorstand ausgeschieden - übernehmen wird, soll in der konstituierenden Sitzung des Vorstandes im Laufe des Monats Juli beschlossen werden. Ebenfalls nicht mehr im Vorstand sind Oliver Grabherr
(gcp) und Thomas Hammer (IB Industriebeteiligungen).

Lange To do-Liste
Der Aufgabenbereich des neuen AVCO-Teams knüpft nahtlos an die Tätigkeit des „alten“ Teams an. Neben der Neuauflage des AVCO White Paper gilt es weiterhin, die Rahmenbedingungen für die VC-/PE-Industrie zu vervbessern. Wesentlicher Punkt hierbei ist die Etablierung alternativer Fondsstrukturen in Österreich. Wie berichtet, sind aufgrund des Auslaufens der MiFiG-Regelung neue Ansätze gefragt. Laut Noch-Geschäftsführer Jud soll diesbezüglich jetzt sogar eine AVCO-Arbeitsgruppe für die Nutzung internationaler Fondsstrukturen eingerichtet
werden.


Essenz

Venture Woche, Woche 26/2006
(pc)

Bei den jüngsten, vom Aktienforum organisierten Kapitalmarkt-Gespräch zum Thema „Optimale Rahmenbedingungen für Beteiligungskapital“, waren sich die Diskutanten, Martin Ohneberg, Vorsitzender Junge Industrie, Thomas Jud, Geschäftsführer der AVCO, Andreas Ludwig, CEO der Zumtobel AG, Christian Stein, Bereichsleiter Kapitalmarkt & Eigenkapital der AWS und Friedrich Strasser, Chief Investment Officer der Bank Gutmann AG, darüber einig, dass in der österreichischen VC-/PELandschaft noch Verbesserungspotenzial steckt: 1. Es bedarf neuer Fondsstrukturen, die steuerlich und gesellschaftsrechtlich sowohl für Investoren als auch die Management Company attraktiv sind. 2. Die Veranlagungsvorschriften für Pensionskassen und Versicherungen müssen klare Definitionen für die Assetklasse VC/PE enthalten. 3. Unternehmen müssen besser über Vorteile einer VC/PE-Finanzierung informiert werden um die daraus entstehenden Wachstumspotentiale zu erkennen und 4. Die heimischen Investoren müssen über die Ertragschancen der Assetklasse auch verstärkt aufgeklärt werden. Aktienforum-Präsident Hellmut Longin strich in seiner einleitenden Rede die Wichtigkeit und Bedeutung von VC/PE hervor: „Die Umsätze von Firmen mit VC-Beteiligungen wachsen durchschnittlich doppelt so stark, wie die der 500 europäischen Top-Unternehmen. Das Wachstum der Beschäftigten ist 7-mal so stark und auch die Investitionen in F&E sind etwa 6-mal so hoch. Diese ökonomischen Fakten zwingen uns, die Diskussion über eine Stärkung des Beteiligungsmarktes in Österreich fortzusetzen.“ Martin Ohneberg von der Jungen Industrie kündigt eine gross angelegte Kampagne an: „Für Unternehmen ist der Venture Capital- Geber ein wichtiges Korrektiv. Im Laufe einer VC-Partnerschaft werden Reporting und Governance wesentlich professionalisiert und verbessert. Das Unternehmen wird damit für neue Herausforderungen besser aufgestellt. Wir brauchen in Österreich eine breite Initiative um das Image von VC-Gebern zu verbessern und das Know-How über diese wichtige Finanzierungsform zu erhöhen und um optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Junge Industrie wird sich in den kommenden Monaten massiv dafür einsetzen um eine gross unterstützte Kampagne auf die Beine zu stellen."


Eindrücke von der AVCO-Jahrestagung

Österreichs VC/PE-Industrie wird erwachsen

Venture Woche, Woche 23/2006
(pc)

Am 1. Juni traf sich die heimische VC-/PE-Szene zum Themen-Update und Small Talk Eindrücke von der AVCO-Jahrestagung

Mehr als 300 Interessierte fanden sich im Palais Niederösterreich ein, um sich über die neuesten Trends und Entwicklungen im Venture Capital- und Private Equity-Markt zu informieren. Grosses Thema war heuer „CEE“. Experten wie Karl Tantscher (ehemals S&T, jetzt East Consulting GmbH) oder Herbert Herdlicka, Partner bei Global Equity Partners, der mit dem HTEIVaktuell einen Fonds lanciert, der auch in der CEE-Region investieren soll, oder Wieland Schmid-Schmidsfelden, Partner bei DLA Weiss-Tessbach, der u.a. die rechtliche Situation in CEE beleuchtete, diskutierten über Chancen und Risken in CEE.
Für die VC-/PE-Szene wird es am 13. Juni wieder interessant. An dem Tag wird bereits zum zweiten Mal der Österreichische Private Equity-/Venture Capital-Award verliehen. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Abendveranstaltung „Kapitalmarkt Spezial: Rahmenbedingungen für VC und PE in Österreich“ auf Einladung von Aktienforum und Junge Industrie statt.

 

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Jahrestagung 2006: Gedankenaustauch der AVCO-Spitze Thomas Jud und Martin Walka

Vergangene Woche hat die AVCO wieder die VC-Szene versammelt. Was dort die Themen waren, fasst die AVCO-Spitze hier zusammen.

Thomas Jud: Auf europäischer Ebene wurde 2005 neuerlich ein Rekordniveau bei den Investitionen erreicht, rund 70% davon betrafen Buy Out-Transaktionen. In Österreich ist das Verhältnis genau umgekehrt. Buy Outs machen nur den kleineren Teil aus. Was siehst Du als Grund dafür?
Martin Walka: Ich denke es gibt drei wesentliche Gründe für eine andere Entwikklung in Österreich. Erstens gibt es in Österreich keine Mega-Deals, unsere Wirtschaft ist mittelständisch strukturiert, und dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Zweitens jedoch fehlt in Österreich der Markt von „Secondaries“. Der Verkauf von Finanzinvestor an Finanzinvestor bestimmt in vielen grossen PE Märkten wesentlich das Buy Out-Geschäft. Wir haben viel weniger Tradition im PE und damit natürlich auch viel weniger Unternehmen, welche für einen Secondary geeignet sind. Hier erwarte ich aber eine stetige Belebung über die nächsten Jahre. Und drittens ist der Nachfolgemarkt in Österreich noch nicht wirklich angesprungen. Hier ist ebenfalls in den nächsten Jahren mit einer Belebung zu rechnen. Die Nachfolgeproblematik der Nachkriegsgeneration wird immer drängender, und nur Finanzinvestoren können eine eigenständige Weiterentwicklung von Unternehmen gewährleisten.
Thomas Jud: In vielen Diskussionen zur Unternehmensfinanzierung hört man immer wieder den Wunsch oder die Forderung: Wir brauchen mehr externes Eigenkapitalangebot auf Kosten der Fremdfinanzierung. Stehen Eigenkapital- und Fremdkapitalfinanzierung wirklich in Konkurrenz zueinander oder sind sie sogar komplementär?
Martin Walka: Alle Vorträge der Jahrestagung bestätigen, dass Eigenkapital- und Fremdkapital sich ergänzen müssen. Die Kernaussage ist hier: Es kommt auf den richtigen Finanzierungsmix an, welcher wesentlich durch die Risiken bestimmt wird. In der Vergangenheit haben hier die Banken vielfach überproportional Risiko übernommen, das wird in Zukunft auch immer weniger möglich sein. Das Finanzierungsangebot der Private Equity- und Venture Capital-Industrie ist aber kein Allheilmittel für jedes Unternehmen. Dies zu behaupten wäre schlichtweg falsch. Da von Private Equity und Venture Capital-Häusern langfristiges, voll risikotragendes Kapital, verbundenen mit umfassender unternehmerischer Unterstützung, zur Verfügung gestellt wird, bildet diese Finanzierungsform keine Konkurrenz, sondern eine notwendige und sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Finanzierungsformen.
Thomas Jud: Gerade auch für österreichische PE-Geber wird das Beteiligungsgeschäft in den neuen Mitgliedsländern immer interessanter. Einige haben ihre neuen Fonds bereits dementsprechend ausgerichtet oder angekündigt, das zu tun. Was erwartet einen in CEE?
Martin Walka: Unsere Vortragenden haben einhellig von den interessanten Chancen in den CEE-Staaten berichtet, die sich nun verstärkt auch für PE-Fonds ergeben. Natürlich gibt es lokale Anbieter, und auch die grossen internationalen Fonds sind vertreten. Ich denke aber, dass wir als Österreicher auch im Private Equity-Bereich in Nischen gute Chancen in diesen Märkten haben, basierend auf einer ähnlichen Mentalität, auf einer räumlichen Nähe und der vielfach vorhandenen Erfahrungen in der Begleitung von österreichischen Beteiligungsunternehmen in diese Region.
Thomas Jud: Neben PE-Investitionen und Fundraising haben auch die Exits 2005 angezogen. Auf europäischer Ebene wie in Österreich. 2005 sind Intercell und SkyEurope an die Börse gegangen, Igenion, Burgdesign, Strohal und Inode wurden im Rahmen von Trade Sales veräussert. 2006 setzt sich die Liste mit UC4 sowie den Börsegängen von Polytec und Zumtobel fort. Wird das so weitergehen, wird 2006 zu einem Exitjahr?
Martin Walka: Ich bin fest davon überzeugt, dass es mit den Exits auch 2006 so weitergehen wird. Wobei ich dies gar nicht als Besonderheit herausstreichen möchte. Die österreichische PE-Industrie „normalisiert“ sich vielmehr. Über die letzten Jahre sind reife Portfolios aufgebaut worden, welche nun gute Exits ermöglichen. Gleichzeitig gibt es eine kontinuierliche Entwicklung bei den Investitionen, sodass auch für genügend Nachschub gesorgt ist.
Thomas Jud: Dein Resümee zum Abschluss?
Martin Walka: Der österreichische PEMarkt entwickelt sich nachhaltig und stetig aufwärts, und wir seitens der Private Equity-Industrie sind bereit, um die grossen Chancen für unsere Investoren zu nutzen.


COMMUNICATION & CORP. FINANCE

AVCO: Private Equity in Österreich

Börse Kurier, 18.05.2006

VON: MAG. SABINE DUCHACZEK & DR. WERNER ALBESEDER

Mit der auch in Österreich stetig zunehmenden Bedeutung von Private Equity und Venture Capital bei der Finanzierung von Mittelstand und Jungunternehmertum gewinnen auch die Rahmenbedingungen für die aufstrebende Branche der Risikokapitalgeber sukzessive an Bedeutung. Daher war es ein logischer Schritt, daß sich die Kapitalanbieter im Frühjahr 2001 unter dem Dach eines Branchenverbands zusammenschlossen, um sich gemeinsam für die Umsetzung ihrer Interessen stark zu machen - der Startschuß für die Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) war damit erfolgt. Aktuell zählt die als Verein organisierte AVCO 28 ordentliche und 32 assoziierte Mitglieder und deckt damit den österreichischen Markt für Venture Capital und Private Equity nahezu lückenlos ab.

Statistiken, Studien und Lobbying-Arbeit
Die AVCO, die ihrerseits Mitglied beim europäischen Branchenverband EVCA ist, definiert ihre Ziele mit der Förderung der nationalen und internationalen Zusammenarbeit von Risikokapitalgebern und komplementären Branchen und deren Vertretern. In der Außenwirkung dient der Verband als Informations- und Beratungsstelle sowie als Interessensvertretung der Branche. Konkret übernimmt die AVCO die Erfassung und Aufarbeitung statistischer Daten über den österreichischen Markt für Private Equity und Venture Capital, befaßt sich intensiv mit der Erstellung von Studien über die Branche und ihre Entwicklungsmöglichkeiten und erarbeitetet Investor Relations Richtlinien für die Private Equity Industrie. In ihrer Funktion als Interessensvertretung betreibt die AVCO unter anderem Lobbying für eine neue EU-konforme steuerliche Regelung der Mittelstandsfinanzierung.

Interesse an Private Equity steigt
Wenn am 1. Juni 2006 die diesjährige Jahrestagung der AVCO im Palais Niederösterreich abgehalten wird, kann der Branchenverband auf durchwegs erfreuliche Ergebnisse seiner Tätigkeit verweisen. Insgesamt ist der Markt für Risikofinanzierungen auch in Österreich längst den Kinderschuhen entwachsen - Private Equity und Venture Capital haben sich als Formen der Eigenkapitalfinanzierung einen festen Platz gesichert und erfreuen sich stetig steigenden medialen und öffentlichen Interesses. Profiteure dieses Aufstiegs der Branche sind jedoch nicht nur der österreichische Mittelstand und Start-Ups, für die durch die neuen Möglichkeiten der Eigenkapitalfinanzierung so manches Projekt überhaupt erst umsetzbar wurde. Auch der Wiener Aktienmarkt wird durch eine zunehmende Zahl von Börsengängen von ursprünglich Private-Equity-finanzierten Unternehmen wesentlich aufgewertet.
Während in den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts die Unternehmens Invest AG als Pionier erste Private-Equity-finanzierte Unternehmen auf den Kurszettel brachte, nutzen nun immer mehr Risikofinanzierer die günstige Börsenstimmung und führen ihre Exits über ein IPO durch. Jüngste Beispiele sind die Neuzugänge Polytec und Zumtobel, die seit kurzem den Wiener Kurszettel bereichern. Von Branchenkennern hört man, daß mit dem Büromöbelhersteller Bene bereits das nächste Unternehmen mit einer Private Equity-Beteiligung für Herbst seinen Börsengang geplant hat.

Vorteile für Finanzplatz und Wirtschaftsstandort
Indem sich die AVCO seit nunmehr fünf Jahren für den Erfolg der Private-Equity-Branche in Österreich einsetzt, macht sie sich nicht nur für ihre Mitglieder stark, sondern sie trägt auch einen Teil zur Entwicklung des Finanzplatzes und Wirtschaftsstandorts bei. Denn Private Equity und Venture Capital beleben nicht nur den Börseplatz Wien sondern auch nachhaltig den österreichischen Mittelstand.

BK20/Mag. Sabine Duchaczek, Strategieberaterin mit Spezialgebiet Finanzkommunikation und Dr. Werner Albeseder, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Unternehmensberater, sind geschäftsführende Gesellschafter von Prime Consulting, Wien


Bestens beteiligt

Venture Capital. Wer hätte Bill Gates vor 25 Jahren nicht gerne ein paar tausend Dollar für Firmenanteile an Microsoft zugesteckt? Aber es gibt immer wieder einen neuen Gates.

TREND, 05/2006

"Es interessiert mich nicht, zehn Millionen zu investieren, um zwölf daraus zu machen", sagt Christian Soos, ein 46-jähriger Grazer, der sich vor wenigen Wochen an der neu gegründeten Firma Automotive Plasma Technologies beteiligt hat. Nun, Soos will nicht nur mehr als zwanzig Prozent Gewinn machen, er will auch nebenbei sein "Ego als Unternehmer" befriedigen. Über die Business-Angel-Börse i2 der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (AWS) stieß er auf die Geschäftsidee eines TU-Professors, der sich 20 Patente im Bereich Kfz-Technologie gesichert hatte. Aus den Patenten kann man zwei gefragte Produkte kreieren: Eines kann für die Reduktion von Ruß eingesetzt werden. In Anbetracht der hohen städtischen Feinstaubbelastung würde sich ein solches Produkt wie von selbst verkaufen. 15 Millionen Dieselfahrzeuge werden weltweit gebaut, 300 bis 400 Euro kostet das System, rechnet Soos vor. Eine einfache Multiplikation führt zum simplen Ergebnis: "Das ist ein Markt von fünf Milliarden Euro."
Das zweite Produkt könnte den Treibstoffverbrauch von Ottomotoren verringern. Solange Öl so viel kostet, lieûe sich mit dieser Technologie ein Vermögen machen. 2008 sollen die ersten Lizenzerlöse aus der Technologie fließen, die dann bei den großen Automobilkonzernen eingesetzt werden können. Soos: "Aber ich weiß schon früher, ob es funktioniert, denn VW disponiert schon jetzt für das Jahr 2009."
Seed- oder Venture Capital kann denen, die ihr Geld einer Geschäftsidee zur Verfügung stellen, Riesengewinne bescheren. Aber statistisch gesehen, klappt die kometenhafte Wandlung von der Garagenfirma zum Weltkonzern, auch wenn genügend Geld zur Verfügung gestellt wird, nur in maximal einem von hundert Fällen. Auch Soos hat bereits Firmen gewinnbringend verkauft und andere in die Pleite geführt. "Jede dieser Erfahrungen hat mich stark gemacht", sagt er.
Etwa 90 Business Angels, betreut Astrid Mayer-Pail, Leiterin des i2-Programms des AWS. "Das sind keine Wohltäter", sagt sie, "sondern Leute, die eine Chance wittern und sich eine Gegenleistung erwarten." Oft sind es ehemalige Vorstände und Manager, die, jenseits der 50, noch einmal eine Firma von Anfang an wachsen und ihr angespartes Kapital anständig verzinst sehen wollen. Sie stellen daher jungen Entrepreneuren für zehn bis 30 Prozent der Firmenanteile Kapital und Know-how zur Verfügung. Das Risiko, Geld zu verlieren, ist dennoch permanent hoch.
"Im Grunde sind Privatinvestoren nicht die Zielgruppe von Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds", erklärt Thomas Jud, Geschäftsführer der Venture-Dachorganisation (AVCO). Das Problem dabei: Wer sein Geld in einen Venture-Fonds investiert hat, muss etwa drei bis fünf Jahre warten, bis die ersten Firmenbeteiligungen veräuûert und Gewinne an die Investoren ausgeschüttet werden.
Es gibt jedoch auch börsenotierte Private-Equity-Fonds, deren Aktien man jederzeit verkaufen kann. Gigantische Kursexplosionen finden dabei eher selten statt. Doch auch mit der Aktie der österreichischen UIAG konnte man innerhalb der vergangenen Jahre jährlich bis zu neun Prozent Rendite verdienen. Hansjörg Tengg, der bereits ein Dutzend Unternehmen selbst gegründet und sich an einem weiteren Dutzend beteiligt hat, beurteilt Private-Equity-Fonds eher skeptisch: "Da wird man schnell zum Spielball von anderen. Am liebsten beteilige ich mich an Firmen, bei denen ich selber das Management führe. Aber leider kann ich nicht so viele führen".

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Bislang sind den Richtlinien sieben Management- und drei Fondsgesellschaften beigetreten

IR-Richtlinien werden vom VC-Markt gut aufgenommen

Venture Woche, Woche 15/2006
(cp)

Die IR-Richtlinien sind laut AVCO-Chef Jud „einzigartig in Europa“. Die „Deckung“ in der AVCO-Community ist aber noch nicht sehr gross.

Die von der AVCO Mitte 2005 veröffentlichten Investor Relations-Richtlinien reihen das eher bescheidene VC-/PE-Land Österreich in der internationalen Betrachtung eine Stufe höher ein. „Obwohl wir uns bei der Erstellung der AVCO-IR stark auf internationale Vorgaben der EVCA und auch der BVCA gestützt haben, sind unsere Richtlinien bisher einzigartig in Europa“, erklärt AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud. Die Investor Relations-Richtlinien liefern die Basis für eine vertrauensvolle professionelle Zusammenarbeit zwischen Fondsinvestoren und dem Private Equity-Fondsmanagement. Für Investoren soll mit den Richtlinien ein hohes Mass an Transparenz, Sicherheit und Verlässlichkeit gewährleistet werden. „Die Erstellung von Richtlinien als Mindeststandard ist ein richtiger Schritt und von wesentlicher Bedeutung für die Investoren, unabhängig davon, ob sie beginnen, sich mit Private Equity zu beschäftigen oder mit der Materie bereits vertraut sind“, erläutert Raimund Korherr, der als Leiter des Finanzmanagements bei der Sparkassen Versicherung AG selbst ein Private Equity-Investor ist.

Verbindlich für Fonds-Teams
Mit einem expliziten Beitritt zu den Richtlinien stimmen die Managementteams der Einhaltung dieser verbindlich zu. „Der Beitritt verpflichtet ein Fondsmanagement, die AVCO-IR jedem Angebot bei der Auflage eines neuen Fonds als verbindlichen Vertragsbestandteil beizulegen“, so Jud. Bislang sind den Richtlinien sieben Management- und drei bestehende Fondsgesellschaften beigetreten. „Die Deckung in der AVCO Community ist damit noch nicht sehr gross. Das lässt sich aber ganz einfach auf die rechtliche Verbindlichkeit zurückführen, mit denen wir die AVCO-IR ausgestaltet haben. Aus Sicht der AVCO ist es aber auch zielführender, dass jeder Beitritt wohl überlegt und gut geprüft wird, als dass wir rasch eine hohe Durchdringung der AVCO-Community erreichen“, so Jud.

Die Richtlinien setzen sich aus einem Awareness- und einem Richtlinienteil zusammen. Der Awarenessteil – Investieren in Private Equity – gibt einen Überblick über die Eigenschaften der „asset class“, über die rechtlichen und steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten von PE-Fonds und über das PE-Investing, vom Fundsraising-Prozess über die Gestaltung der Vertragsdokumente zwischen Investoren und Fondsmanagement bis zur Kommunikation und Betreuung im Rahmen der PE-Partnerschaft.
Der Richtlinienteil – Code of Good Governance – umfasst einen Mix aus Bestimmungen zum gesamten Fondlebenszyklus, der Sicherheit und Verlässlichkeit mit der nötigen Flexibilität der Gestaltung verbinden soll.

Führende Rolle
Für die Zukunft erwartet die AVCO „eine breite Akzeptanz des Richtlinienkonzepts, eine hohe Zahl von Beitritten, wenn auch keine 100%ige Deckung und eine sehr gute Ressonanz von Seiten der Investoren“. Jud: „Nur dann, wenn sich die PE-Industrie im Zuge ihrer Entwicklung weiter professionalisiert und mit „institutional quality“ ausstattet, kann sie langfristig reüssieren. Österreich nimmt mit den AVCO-IR dabei eine führende Rolle ein“.

Das meint die AVCO-Community zu den IR-Richtlinien

Oliver Grabherr, gcp:
ad Beweggründe: „Für uns stehen Transparenz und Nachvollziehbarkeit unserer Investitionen im Vordergrund. Das VC-Geschäft zwischen Fondsinvestor und Fondsmanagementgesellschaft ist von hohem Vertrauen geprägt, und dies kann man gerade in diesem Bereich – wegen der langen Bindungsfristen – eigentlich nur über vertrauensbildendes Reporting und Track Record aufbauen. Und am Beginn steht ein transparentes Reporting.“
ad Investoren-Reaktionen: „Gerade die gcp-Investoren erwarten die Beibehaltung der hohen Standards. Diesbezüglich kommt dies bei den Investoren auch sehr gut an“
ad Fundraising: „Wir hoffen, dass dies einen positiven Anreiz für Neu-Investments in Fonds mit sich bringt. Das Vertrauen der Investoren in eine geregelte Assetklasse sollte damit erhöht sein“

Gerhard Fiala, PONTIS Venture
ad Beweggründe: „Als vormaliger AVCO-Vorsitzender und derzeitiges EVCA-Board Member sehe ich mich sowohl persönlich als auch mit PONTIS Venture Partners „verpflichtet“, diesen IR-Richtlinien beizutreten. Wir haben bei PONTIS hohe Ansprüche an unsere eigenen Standards, die wir mit unserem Beitritt auch entsprechend bekräftigen wollen“
ad Investoren-Reaktionen: „Wir hatten mit unserem Fundclosing im Februar 2005 bereits vor unserem Beitritt zu den Richtlinien wesentliche Bereiche davon in unseren Vertragswerken mit unseren Investoren berücksichtigt und umgesetzt. Nichtsdestotrotz haben unsere Investoren, insbesondere unsere internationalen, diesen Schritt sehr positiv aufgenommen und als Qualitätsmerkmal anerkannt“
ad Fundraising: „Ich denke, je mehr wir als Industrie unseren Investoren zeigen können, dass wir als Managementteams auf Basis professioneller, internationaler Marktstandards erfolgreich agieren, desto eher wird es gelingen, Investoren im Rahmen ihrer Asset Allocation-Überlegungen für unsere Branche zu gewinnen“

Thomas Hammer, IB Industrie-Beteiligungen
ad Beweggründe: „Auf den internationalen Finanzmärkten sind Governance Regeln mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Letztlich müssen hier auch die nicht standardisierten, defacto ungeregelten Marktnischen wie PE – freiwillig - nachziehen“
ad Fundraising: „Da die nicht standardisierten Kapitalinstrumente wie PE von den Marktteilnehmern und potenziellen Investoren für tendenziell intransparent gehalten werden, ist das explizite Committment zu solchen Regeln mE künftig eine selbstverständliche Grundvoraussetzung für das Fundraising“

Jörgen Hausberger, Invest Equity
ad Beweggründe: „Ich habe mich im AVCO Vorstand für die Umsetzung der IR-Richtlinien besonders stark engagiert und als Arbeitsgruppenleiter massgeblich an der Erstellung der Richtlinien mitgewirkt. Ein Beitritt der Invest Equity lag damit auf der Hand. Zum anderen hat die Invest Equity schon seit jeher versucht, sich als Qualitätsanbieter zu positionieren. Der Beitritt zu den AVCO-IR war damit nur logisch und eine Manifestation dessen, was wir schon seit jeher praktiziert haben“
ad Investoren-Reaktionen: „Die Reaktion durch die Investoren war durchwegs positiv. Auch im Zuge des Fundraising Prozesses war bei den Investoren Governance ein wichtiges Thema. Wir sind davon überzeugt, dass die AVCO-IR eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Verstärkung von „institutional quality“ im österreichischen PE-Marktes spielen werden“
ad Fundraising: „Zunächst soll sich durch die IR-Richtlinien das Verständnis und die Beziehung zwischen Fonds-Investoren und PE-Fonds verbessern. Fonds, die auch in der Betreuung ihrer Investoren mit Hilfe der IR-Richtlinien auf Qualität setzen werden davon mittelfristig profitieren“

Evelyn Grangl, BA-CA Private Equity
ad Beweggründe:
„Richtlinien dieser Art erscheinen uns für die Branche und vor allem für deren zukünftige Entwicklung sehr wichtig. Jedenfalls tragen die Richtlinien zu einer Objektivierung und Erhöhung der Transparenz gegenüber unseren Aktionären bei, ein für uns ausgesprochen wichtiger Aspekt im Umgang mit Investoren.
ad Investoren-Reaktionen: „Wir haben die Tatsache unseres Beitritts offen an unsere Investoren kommuniziert, was ohne Ausnahme sehr positiv aufgenommen wurde“
ad Fundraising: „Eine direkte, messbare Auswirkung auf die aktuelle Fundraising-Situation erwarten wir derzeit nicht“


Austria feature

Austria - Assessing the market

Deutsche unquote", März/2006

A developing market Private equity activity in Austria has largely been shaped by the traditionally strong role of local banks, many of which established captive investment vehicles in the mid-1980s. Amongst these are Invest Kredit, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, Bank Austria Creditanstalt, Erste Bank and BAWAG. The majority of both venture capital and private equity investors and managers initially came out of this banking community, with many retaining strong regional links even today. Given Austria’s population and relatively small industrial base, it’s little surprise that the majority of buyouts are valued below €20m and are invariably concentrated around a number of key locations. Austria has not yet reached a single buyout valued at €1bn or more and the few larger deals done in the region rarely exceed €250m in value. Dealflow in the small- to mid-cap segment is much more limited in volume than that found in neighbouring Germany.
Most Austrian players pursue between 15 and 30 reasonably sized investment opportunities per year. Nevertheless Austria is still seen by local and international buyout houses as a source of interesting investment opportunities, particularly for those operating at the smaller end of the mid-market, a deal bracket which, according to the EVCA, still generates the best returns on average in Europe. (...)

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GUEST OPINION

AVCO Rückblick und Ausblick

Venture Woche, Woche 02/2006

VON THOMAS JUD Geschäftsführer der AVCO, www.avco.at

Die jährliche Private Equity und Venture Capital-Erhebung von AVCO und EVCA ist derzeit im Gange und wird in einigen Wochen genau zeigen, was die österreichische Beteiligungsindustrie 2005 an Investments und Exits geleistet und wie viel an Geldern sie für ihr zukünftiges Engagement aufgebracht hat. Bereits jetzt lässt sich für das abgelaufene Jahr aber ein überwiegend positives Resümee ziehen. Zwar zeichnet sich 2005 nicht durch neue Rekorde und besonders publikumswirksame Deals aus, dafür lassen sich aber einige viel versprechende Trends ablesen. Ähnlich wie die Beteiligungsportfolios werden sich voraussichtlich auch die Beteiligungsinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr als stabil erweisen.
Für 2006 kündigt sich allerdings ein weiteres Ansteigen der Aktivitäten und der Investitionsvolumina an. Obwohl 2005 nicht als „Jahr der Beteiligungsexits“ gewertet werden kann, ist über die vergangenen 12 Monate vieles in Bewegung gekommen, so dass für das laufende Jahr eine ganze Reihe von Beteiligungsveräusserungen anstehen. 2006 soll aber nicht nur spannende und für die Fondsinvestoren lukrative Exits mit sich bringen. Viele Private Equity-Geber stehen auch in den Startlöchern, um das Fundraising für ihre Folgefonds zu starten.
Die AVCO hat sich intensiv bemüht, genau dafür den Boden aufzubereiten. Im Juni 2005 wurden die AVCO Investor Relations Richtlinien veröffentlicht, mit denen erstmals Verhaltensrichtlinien für das Private Equity Fondsmanagement vorgelegt werden, um Fondsinvestoren ein hohes Mass an Sicherheit und Verlässlichkeit zu bieten. Die BA-CA Private Equity, gcp, HANNOVER Finanz Austria, IB Industriebeteiligungen, INVEST EQUITY und PONTIS Venture sind diesen Richtlinien bereits explizit beigetreten. Um die Markttransparenz für Investoren zu erhöhen, haben AWS und AVCO gemeinsam ein Konzept zur Umsetzung von Private Equity-Bewertungs- und Reportingstandards erarbeitet, das auf den kürzlich veröffentlichten „International Valuation Guidelines“ beruht. Im Herbst ist die AVCO diesen internationalen Richtlinien auch formell beigetreten.
Weiterhin offen bleibt allerdings die Frage nach neuen Private Equity Fondsstrukturen, die für die Fundraising-Bemühungen der Beteiligungsindustrie von ausschlaggebender Bedeutung sind. Die AVCO ist seit vielen Monaten bemüht, das BMF zu den notwendigen Schritten zu bewegen. Ob die Politik aber tatsächlich Massnahmen setzen wird, um auch weiterhin das Angebot von externem Eigenkapital für kleine und mittlere Unternehmen zur Umsetzung von Wachstum, Innovation und zur Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze zu ermöglichen, wird sich erst im Zuge des laufenden Jahres zeigen.


Open Day der aws: Appelle von Uniqa und AVCO

Die Wünsche der Institutionellen

Venture Woche, Woche 49/2005
(cp)

Die Assetklasse PE/VC zeichnet sich vor allem durch eine hohe Rendite-Erwartung seitens der institutionellen Investoren, durch eine hohe Risikoneigung, durch eine „langfristige“ Laufzeit, durch hohe Gebühren sowie durch komplizierte Rechtsstrukturen und wenig Transparenz für den Investor aus. So fasste Ernst Krehan, Geschäftsführer der Uniqa Finanz Service GmbH, beim diesjähriegen Open Day der aws, die öffentliche Meinung zu VC/PE-Investments zusammen.

Aus Sicht eines Investors
Krehan, der zwei Prozent des verwalteten Kapitals in Höhe von 15 Mrd. Euro in diese Anlageklasse investiert hat, hat im Zuge des Open Days aber auch Ideen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen vorgestellt. Aus Sicht eines Institutionellen sei u.a. ein Befähigungsnachweis der handelnden Personen sowie die Lizensierung durch einen Regulator (ähnlich der Wertpapierdienstleistungsunternehmen) von Bedeutung. Ebenso sei die Einhaltung qualitativer und quantitativer Standards wichtig. So soll sowohl eine Risikostreuung als auch eine Risikokontrolle als Standard eingeführt werden. Zur besseren Beziehung zwischen Kapitalgeber und -verwalter seien gewisse Ethik-Standards einzuhalten. Dazu gehört etwa ein Corporate Governance-Kodex aber auch die Transparenz der Gebühren, etc.

Was gibt es zu tun?
Inhaltliche Zustimmung und Unterstützung erhielt Krehan vor allem von AVCO-Chef Thomas Jud, der in seiner Präsentation auf die Möglichkeiten öffentlicher Intervention im PE-Geschäft eingangen ist. Als wesentliches To do für die Regierung nennt Jud die Zurverfügungstellung von konformen
Fondsstrukturen, Infrastrukturmassnahmen für Transparenz und Qualitätssicherheit sowie die Flexibilisierung von Bestimmungen für institutionelle Investoren. Für Jud sind aber auch Initiativen zur Erleichterung des Fundraising für VC/PE-Gesellschaften und die Verbesserung von Umfeldbedingungen für Unternehmer zu forcieren.


EVCA installiert eigene Valuation-Website

Auch AVCO hat sich zu den International Private Equity and Venture Capital Valuation Guidelines bekannt

Wirtschaftsblatt online, 18. November 2005
(cp)

Nach dem ersten Treffen des Fachgremiums International Private Equity and Venture Capital Valuation (IPEV) ist dieses nun mit einer eigenen Website aktiv geworden. Zuf finden unter http://www.privateequityvaluation.com. IPEV möchte hiermit ein Forum bieten, in dem die Nutzer der Richtlinien die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet verfolgen und dem Gremium Fragen zu ihrer Anwendung stellen können. "Absicht der Evaluierungsrichtlinien ist es, eine Sammlung von Grundsätzen zu erstellen, um die Transparenz zu erhöhen und bessere Vergleichsmöglichkeiten innerhalb der Branche zu ermöglichen. Da sich die Private Equity-Branche stetig entwickelt, müssen wir die Umsetzung der Richtlinien fortlaufend überprüfen. In diesem Zusammenhang ist IPEV wichtig und stellt eine Art Qualitätsgarantie dar. Die regelmässige Überprüfung der Branchenrichtlinien stellt sicher, dass diese auf dem neuesten Stand bleiben und sachdienlich für Fonds-Manager und Investoren sind" erklärt Herman Daems (GIMV), neu berufener Chairman des Gremiums.

Das Gremium setzt sich aus Mitgliedern der Gründungsverbände und derjenigen Vereinigungen zusammen, die gemäss der Valuation Guidelines arbeiten.

Darüber hinaus hat das Gremium bekannt gegeben, dass sich seit Juni sechs weitere Verbände zu den International Private Equity and Venture Capital Valuation Guidelines verpflichtet haben: APEA (Arab Private Equity Association), ATIC (Tunisian Venture Capital Association), AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organization), CVCA (Canada's Venture Capital and Private Equity Association), FVCA (Finnish Venture Capital Association) und Réseau Capital (Québec Venture Capital and Private Equity Association).


Venture Capital Kultur in Österreich: Meinungspalette am Austrian Equity Day

Von einer Fehl-Erziehung zum EU-Vorsitzthema

Venture Woche, Woche 43/2005
(kama)

Wesentlich für den (Exit-)Erfolg von Venture Capital war und ist die gelungene Etablierung von Wachstumsbörsen wie Wien. Das betonte Michael Tojner, Vorstandschef der Global Equity Partners AG. Er war einer der Podiumssprecher am ersten „Austrian Equity Day 2005“, zu dem das Aktienforum die Community ins Wiener Haus der Industrie geladen hatte.

Beispiel betandwin

Tojners illustratives Growth-Beispiel: „Unser ehemaliges Portfoliounternehmen und erfolgreicher Voll-Exit betandwin: Ohne ihren Gang an die Börse mit dem verbundenen Kapitalschub wäre betandwin heute nicht mehr am Markt oder wäre von einem Mitbewerber übernommen worden.“
Günter Stummvoll, Abgeordneter zum Nationalrat, Finanzsprecher der ÖVP und Obmann des parlamentarischen Finanzausschusses, liess am Austrian Equity Day mit einer Ankündigung aufhorchen: „Die Regierung wird während der kommenden Österreichischen EU-Präsidentschaft zur Fortführung des Lissabon-Prozesses für Wachstum, Innovation und Beschäftigung das Kapitel Kapitalmarkt thematisieren und ein paar Punkte u.a. zu Venture Capital einbringen.“

Was fehlt...

Claus Raidl, Böhler-Uddeholm-Chef und einer der Keynote-Speaker des Austrian Equity Day, zeigte sich sehr skeptisch, was die Venture Capital Kultur in Österreich betrifft: „Die Österreicher sind für Venture Capital nicht geeignet, weil sie so erzogen sind, besser kein Risiko einzugehen um nicht zu scheitern.“ Zu VC/Private Equity-Projekten gehöre aber nun einmal das Risiko des Scheiterns.
Trotz seines Pessimismus bricht Raidl aber eine Lanze für VC-Unterstützung: „Um steuerliche Incentives, beispielsweise einen inneren Verlustausgleich, wird man nicht herumkommen.“
Es gebe keine ausreichende Start-Up-Finanzierung und keine echte Start-up-Kultur in Österreich - aber auch nicht im restlichen Mitteleuropa, ergänzte Tojner. Da seien uns nicht nur die USA, sondern auch vergleichbare ‘Europäer’ wie Finnland, Schweden und Norwegen weit voraus.
In Österreich dominiere im Venture Capital/PE-Sektor die Later-Stage- und Wachstums-Finanzierung.

Wertvolle Wünsche

Zu den Kapitalisierungsrelationen in Österreich rechnete er vor: Heuer fliessen 2-3 Mrd. Euro allein in den Immobilien-Kapitalmarkt, in den VC-Markt heuer hingegen maximal 100 Mio Euro. Würde nur 1% der Wiener Börseliquidität in den VC-Markt fliessen, wäre das schon ein toller Erfolg für den vorbörslichen Kapitalmarkt.
Der Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, Thomas Jud, hatte einen Mobilisierungsvorschlag parat: „Wir brauchen neue, international geeignete VC/PE-Fondsstrukturen in Österreich“. Diese Forderung ist an die Standortpolitik gerichtet. Schliesslich belege die Praxis, dass VC/PE Unternehmensexistenzen sichere, F&E und Investitionen in Innovationen fördere und beschäftigungswirksam sei, so Jud.


GUEST OPINION ZUR INITIATIVE DER LONDONER BÖRSE, IHR WACHSTUMSSEGMENT AIM FÜR UNTERNEHMEN AUS GANZ EUROPA ZU ÖFFNEN

Der zweite Versuch kann gelingen

Venture Woche, Woche 40/2005

VON THOMAS JUD, Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation

Die Europäische PE/VC-Industrie hat über die vergangenen Jahre einen Trend hin zu grossen Buyout Transaktionen gezeigt. Spürbar weniger Investments sind in den VC Frühphasen und Wachstumsbereich geflossen. Das Ende des New Economy Booms und seine Folgen waren fraglos ein Grund dafür, ein anderer liegt ebenso fraglos in den Exitmöglichkeiten. Europa und natürlich auch Österreich, das selbst in den Jahren nach 2000 seinen Schwerpunkt im VC Segment bewahrt hat, ist weitgehend auf den Trade Sale beschränkt. Die IPOAlternative ist daher nicht nur wünschenswert, sondern ein entscheidender Wachstumstreiber für die zukünftige Entwicklung von PE/VC in Europa. Ein eigenes neues Börsensegment kann die Exiterträge spürbar steigern. Es ist damit ein Performancetreiber, der wieder neues Geld in die PE/VC Industrie bringt und damit auch die Entwicklung technologiebasierter Firmen antreibt. Im Gegensatz zu den vergangenen Versuchen, wie Neuer Markt, Nouveau Marche, EASDAQ und natürlich AIM, ist nun allerdings nicht Vielfalt des Angebots in eigenständigen Regulierungssystemen, sondern im Gleichklang mit den bereits laufenden Bestrebungen der EU, wie IFRS, EU Prospectus Directive, Pension fund directive, Harmonisierung, v.a. listing criteria, gefordert. Nur dann, wenn kritische Massen - Stichwort European cross exchange plattform, erleichterter Zugang internationaler Investmentbanken zu regionalen Märkten, Einbindung internationaler „Market Maker“ in regionale Märkte etc. - verbunden mit einer hoch qualitativen Infrastruktur, v.a. im Research Bereich, grössere und internationale Investmentbanken-Syndikate bei der Platzierung, und v.a. Independent Research, angestrebt werden, kann der zweite Versuch gelingen. Der Vorstoss des AIM ist dabei ein erster Schritt, der sehr zu begrüssen ist.


AVCO-Vertreter Walka und Jud erklären, warum der VC/PE-Markt nicht sterben wird

„Wesentliche Marktindikatoren sprechen dagegen“

Venture Woche, Woche 39/2005
(cp)

„Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Branche in Österreich herunterfährt“, betonen AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud und AVCO-Vorstandsvorsitzender Martin Walka gegenüber der Venture Woche. Die beiden Vertreter der heimischen Risikokapitalszene halten damit den Ansichten von RCB-Vorstand Gerhard Grund entgegen, der meint, dass der heimische VC/PE-Markt in den kommenden Jahren sterben wird (siehe Venture Woche KW 38).
Wesentliche Indikatoren würden belegen, dass sich der heimische Markt ähnlich dem gesamteuropäischen Markt entwickle, nämlich mit einer stabilen Anzahl an Investments und einem leicht rükkläufigen Fundraising-Volumen, erklären die beiden Vertreter der heimischen VC/PE-Szene.
Ein weiteres Indiz für eine aufwärtsgehende Marktentwicklung seien die positiven Entwicklungstendenzen bei den fördernden Mitglieder und die Tatsache, dass Beratungsfirmen ihre Private Equity-Teams neu aufstellen, erläutert Jud. Walka, der auch Vorstand bei der Hannover Finanz Austria ist, sieht zudem die Portfolios heranreifen. „Man kann in den nächsten Jahren mit einigen Trade Sales oder anderen Exitvarianten rechnen“.

Aber: Bereinigung bemerkbar

Die beiden AVCO-Vertreter gestehen aber durchaus einige Schwachstellen ein. „Man kann schon von einer Bereinigung am Markt sprechen“, bekennt Walka. Diese sei aber durch eine steigende Professionalisierung hervorgetreten. „Es gibt jetzt eine stabile und aktive Fondsszene, die nicht mehr so marktschreierisch agiert“, so Walka.
Jud sieht vor allem im Fundraising Probleme. „Das Fundraising läuft derzeit zäh. Es mangelt aber nicht an Kapital, sondern an Vertrauen. Die heimischen Institutionellen müssen erst die Zuversicht für die Assetklasse aufbauen“, so Jud. Daran werde seitens der AVCO gearbeitet. Als einen Schritt in diese Richtung wurden, gemeinsam mit Vertretern von Managementgesellschaften, Investor Relations-Richtlinien erarbeitet. „Es muss mehr Transparenz in die Szene“, so Jud. Durchaus positive Resonanz auf diese IR-Richtlinien gebe es bereits seitens der Versicherungswirtschaft.
Die Bemühungen des RCB-Vorstands zur Öffnung der Zukunftsvorsorge-Produkte für die Assetklasse PE/VC, werden von den Branchen-Vertretern zwar grundsätzlich begrüsst. „Bevor man geförderte Gelder investiert, muss noch den Investoren aber die nötige Infrastruktur geboten werden“, kommentiert Jud.
An den immer häufiger kritisierten Rahmenbedingungen für die VC/PE-Industrie werde ebenfalls heftigst gearbeitet. „Die Fondsstrukturen sind bedenklich, keine Frage“, so Jud. Vorschläge für neue Strukturen müssen aber von der Politik noch abgesegnet werden. Die beiden AVCOVertreter hoffen, dass dies noch in dieser Legislatur-Periode passiert. Und dann könne es auch wieder stärkeres Wachstum in der heimischen PE-/VC-Szene geben, so die AVCO-Vertreter.


Offizielle Empfehlung seitens des Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung

Druck auf Regierung steigt: Rat will bessere VC-/PE-Strukturen

Venture Woche, Woche 35/2005
(cp)

RFT spricht sich für attraktive Fondsstrukturen aus. AVCO-Chef Jud hofft, dass die Politik die Vorschläge aufnimmt.

Auf die Bundesregierung erhöht sich der Druck zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Venture Capital- und Private Equity-Szene. Jetzt hat sich auch der Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung (RFT), dem Persönlichkeiten wie Siemens Österreich-Chef Albert Hochleitner, der frühere Böhler-Uddeholm-Vorstand Knut Consemüller oder Infineon-Vorstand Reinhard Petschacher angehören, eingeschaltet und eine offizielle Empfehlung zur Gründungs- und Wachstumsfinanzierung an die Bundesregierung gerichtet. Im Kern geht es dabei um die Verbesserung der Verfügbarkeit von Kapital. Der Rat will der Tatsache, dass Österreich im europäischen Vergleich bei den Risikokapitalaktivitäten gemessen am BIP abgeschlagen im hinteren Drittel ist, entgegen wirken. Dafür wurde ein Arbeitskreis eingerichtet, dessen Ziel es war, Defizite aufzuzeigen und Verbesserungsmöglichkeiten auszuarbeiten. AVCO-Chef Thomas Jud, der ebenfalls dem Abeitskreis angehört, betont: „Aus Sicht der AVCO ist die Empfehlung sehr positiv zu beurteilen. Geeignete rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen sind nun einmal die Voraussetzung, um Beteiligungsmittel aufbringen und in die Unternehmensentwicklung investieren zu können“.

Schwachstellen en masse
Beim Förderangebot hat der Rat besonders die Mobilisierung von privaten Investoren wie Business Angels hervorgehoben. Hier wird seitens des Rats vorgeschlagen, dass die Programmmanager für i2 - die Börse für Business Angels - die Einrichtung regionaler BA-Netzwerke durch Ausschreibungen und Plattformmanagement vorantreiben sollen. Auch der Ausbau des Garantieinstrumentariums für Wachstumsunternehmen wird empfohlen. Ziel sei zudem die Beseitigung administrativer Hürden und die Verbesserung des Zusammenspiels zwischen Bund und Land.
Der Rat hat der Bundesregierung aber auch vor Augen geführt, dass die bestehenden steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für PE/VC Fonds international nicht wettbewerbsfähig seien und die weitere Entwicklung des VC-/PE-Marktes gefährden. „Der Rat empfiehlt die rasche Einführung international attraktiver PE/VC Fondsstrukturen, deren rechtliche und steuerliche Bestimmungen auf die Bedürfnisse des Beteiligungsgeschäfts abgestimmt sind“, so der O-Ton des Rats. Dabei sei insbesondere der Zugang institutioneller Investoren wie z.B. Versicherungen und Pensionskassen zu diesen neuen PE/VC Fonds sicherzustellen. Eine Anpassung der entsprechenden Veranlagungsbestimmungen (VAG, PKG, BMVG etc.) sei dazu erforderlich. „Es bleibt zu hoffen, dass die Politik die Vorschläge des Rates aufnimmt und in den kommenden Monaten aktiv wird, denn die Zeit drängt“, spricht Jud der VC-/PE-Szene aus dem Herzen.


Lust am Risiko steigt wieder

FONDS professionell, 24.06.2005

Nach Jahren der Flaute zeigt der Trendpfeil für die internationale Private-Equity-Sparte wieder nach oben – Österreich hinkt jedoch hinterher.

Schon Mitte 2004 hatte sich der Turn-around im Private-Equity-Bereich zart angekündigt: Insider hatten geraten, das gedrückte Niveau für Neuengagements zu nutzen, und die Anbieter entsprechender Investmentvehikel begannen auf den langsam anrollenden Zug aufzuspringen. Inzwischen rollt dieser Zug schon wieder mit reichlich Tempo, wie jüngste Daten aus den USA klar zeigen. Mit einem Volumen von 8,5 Milliarden US-Dollar hat die US-Investmentbank Goldman Sachs vor wenigen Wochen den weltgrößten Private-Equity-Fonds aufgelegt und übertraf damit einen kurz davor emittierten gleichartigen Fonds der Carlyle Groupe, in den 7,8 Milliarden US-Dollar an Investorengeldern geflossen waren.
Und auch diesseits des Atlantiks wird der Aufschwung von Experten bestätigt. So haben deutsche Private-Equity-finanzierte Unternehmen 2004 Jahresumsätze in Höhe von 114,4 Milliarden Euro erwirtschaftet und rund 638.000 Mitarbeiter beschäftigt. Laut einer Studie von Ernst & Young erhöhte sich die Anzahl der Private-Equity-Investitionen in Deutschland im Jahr 2004 auf 85 Transaktionen (2003: 71), insgesamt wurden 22,5 Milliarden Euro investiert, was gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung um 67 Prozent und gegenüber 2002 einer glatten Verdreifachung entsprach. Und auch in Österreich wird wieder stärker in Private Equity and Venture Capital investiert, erklärt Thomas Jud, Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation. So befindet sich das Investitionsvolumen in Österreich für 2004 nach einem deutlichen Einbruch im Jahr 2003 wieder auf dem Niveau von 2002 und konnte die 140 Millionen-Euro-Marke wieder überschreiten. Konsequenterweise gelangt daher auch die aktuelle Private-Equity-Umfrage für Deutschland, Österreich und die Schweiz von Deloitte zu dem Ergebnis: „Die Private-Equity-Branche bläst zum Aufschwung.“ Das ebenfalls von Deloitte ermittelte „Venture-Capital-Barometer“ signalisiert, dass sich der positive Trend auch im laufenden Jahr fortsetzen dürfte, wenngleich etwa der deutsche Markt im Vergleich klar hinter den USA und Großbritannien rangiert. Dass der neue Trend bei uns langsamer anspringt als bei den Angelsachsen, überrascht aber nicht weiter. Die dem Hype in den Jahren 1999 und 2000 folgende Ernüchterung steckt den Investoren noch in den Knochen. Für Dieter Brender von Global Vision AG Private Equity Partners ist dies eindeutig die Ursache dafür, dass der Neustart in Kontinentaleuropa so zaghaft verlaufen ist. „In den USA ist man schließlich bereits seit einigen Jahrzehnten im Venture-Capital- und Private-Equity-Geschäft tätig und hat schon einige Höhen und Tiefen mitgemacht. Der Markt in Österreich, aber auch in ganz Europa, war nach dieser ersten negativen Erfahrung praktisch ausgetrocknet. Es fand auch eine massive Marktbereinigung statt. Heute sind nur mehr ein paar Fonds übrig, die nun die Früchte ihrer Arbeit ernten können“, erklärt der Private-Equity-Experte, der unter anderem Kunden wie den Beteiligungsproduktspezialisten MPC betreut.
Trotz dieser generell positiven Vorzeichen spielt das Venture-Capital-Geschäft in Österreich jedoch allenfalls eine Nebenrolle und auch das nur im institutionellen Bereich. Thomas Talos, Private-Equity-Spezialist und Partner der Anwaltskanzlei Brandl & Talos, stellt fest, dass bisher nur sehr vereinzelt Produkte lanciert werden, die auch für den Retail-Kunden von Interesse wären. „Das grundsätzlich hohe Risiko – dass es bei zehn Beteiligungen drei Totalausfälle gibt, ist normal – schreckt viele ab“, erklärt Talos, der vom Fachmedium Guide to the World’s Leading Private Equity Lawyers unter den führenden heimischen Anwälten für dieses spezielle Thema gereiht wird. Für den Juristen ist der Venture-Capital-Markt in Österreich nach wie vor unterentwickelt, verfügt aber über ein enormes Potenzial. Um das auszuschöpfen, müssten sich jedoch alle Kapitalmarktteilnehmer stärker für den Bereich einsetzen. Talos: „In einer europaweiten Studie, bei der die Attraktivität für Venture-Capital-Beteiligungen im Bereich der gesetzlichen Rahmenbedingungen untersucht wurde, lag Österreich an 14. Stelle unter den damals 15 Mitgliedsstaaten.“
Es sind vor allem die Rahmenbedingungen, die bremsen. Die AVCO hat dafür bereits im vergangenen Jahr konkrete Ideen für steuerliche und rechtliche Maßnahmen zur Private-Equity-Finanzierung erarbeitet. Sie schlug ein eigenständiges Gesetz zur Schaffung neuer Private-Equity-Fondsstrukturen nach internationalem Vorbild vor. Das neue Gesetz soll dazu dienen, Fondskapital aus dem In- und Ausland bei geringen administrativen Kosten aufzubringen und Beteiligungsinvestitionen leichter durchführen zu können. Weiters setzt man sich laut Jud für eine Anpassung der Veranlagungsvorschriften für institutionelle Anleger ein, um den Zugang von Pensionsfonds, Versicherungen und Mitarbeitervorsorgekassen zu Private- Equity-Fonds zu erleichtern, da man in diesem Bereich noch reichlich Wachstum erwartet.
An diese Chancen – in Österreich ebenso wie in Europa – glaubt auch Karsten Hollasch, Partner im Bereich Global Transaction Services bei Deloitte und Mitverfasser der Private-Equity-Umfrage von Deloitte. „Wenn man sich das Verhältnis des BIP-Anteils, der in Europa in Private Equity investiert wird, ansieht, erkennt man, dass etwa Deutschland gegenüber Ländern wie etwa Großbritannien noch viel Potenzial hat. Während dieser Prozentsatz in Deutschland bei 0,12 Prozent des BIP beträgt, liegt der Vergleichswert für Großbritannien bei 0,86 und im europäischen Durchschnitt sogar bei 0,92 Prozent“, erklärt der Deloitte-Mann. Bei diesen Zahlen kann oder muss man davon ausgehen, dass Österreich noch weit unter dem deutschen Wert liegt. Auch Hollasch ist der Meinung, dass der Absatz von Private-Equity-Investments erst so richtig in die Gänge kommt, wenn sie auch hierzulande als interessantes Investment für das Pensionssystem entdeckt werden.

Mögliche Überhitzung?
In Anbetracht der hohen Summen, die im Moment vor allem in den Private-Equity-Bereich fließen, drängt sich dennoch die Frage auf, ob die Fonds angesichts der zunehmenden Konkurrenz und des hohen Investitionsdrucks nicht vielleicht schon wieder überteuert einkaufen. Tatsächlich sieht Brender den starken Wettbewerbsdruck unter den US-Private-Equity-Fonds eher mit Skepsis. „Blackstone will nun sogar einen Fonds mit zwölf Milliarden US-Dollar bringen. Grundsätzlich ist es aber schwierig vorherzusagen, wie sich der Markt entwickeln wird und ob es nicht über kurz oder lang zu einer Überhitzung kommt.“ Aus der Deloitte-Umfrage, bei der 1800 Investmentmanager der Venture-Capital- und Private-Equity-Branche mittels Fragebogen befragt wurden, geht jedenfalls hervor, dass fast zwei Drittel der Befragten eine weitere Intensivierung des Wettbewerbs um neue Investitionsobjekte erwarten. Aufgrund des eindeutigen Trends zur Internationalisierung geht niemand von einer Entschärfung der Wettbewerbsbedingungen aus. Allerdings, so meint Brender beruhigend, gebe es zur Zeit reichlich neue Technologien, in denen europäische Unternehmen führend seien und in die es sich zu investieren lohne. Als Beispiele nennt er die Sparte Sicherheitstechnik im Softwarebereich. „Wobei man allerdings bei europäischen Firmen nie aus den Augen verlieren darf, dass die Technologie auch unbedingt in den USA vermarktbar sein muss“, betont der Experte ausdrücklich. Dass er mit dieser Warnung nicht ganz Unrecht hat, bestätigt Joseph G. Carson, US-Ökonom und Direktor des Global Economic Research bei ACM, in einem aktuellen Bericht. Carson geht davon aus, dass US-Firmen wieder verstärkt Geld für Technologieprodukte ausgeben, und glaubt, dass ein neuer kräftiger Technologiezyklus nach dem Einbruch der Jahre 2001 und 2002 bereits wieder begonnen hat und wahrscheinlich lange anhalten wird. Als mögliche Motoren eines längerfristigen Aufschwungs nennt er unter anderem die international stark wachsende Verbreitung von Breitband-Internetanschlüssen.
Dass die Nachfrage nach solchen Produkten steigt, bestätigt etwa Sonja Kerschbaum, Wirtschaftsprüferin bei Leitner+Leitner, und erklärt: „Es ist im Moment ein deutlicher Anstieg des Interesses in diesem Bereich zu vermerken. Zurzeit betreuen wir gerade zwei Fonds, die in Kürze auf den Markt kommen. Hierbei wird es sich auch um Produkte mit kleiner Mindestbeteiligung handeln, also auch interessant für den Retail-Kunden.“ Um welche Fondsanbieter es sich dabei handeln wird, durfte Kerschbaum allerdings noch nicht verraten. Aber auch die MPC bleibt der Produktlinie treu und bringt wieder einen neuen Sparplan sowie eine Einmalerlagprodukt (siehe Kasten) heraus.
In Deutschland stand die Private-Equity-Branche zuletzt im Zuge der anhaltenden „Kapitalismusdebatte“ öffentlich am Pranger. Internationale wie deutsche Private-Equity-Unternehmen fühlen sich zu Unrecht als „Heuschrecken“ tituliert. So sieht auch Hollasch die Diskussion als übertrieben an und erklärt: „Die Private-Equity-Industrie ist ein Wachstumsmotor, der Arbeitsplätze sichert und auch maroden Firmen hilft, wieder auf die Beine zu kommen. Da kann es natürlich zu Entlassungen kommen – aber wer weiß schon, was aus diesen Unternehmen geworden wäre, wenn man ihnen nicht geholfen hätte?“


PRIVATE EQUITY Markt springt an – 2004 wurde in Europa von PE-Investoren mehr Geld investiert denn je

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt

Wirtschaftsblatt, 23. Juni 2005
(Harald Fercher)

Für europäische Firmen liessen Wachstumsfinanzierer im Vorjahr 36,9 Milliarden € springen. So viel wie nie zuvor. In Österreich stieg die Investmentsumme ebenfalls.

Es war ein erfreuliches Rekordjahr. Zumindest aus Sicht jener europäischen Firmen, die mithilfe der Private-Equity (PE)- und Venture-Capital (VC)-Industrie ihr Wachstum finanzieren. Denn 2004 wurde der bisherige Rekord an Investments aus dem Jahr 2000 deutlich übertroffen. Insgesamt flossen aus der PE-Industrie 36,9 Milliarden € in europäische Firmen. Das geht aus den kürzlich vorgelegten endgültigen Zahlen der European Private Equity and Venture Capital Association (EVCA) hervor. Auch ihr österreichisches Gegenstück, die AVCO, Dachorganisation der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie, sieht sich wieder im Aufwind. Insgesamt wurden im Vorjahr 140,5 Millionen € in die österreichische Wirtschaft gepumpt, 25 Prozent mehr als noch im Jahr davor – die bisher vierthöchste Summe.
Allein 80 Millionen – oder 57 Prozent der Gesamtsumme – flossen in das High-Tech- Segment der österreichischen Wirtschaft, berichtet Thomas Jud Geschäftsführer der AVCO, die heute ihre Jahrestagung abhält. Dass in Österreich weit mehr Geld im klassischen Venture-Bereich, also zur Finanzierung von Wachstum und Expansion eingesetzt wird, während in so genannte Buy-out-Transaktionen deutlich weniger fliesst als im europäischen Schnitt (Buy-out 2003: Europa 76,5 %; Österreich 37,6 %), begründet Jud unter anderem mit der Struktur der Betriebe. Vor allem bei Familienbetrieben gebe es noch Vorbehalte gegen Kapital aus dem PE-Bereich. Eine Situation, die sich in Deutschland ähnlich darstellt. Auch dort wird derzeit weit weniger Geld für Buy-out-Transaktionen eingesetzt.

Fund Raising stabilisiert
Bei der Summe der von PEInvestoren aufgetriebenen Gelder hat sich die Situation in Europa stabilisiert. Am Höhepunkt des New-Economy- Hypes wurde die stolze Summe von 48 Milliarden € in die Industrie gepulvert. Danach folgte ein Einbruch (siehe Grafik). Mittlerweile hat sich die Fundraising-Situation aber verbessert. 2004 wurde europaweit erstmals seit 2000 wieder mehr Geld aufgetrieben als im Jahr zuvor.
In Österreich ticken die Uhren aber anders. Die Aufbringung frischer Mittel sank um rund 26 Prozent auf 122 Millionen €. Schwankungen in dieser Grösse sind für einen kleinen Markt wie Österreich zwar nichts Aussergewöhnliches, trotzdem weisen sie auf ein schwaches Fundraising- Klima hin. Ein Teil des Rückgangs lässt sich sicher mit dem Alter der österreichischen Fonds begründen, meint Thomas Jud. Ein grosser Teil wurde nämlich Anfang 2000 aufgelegt und betreibt derzeit kein Fundraising.
Ein anderer Teil – und das sei bedenklich – ist aber auf das nicht gerade als gut zu bezeichnende Geschäftsklima zurückzuführen. Da Österreich beim Venture Capital keine lange Tradition habe, fehle es zum Teil auch an Erfahrung seitens der Investoren. Nach dem Platzen der New-Economy-Blase nehmen diese eine zurückhaltende Position ein. Um Vertrauen zu schaffen, hat die AVCO einen eigenen PE/VC Corporate Governance Kodex erarbeitet. Auch die gesetzlichen, aber vor allem die steuerlichen Rahmenbedingungen sollen verbessert werden. Die entsprechenden Verhandlungen mit dem Finanzministerium gestalten sich allerdings zäh. 


Private-Equity-Markt braucht Energiespritze

Die Presse, 22.06.2005
(Christine Seifert)

Beteiligungsfinanzierung. Trotz Steigerung im Vorjahr gehört Österreich weiterhin zu den Schlusslichtern.

WIEN. Teilweise erfreuliche Zahlen gab vor kurzem die AVCO (Austrian Private Equity Consulting and Venture Capital Organisation), Dachorganisation der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie, bekannt: Im Vorjahr wurden von Beteiligungsfonds insgesamt 141 Millionen Euro in Form von Private Equity in 140 kleine und mittlere Unternehmen investiert. Das entspricht einer Steigerung von 25 Prozent gegenüber 2003 und ist der vierthöchste Wert, der jemals in Österreich erzielt wurde.

Die Entwicklung in Österreich beschreibt Werner Albeseder, Partner und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Prime Consulting: "Mitte der Neunzigerjahre begann der Trend der Beteiligungsfinanzierungen, nahm einen steilen Anstieg bis zum Platzen der dotcom-Blase in den Jahren 2000/2001, sackte dann stark ab - im EU-Durchschnitt um 30, in Österreich auf Grund der geringeren Bedeutung um ,nur' zehn Prozent - und steigt jetzt langsam wieder." AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud erklärt die Bedeutung dieses Marktes für die Gesamtwirtschaft: "Private-Equity-Investments sichern das Weiterbestehen von Unternehmen, steigern ihre Investitionstätigkeit und forcieren Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen." Er belegt dies mit Zahlen aus einer aktuellen Studie von Arthur D. Little, AVCO und WIFO, die überdurchschnittliche Werte bei Innovationsleistung, Beschäftigungs- und Umsatzwachstum derart finanzierter Unternehmen zeigen.

Freilich finden nicht alle aufstrebenden Unternehmen Investorengesellschaften - der Großteil der vorgelegten Konzepte wird abgelehnt. Albeseder: "In diesem Fall kann man immer noch versuchen, Privatinvestoren zu finden, sogenannte Business Angels." Mittel- bis langfristiges Ziel von Private Equity-Investition ist es, die Unternehmensbeteiligung mit möglichst hohem Gewinn zu verwerten. Dafür gibt es neben dem Börsegang (IPO) des betreffenden Unternehmens auch weitere Möglichkeiten, etwa den Trade Sale - einen Verkauf an strategische Investoren - oder einen Rückkauf der Anteile durch den früheren Alleineigentümer oder durch das Management.

Rückgang beim Fundraising
Das Risiko ist allerdings hoch - bis hin zum Totalverlust, wenn es zum Konkurs kommt. Wohl mit ein Grund, warum diese Form der Unternehmensfinanzierung in Österreich nach wie vor ein Schattendasein führt. Jud selbst relativiert das positive Vorjahresergebnis: Beim Fundraising, also der Beschaffung frischer Mittel von institutionellen Investoren für zukünftige Investments, habe es einen bedenklichen Rückgang gegeben. Der Zufluss in Private-Equity-Fonds betrug 2004 knapp 122 Millionen Euro, im Jahr davor waren es noch 164 Millionen Euro.

Die AVCO hofft nun, durch die Schaffung alternativer Private-Equity-Strukturen - wie sie etwa in Belgien und Luxemburg vor kurzem beschlossen wurden - den Markt beleben zu können: Diese Form der Mittelstandsfinanzierung soll künftig nicht nur über Aktiengesellschaften, sondern auch über Kommandit- und Kommanditerwerbsgesellschaften möglich sein. Darüber hinaus soll der neu erarbeitete "Private Equity/Venture Capital Corporate Governance Kodex" die Transparenz verbessern und das Vertrauen der Investoren stärken.

Gerhard Grund, Vorstand der Raiffeisen Centrobank (RCB), die das Private Equity Portfolio der RZB managt und mittelständische Unternehmen bis zum IPO begleitet, beschreibt die Situation des heimischen Private-Equity-Marktes drastisch: "Europaweit gehört Österreich auf diesem Gebiet zu den Schlusslichtern. Vor uns befinden sich Länder wie Polen und Portugal."

Aufnahme ins Zukunftsvorsorgemodell?
Die Quote der Private Equity-Finanzierungen (in Prozent des BIP) betrage im Schnitt der EU-25 0,29 Prozent, in Österreich jedoch nur 0,05 Prozent. Bei den heimischen mittelständischen Unternehmen zeige sich nach wie vor eine markante Eigenkapitalschwäche. Grund fordert neben der Umsetzung des von der AVCO erarbeiteten Kodex auch die Aufnahmemöglichkeit von fünf Prozent Private Equity Capital ins Zukunftsvorsorgemodell. Denn: "Nur so lässt sich das Thema Private Equity in Österreich überhaupt am Leben erhalten."


Heimische VC-/PE-Spezialisten resümieren den London-Trip

Symposium: Stimmen aus Österreich

Venture Woche, Woche 25/2005
(cp)

Die Stimmung auf dem diesjährigen EVCA- Symposium in London war laut Oliver Grabherr (gcp) „verhalten optimistisch“. Der diesjährige Event sei beinahe zu einer Buy Out-Konferenz mutiert. „Venture Capital ist derzeit einfach in der Allokation zu klein“, so Grabherr. Aufschwung in der Venture Capital-Branche könnte die englische Präsidentschaft in der 2. Jahreshälfte 2005 bringen, welche genutzt werden soll, historische Agrarüberförderung in Richtung Innovation, Technologie, Wachstum und Strukturwandel zu verlagern. „Die Engländer werden die EU-Konferenz im Oktober unter diesen Titel stellen. Für die VC-/PE-Branche versprechen wir uns hier sehr viel“, so Grabherr.
Ecos Venture-Chef Werner Edlinger kommt relaxt aus London zurück: „Die PE/VC-Industrie scheint sich nun wieder stabilisiert zu haben. Die Stimmung ist sowohl bei GP's als auch LP's entspannter geworden."

Grosses Thema IR
Die EVCA hat kürzlich neue IR-Guidelines präsentiert. AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud sieht diese Richtlinien als Herausforderung: „Der Trend für die Zunft zeigt nach oben. Wir haben allerdings auch grosse Aufgaben vor uns. PE/VC muss eine gut ausgebaute Infrastruktur bieten, die sowohl auf der Beteiligungsseite als auch bei den Investoren das Vertrauen stärkt, die Transparenz erhöht und Good Practice Standards zum Durchbruch verhilft.“ Pontis Venture-Partner Gerhard Fiala ergänzt: „Klare Ziele sind: Die Professionalität weiter zu steigern, die Transparenz weiter zu erhöhen und nicht zuletzt verbesserte regulatorische Rahmenbedingungen zu forcieren."


PE-Studie: Aufbau materieller und immaterieller „Assets“

Private Equity sorgt für Wachstum

Venture Woche, Woche 24/2005
(cp)

Der Aufwärtstrend am heimischen Risikokapitalmarkt bringt der österreichischen Wirtschaft ein breites Wachstums-Potenzial. Dies hat eine Studie von Arthur D. Little, der AVCO und dem WIFO ergeben. Für viele der finanzierten Firmen war die Finanzspritze gar überlebenswichtig. Im Rahmen einer Befragung der EVCA von VC-finanzierten Unternehmen haben 57 Prozent angegeben, dass sie ohne diese Finanzierung nicht (mehr) existieren würden. Weitere 38% sind überzeugt, dass sich ihr Unternehmen ansonsten langsamer entwickelt hätte. „Private Equity-Investments sichern nicht nur das weitere Bestehen von Unternehmen, sondern steigern ihre Investitionstätigkeit kräftig und forcieren Forschung- und Entwicklungsaufwendungen“, kommentiert Thomas Jud, Geschäftsführer der AVCO.

Chancen wahrnehmen
Auf die Innovationsleistung von Unternehmen, gemessen an Patentanmeldungen, können Eigenkapitalinvestitionen laut Studie sogar deutlich stärker wirken als direkte Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Das Beschäftigungswachstum von Private Equity-finanzierten Wachstumsunternehmen bewege sich zwischen 30 und 40 Prozent pro Jahr und liege damit mehr als doppelt so hoch wie bei nicht Private Equity-finanzierten Wachstumsunternehmen. Die Studie zeigt darüber hinaus auch kräftige Umsatzsteigerungen und einen intensiven Aufbau materieller und immaterieller „Assets“ als Folge von Private Equity-Investitionen.


AVCO-Statistik 2004: Aufschwung bei Investitionen - Fundraising aber schwach

2004 brachte 141 Mio. Euro für 140 Firmen

Venture Woche, Woche 24/2005
(cp)

Die AVCO hat jüngst ihre jährliche Statistik zum Venture Capital- und Private Equity-Markt in Österreich herausgegeben. Die Essenz: 2004 ging es etwas bergauf. Investiert wurden 2004 insgesamt 141 Mio. Euro in 140 kleine und mittlere Unternehmen, was einer Steigerung von 25 Prozent zum vorangegangenen Jahr entspricht. „Die positiven Markterwartungen für 2004 haben sich erfüllt. Nachdem sich 2003 der österreichische Private Equity Markt spürbar schwächer zeigte, nahmen schon ab dem zweiten Halbjahr 2003 die Nachfrage nach Private Equity und die tatsächlichen Beteiligungsabschlüsse wieder kräftig zu, und kündigten somit einen neuen Aufwärtstrend für die Zukunft an“, erläutert AVCO-Vorstandsvorsitzender Martin Walka.
Investiert wurde vor allem in stark wachstumsorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU), auf die rund 87 Prozent des Gesamtvolumens entfallen: Über ein Prozent geht dabei in die Seedphase, elf Prozent in Unternehmens-Start-ups und ganze 75 Prozent wurden für die Expansion und das Wachstum von KMUs aufgewandt. Die verbleibenden dreizehn Prozent entfallen auf Buy-out-Transaktionen, die der Unternehmensnachfolge dienen oder spin-outs aus grossen Konzernen ermöglichen. Dem High-Tech Segment der österreichischen Wirtschaft sind immerhin fast 57 Prozent oder 80 Mio. Euro der Gesamtinvestitionen zuzurechnen.
Bei den Exits wurde im Jahr 2004 ein Rückgang von 76,9 Mio. Euro auf 68,7 Mio. Euro verzeichnet.

Fundraising-Motor blockiert
Weniger positiv als die Private Equity-Investitionen hat sich 2004 die Aufbringung frischer Mittel von institutionellen Investoren für zukünftige Investments (Fundraising) entwickelt. Wurden 2003 noch rund 164 Mio. Euro in Private Equity-Fonds eingebracht, waren es 2004 nur mehr knapp 122 Mio. Euro – das entspricht einem Minus von rund 26 Prozent. Wie die AVCO-Manager hinweisen, seien zwar Schwankungen dieser Grösse für einen Private Equity-Markt eines kleineren Landes wie Österreich nichts Erschreckendes, das schwache Fundraising-Klima könne aber in Zukunft dennoch zu einem Rückgang der Beteiligungsinvestitionen führen.


Mittel für die Mitte

Profil extra, April/2005
(Gerald Stefan)

Finanzierung. Mittelständische Betriebe gelten als chronisch unterkapitalisiert – aufgrund tradierter Vorlieben für Bankkredite und einer Scheu vor starken Finanzpartnern. Dennoch verlagern viele Kapitalgeber ihren Fokus Richtung Mittelstand.

Man soll bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist: Michael Tojner, Vorstand der Wiener Global Equity Partners (GEP), kehrte vor einigen Wochen dem Online-Wettanbieter Betandwin den Rücken. Die GEP verkaufte die meisten ihrer Betandwin-Aktien, und Tojner räumte seinen Sitz im Aufsichtsrat – freilich nicht, weil es schlecht um das Unternehmen bestellt gewesen wäre, sondern, ganz im Gegenteil, weil es gerade so gut lief: Aus dem einstigen Zwölf-Mann-Wettbüro war mithilfe des Kapitals der GEP ein international aktiver Wettanbieter geworden, die GEP konnte dadurch den Wert ihrer Anteile vervielfachen und macht den Gewinn jetzt zu Geld. „Wie dies bei einem Venture-Capital-Fonds selbstverständlich ist“, sagt Tojner.
Er wird wohl auch weiterhin genug zu tun haben. Immerhin hält die GEP über mehrere Fonds rund 20 Unternehmensbeteiligungen. Tojners Geschäft ist die Vermittlung von Risikokapital – von Private Equity, das etablierten Firmen beim strategischen Aus- oder Umbau hilft, sowie von Venture Capital, das in Gründungen investiert wird.
Das Geschäft mit der Eigenkapitalzufuhr gewinnt zurzeit auch deshalb an Bedeutung, weil der traditionelle Bankkredit rarer wird. Denn die Banken bereiten die Einführung der so genannten Basel-II-Kreditregeln für 2007 vor, die unter anderem strengere Kriterien hinsichtlich der Bonität eines Schuldners vorsehen. Vor allem schreiben sie einen hohen Eigenkapitalanteil vor, was besonders mittelständische Unternehmen trifft.
„Nur 27 Prozent des Mittelstandes in Österreich haben eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent“, sagt Werner Albeseder, Wirtschaftsprüfer und Partner der Wiener Prime Communication & Corporate Finance-Consulting GmbH. „Durch spezialisierte Beteiligungsgesellschaften könnte dem Mittelstand das nötige Eigenkapital zugeführt werden“, glaubt Albeseder.

Favorit Kredit
Anderswo ist die Inanspruchnahme von Private Equity auch bei Mittelbetrieben gang und gäbe: In den USA entfallen bloß 18 Prozent der mittelständischen Unternehmen zur Verfügung gestellten Geldmittel auf Bankkredite. Der Rest besteht aus Private Equity (siehe Grafik Seite ++). In Großbritannien liegt der Anteil der Bankkredite sogar bei nur zehn Prozent. In Deutschland und Österreich dagegen machen Kredite 70 Prozent aller Finanzierungen in diesem Segment aus.
Auch eine kürzlich publizierte Studie des Wiener Aktienforums legt anhand von Umfragedaten den Schluss nahe, dass die Mehrheit der kleinen und mittelgroßen Unternehmer noch tradionelle Finanzierungsstrukturen favorisiert – und dementsprechend von Instrumenten wie Private Equity erst überzeugt werden müsste. „Wir haben das Interesse breit abgefragt“, berichtet Markus Fichtinger, Geschäftsführer des Aktienforums, „und das Ergebnis fiel relativ bescheiden aus.“
Fichtingers Studie zufolge könnten sich in der Gruppe jener Unternehmen, die weniger als 35 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften, zwar 21 Prozent prinzipiell mit dem Gedanken an Private Equity respektive Venture Capital anfreunden. Tatsächlich angestrebt wird eine solche Finanzierung allerdings von bloß fünf Prozent der Befragten (siehe Grafik Seite ++). Die Eigenfinanzierung – also das Ansparen aus den eigenen Erträgen – ist nach wie vor am wichtigsten, gefolgt vom Bankkredit und Leasingmodellen. Venture Capital hat in Österreich derzeit mit investierten Mitteln von 0,045 Prozent des Bruttoinlandsprodukts einen generell deutlich geringeren Stellenwert als im EU-Schnitt: Dieser liegt bei 0,067 Prozent des BIP.
Thomas Jud, Geschäftsführer des Kapitalgeber-Dachverbandes Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO), interpretiert die Zahlen indes nicht ganz so pessimistisch. Dass sich 21 Prozent der kleineren Unternehmen zumindest theoretisch mit Private Equity anfreunden könnten, deute jedenfalls auf einen gewissen Sinneswandel hin, der sich aber wohl erst künftig konkret in Statistiken manifestieren werde. Zudem würden, was ebenfalls tendenziell dem Mittelstand zugute käme, Startfinanzierungen an Bedeutung verlieren, statt dessen gehe der Trend in Richtung „Later stage“ – was zum Beispiel die Finanzierung eines bereits etablierten Betriebs bedeuten kann, der auf Auslandsmärkten Fuß fassen möchte.

Fremdbestimmung
Vorerst zeigen sich nicht wenige Mittelständler freilich noch eher zögerlich hinsichtlich der Nutzung solcher Instrumente. Als wesentlicher Grund dafür gilt – neben einer Art tief verwurzeltem Hang zum vertrauten Kredit – eine gewisse Scheu der Unternehmer, durch die Hereinnahme eines Partners Mitspracherecht im eigenen Betrieb einzubüßen.
Kapitalgeber wie Michael Tojner nehmen für sich in Anspruch, diese Mentalität mittelfristig ändern zu wollen – freilich auch deshalb, weil nach der drastischen Lichtung der Reihen im Hightech- und Internet-Bereich neue Zielgebiete für Investements angepeilt werden müssen. Derzeit sei tatsächlich eine Verschiebung der Investment-Schwerpunkte in Richtung Mittelstand zu beobachten, berichtet Sabine Duchaczek von Prime Communication. Die GEP beispielsweise hat bei rund 300 privaten und institutionellen Investoren Gelder eingesammelt, das in vielversprechende Unternehmen investiert wird. Weitere bedeutende Player auf diesem Markt sind zurzeit die UIAG (Unternehmens Invest AG), die Invest Equity und die Go Equity.
Daran, dass die Einbeziehung eines Kapitalgebers stets auch eine Einschränkung der Selbstbestimmung bedeutet, führt freilich kein Weg vorbei. Branchenexperten verweisen allerdings auf Lösungen, die eine moderate und der Mentalität vieler Klein- und Mittelbetriebe eher angepasste Mitsprache externer Finanzpartner gewährleisten sollen. Berater Albeseder beispielsweise hofft auf noch zu schaffende „Evergreen“-Fonds, die sich auf längere Frist an Unternehmen beteiligen. Der Vorteil soll sein, dass bei solchen Konstruktionen nicht ausschließlich der rasche Weiterverkauf eines Unternehmens im Vordergrund steht, sondern stetige ökonomische Begleitung.
Etwas weiter gediehen ist jenes Modell, das die Wiener Finanzierungsgesellschaft Montana Capital AG, laut Eigendefinition auf „Investmentbanking für den Mittelstand“ spezialisiert, zunächst in Deutschland und im Anschluss daran auch in Österreich etablieren will. Dabei sollen Anleihen begeben werden – eine Variante der Finanzierung mit Fremdkapital, die üblicherweise größeren Unternehmen vorbehalten ist. Damit auch mittelständische Betriebe dieses Prinzip nutzen können, sollen spezielle Pools geschaffen werden, die jeweils etwa 50 bis 100 Unternehmen bündeln. Im Wege dieser Pools sollen die darin vertretenen Unternehmen an Kapital gelangen, die Pools selbst refinanzieren sich durch die Ausgabe von Mittelstandsanleihen mit einem Volumen von zumindest 150 Millionen Euro.

Mischvariante
Schon länger verfügbar sind Mezzanzinfonds: So genanntes Mezzaninkapital muss, ähnlich wie ein Bankkredit, durch Zinsen und Tilgung bedient werden, aber nur dann, wenn ein Unternehmen Gewinne erwirtschaftet – diese Kapitalform stellt damit eine Art Mischform aus Kredit und Risikokapital dar.
Eine weitere Möglichkeit der Kapitalbeschaffung besteht darin, über breite Publikumsfonds – oder ab einem gewissen Zeitpunkt eventuell sogar über die Börse – viele kleine Anleger hereinzuholen, die naturgemäß nicht daran interessiert sind, die Geschicke des Unternehmens zu lenken, sondern bloß daran, dass dieses gut wirtschaftet. Die Eco Business-Immobilien AG, ein auf den Immobilienbereich spezialisiertes Unternehmen, notiert seit kurzem an der Wiener Börse – obwohl zu ihren Haupteigentümern durchaus kapitalstarke Finanzunternehmen zählen. Vorstand Friedrich Scheck: „Die Veranlagung in Businessimmobilien nur über Bankkredite wäre nicht sinnvoll. Wir finanzieren grundsätzlich ein Drittel mit Eigenkapital, zwei Drittel mit langfristigem Fremdkapital.“
Kapitalmarktexperte Jud meint überhaupt, dass man Fremd- und Eigenkapital nicht als Kontraparts betrachten dürfe – es gehe weniger um grundsätzliche Präferenzen, sondern vielmehr um das konkrete Ziel, das mit der jeweiligen Finanzierung angepeilt werde. Nur in bestimmten Situationen sei es beispielsweise angezeigt, ausschließlich externes Eigenkapital eingesetzt: „Als Unternehmer bin ich daran interessiert, wenn ich eine große Aufgabe vor mir habe. Die Kreditfinanzierung und die Selbstfinanzierung nutze ich dagegen für das laufende Geschäft.“

Klarer Plan
Als Beispiel für die Realsierung eines klar definierten, größeren Vorhabens dürfen die entsprechenden Aktivitäten der Magnemag Numtec Holding GmbH mit 22 Millionen Euro Umsatz gelten. Das Unternehmen ging aus der Umsetzung einer besonderen Strategie hervor: aus der Mehrheitsbeteilgung eines Investors an der früheren oberösterreichischen Numtec-Interstahl sowie an dessen dänischem Konkurrenten Magnemag. 
Hintergrund der nicht ganz alltäglichen Maßnahme: Obwohl die einstige Numtec durchaus florierte, benötigte das Unternehmen nach eigener Einschätzung finanzielle Unterstützung: Es war Marktführer im sehr engen Markt der Produktidentifikation für die Stahlindustrie, wie Geschäftsführer Reinhard Wödlinger erläutert: „Ein Stahlwerk erzeugt 3000 bis 5000 verschiedene Stahlqualitäten“, so Wödlinger. „Diese müssen sofort gekennzeichnet werden. Wenn der Stahl abgekühlt ist, sieht er immer gleich aus.“
Zwar lief das Geschäft mit dieser speziellen Form der Produktkennzeichnung für die Numtec durchaus zufriedenstellend. Dennoch hatte man die Magnemag, den einzig großen Konkurrenten, im Auge – zum einen, weil die Stahlindustrie immer internationaler wird und ein Zulieferer heute global agieren können muss. Zum anderen waren die Eigentümer und Geschäftsführer beider Unternehmen mehr als 60 Jahre alt und wollten das Tagesgeschäft allmählich abgeben. Eine Übernahme, egal von welcher Seite, kam jedoch nicht infrage: weder aus psychologischen Gründen, da sich keines der beiden Unternehmen vom anderen schlucken lassen wollte, noch aus ökonomischen, weil dafür schlicht die finanziellen Ressourcen nicht gereicht hätten.
Die Lösung bestand schließlich darin, dass ein Private-Equity-Financier bei beiden Unternehmen einstieg und sie derart zusammenschloss. Heute gehören den österreichischen wie auch den dänischen Eigentümern je 24,5 Prozent, der Rest entfällt auf die Wiener Performance Achievement Invest Beteiligungs AG. Ein Bankkredit wäre zwar theoretisch auch infrage gekommen. Doch die Banken suchten jemanden, der als Lead-Investor vorangeht, berichtet Wödlinger.

Mehrheitsweg
Naturgemäß bergen derartige Konstrukte wieder jene Situation, welche viele Mittelbetriebe abschreckt: Der Investor hat grundsätzlich die Möglichkeit der nachhaltigen Beeinflussung von Geschäftsentscheidungen. Freilich lassen sich Financiers wie beispielsweise Martin Prohazka, Geschäftsführer der Risikokapitalfirma Invest Equity, auf andere Deals am liebsten erst gar nicht ein: „Wir wollen Haupteigentümer sein“, sagt Prohazka. Der Weg für die Invest Equity sei daher der Kauf der Mehrheit oder von 100 Prozent.
Dabei ist Prohazka der Ansicht, dass allfällige Bedenken im Regelfall ohnehin unbegründet seien – vielmehr würden zumeist Vorteile aus solchen Beteiligungsformen resultieren. Das übernommene Unternehmen werde schließlich, findet Prohazka, „in seinen Strukturen transparenter, das Rechnungswesen modernisiert, die Erträge gesteigert“. Dadurch sei es in der Folge auch für einen größeren Konzern mit Kaufabsichten interessant. Eines müssten die Unternehmer dabei freilich gewärtigen: „Wir verkaufen dann alles. Deshalb wird nichts wieder so sein, wie es früher war.“ Was aber zumeist keineswegs ein Nachteil sei.
Die Invest Equity übernahm beispielsweise 2001 die Druckereigruppe Strohal von der Verstaatlichtenholding ÖIAG. Strohal wurde unter Mitwirkung des Managements zu einem eigenständigen Mittelbetrieb geformt, dessen Maschinenpark heute erneuert ist und dessen Personalstand als gesichert gilt. „Im Konzentrationsprozess in der Druckereibranche ist Strohal jetzt vorneweg“, behauptet Prohazka.

Bankenpartner
Im übrigens sieht auch er sich eher als natürlicher Partner der Banken: „Wir kaufen Unternehmen, investieren und schaffen damit wieder einen Markt für Kredite, weil Eigenkapital fast immer nur 30 bis 40 Prozent der Finanzierung ausmacht und der Rest über Kredite oder Mezzaninkapital hereinkommt.“
Aktienforum-Geschäftsführer Fichtinger glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis weitere mittelständische Unternehmen in Österreich solchen und vergleichbaren Lösungen mehr Aufgeschlossenheit entgegenbringen – wenn nicht aus Überzeugung, dann aufgrund äußerer Notwendigkeit: Spätestns wenn sich die Basel-II-Regeln für die Kreditvergabe voll bemerkbar machten, werde auch in Österreich der Trend bei der Eigenkapitalfinanzierung in Richtung EU-Schnitt gehen, erwartet Fichtinger: „Man kann das mit der Euro-Einführung vergleichen, als auch alle Betriebe zwei Jahre davor sagten, dass es sie überhaupt nicht tangiert. Aber dann hat sich herausgestellt, dass sie der Euro natürlich erheblich beschäftigt.“

Klein- und Mittelbetriebe brauchten eine verbesserte Eigenkapitalausstattung, und die Basel-II-Regeln könnten sie wohl sanft in diese Richtung zwingen. Freilich haben typische Mittelständler oft eine Aversion gegen die Mitsprache Dritter – genau dafür müssten sie sich freilich mehr öffnen, wenn sie Anlegergeld lukrieren wollen. Zugleich bedarf es dafür einer Art Professionalisierung, weil häufig recht „hausbackene“ Geschäftsunterlagen und Finanzpläne für Konflikte zwischen Unternehmern und Investoren sorgen.
Vielfach hapert es schon an der Erstellung eines brauchbaren Businessplans. Experten orten vor allem Defizite bei der Finanz- sowie der Liquiditätsplanung, die Auschluss darüber geben muss, ob stets genug Geld in der Kasse ist, um anfallende Zahlungen zu begleichen. Die professionelle Erstellung von Planbilanzen (wie wird die Bilanz des übernächsten Geschäftsjahrs aussehen) und von Plan-Cashflow-Rechnungen (welche Beträge kommen wann herein) gelten als ebenso wichtig.
Als Ursache für dürftige Businesspläne und schiefes Zahlenwerk gilt, dass Unternehmer entweder alles überhaupt selbst machen wollen oder, ganz in der Tradition eines Familienbetriebes, semiprofessionelle Berater aus dem privaten Umfeld konsultieren – und verstimmt sind, wenn eine zumeist kostenintensive Überarbeitung des Werks gefordert wird. Selbst gestandene Unternehmer verfügen oft nur über eine sehr diffuse Strategie, die für andere schwer nachvollziehbar ist. Viele machen sich vor allem zu wenig Gedanken über den Mitbewerb – die möglichen Geldgeber vermissen dann glaubwürdige Zahlen über prognostizierte Marktanteile oder die Marktentwicklung.