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Pressestimmen 2003-2004

Rahmenbedingungen für heimische PE/VC-Szene sollen optimiert werden

AVCO-Chef Thomas Jud: „VC/PE ist längst kein Mythos mehr“

Venture Woche, Woche 52/2004
(cp)

Die VW sprach mit der AVCO-Führung (Thomas Jud, Martin Walka) über Zielsetzungen- und -erreichungen des VC/PE-Lobbyisten.

Wieder ist ein Jahr verstrichen und für die heimische Risikokapitalszene war es ein gemischtes Jahr. Zwar wurden viele neue Beteiligungen abgeschlossen und der Newsflow war im Grossen und Ganzen lebhaft, jedoch war es wieder kein Jahr der grossen Exits. Das Thema VC/PE dringt im Markt durch. Und dass die Rahmenbedingungen für diese Szene passen, darum kämpft die AVCO. Und das schon seit drei Jahren.

IR und Fondsstrukturen
Im abgelaufenen Jahr ist die AVCO mit ihren Anliegen wieder ein Stückchen weiter gekommen. „Noch vor Weihnachten gehen die IR-Richtlinien in die zweite Lesung“, so AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud. Erreichen will man mit den neuen Richtlinien eine angemessene Infrastruktur für Investoren. „Investoren und Risikokapitalgeber haben oft eine bis zu zehn Jahre andauernde Partnerschaft. Da sollten gewisse Regeln berücksichtigt werden“, so Jud. Mit dem aws und Mitgliedern der AVCO wurde eine Arbeitsgruppe gegründet. Vorrangiges Ziel: Einheitliche Reporting-Richtlinien schaffen. Bereits im kommenden Jahr sollen die IR-Richtlinien eingeführt werden. Jud: „Die Einhaltung der IR-Richtlinien wird der Markt selbst regeln, schliesslich wurden die Regeln aus der Branche heraus entwickelt“. Geplant ist, künftig nur noch aws-Garantien an jene VC/PE-Vehikel zu vergeben, die sich an diese IR-Richtlinien halten. „Sicherlich sind auch Punkte dabei sein, die nicht alle begrüssen“, so Jud.
Die Punkte Bewertung und Performancemessung sind ein weiteres wesentliches Thema der AVCO.
Wichtiger Programmpunkt im kommenden Jahr wird für die AVCO die Präsentation der „Impact-Studie“ sein. „Damit wollen wir aufzeigen, dass die Risikokapitalindustrie längst kein Mythos mehr ist, sondern Mehrwert für die Volkswirtschaft gebracht hat“, so der AVCO-Chef. Neben der Studienarbeit und der Optimierung der Rahmenbedingungen sieht Jud sein Tätigkeitsgebiet vor allem im Networking und der Förderung der Bewusstseinsbildung für diese Branche. „Rahmenbedingungen können nur dann verändert werden, wenn die Bedeutung klar ist“, bestätigt auch AVCO-Vorstand Martin Walka.

Ein Thema stockt
Ein Haupt-Anliegen der AVCO ist es, für neue und alternative Fondsstrukturen zu sorgen. Die in Österreich dominante MFAG sei zwar gut, jedoch stehe sie im Widerspruch zu den international üblichen Anforderungen an das PE/VC-Gechäft und im Widerspruch zum europäischen Beihilfterecht. Bis neue Strukturen in Österreich eingeführt werden, kann es aber noch dauern: „Momentan liegt der Ball bei der Politik. Das Thema ist anderen Reformvorhaben zum Opfer gefallen“, so Walka. Die von der AVCO vorgeschlagenen neuen Fondsstrukturen für Österreich beruhen auf der international üblichen Rechtsform der K(E)G (bzw. limited partnership). Um steuereffiziente alternative Strukturen zu ermöglichen, sollten die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen einige Anforderungen erfüllen, dazu gehören laut AVCO die Abschaffung der teilweisen Doppelbesteuerung (Körperschaftssteuerbefreiung der Einkunftsschedule PE/VC), die Freistellung der „management fee“ von der Umsatzsteuer, Gewährleistung von hoher Flexibilität bei der Gestaltung von Verträgen, Anerkennen von PE/VC als spezifische Form der Vermögensverwaltung, Vermeidung einer Betriebsstättenproblematik und vor allem das Vermeiden administrativer Kosten bei Dividendenausschüttungen für internationale Investoren. Vom ursprünglichen Wunsch eines eigenen PE/VC-Gesetzes, wie es in Belgien vorzufinden ist, ist man bei der AVCO aufgrund der typisch österreichisch langen Durchlaufzeiten, wieder abgekommen. Eine Manifestierung in den bestehenden Gesetzen wäre für die AVCO-Führung ein grosser Erfolg. Weitere Fortschritte in dem Bereich liegen derzeit jedoch nicht im Ermessen der AVCO.

Mehr Volumen in 2004
„So wie die Daten derzeit zeigen, gibt es 2004 eine Volumenssteigerung bei den abgeschlossenen Deals“, so Jud. Der Markt kommt also in Bewegung. „Es gibt wieder Frühphasenfinanzierungen, grosses Thema bleiben Buy outs und Nachfolgelösungen. Schwach hingegen sind Expansionsfinanzierungen im Mittelstand“, so Jud. Nächstes Ziel für die AVCO ist es, die Daten der heimichen VC/PE-Industrie in die OeNB-Statistik einfliessen zu lassen. Man sieht: Projekte gibt es also für die AVCO laufend.


Aussichtsreich: VC-Finanzierung in der Biotech

Location Austria, November/2004
(Brigit Brettentahler)

In den USA ist es längst gang und gäbe, in Österreich ist es noch eine relativ junge Finanzierungsmethode: Venture Capital.
Gerade die hochkarätige
und deshalb zukunftsträchtige heimische Biotechnologiebranche wird für Investoren immer attraktiver.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wenn es um Unternehmensgründungen geht, wird dieses Motto zum Programm. Start-ups stellen generell ein Risiko dar, in einzelnen Branchen ist die Lage aber zusätzlich verschärft. In der Biotechnologie etwa. Eine Idee braucht hier Zeit, bis sie letztendlich zum Produkt entwickelt werden kann. Labor- und Testgänge müssen durchlaufen werden, da kann es schon einmal zehn bis zwölf Jahre dauern, bis man eine Zulassung erhält. Dass da das nötige Kapital nicht aus dem Cash flow kommen kann und auch Banken der Sache eher skeptisch gegenüberstehen, ist verständlich. Die Lösung: Venture Capital, zu deutsch Risikokapital. Es wird in innovative Unternehmen in der Gründungs- und Aufbauphase investiert. Für den Kreditgeber bedeutet das natürlich ein hohes Maß an Risiko. Er selbst hat kei-nerlei Einfluss auf die Entwicklung, kann sich nicht beteiligen und es ist  nicht einmal absehbar, ob es überhaupt einen Ertrag geben wird. Bedingungen, die eine Finanzierung durch traditionelle Kreditgeber wie Banken unvorstellbar machen.

Business Angels investieren
Dafür braucht es eine besondere Form von Investoren, die sowohl über das nötige Kapital als auch über genügend Erfahrung verfügen, so genannte Business Angels. Sie bringen Eigenkapital ins Unternehmen und überbrücken damit finanzielle Engpässe in der Gründungsphase. Ein langer Atem und gute Nerven sind da gefragt, dafür bestehen aber auch attraktive Beteiligungsmöglichkeiten mit hohen Renditechancen. Der Vorteil für die Unternehmen ist klar: Innovative Ideen können rascher umgesetzt werden. Dazu kommt durch die    Investoren, die meist in mehrere Projekte und Firmen involviert sind, der Zugang zu einem umfassenden Netzwerk an Kontakten und Kooperationsmöglichkeiten.

"Österreichs Risikokapitalmarkt ist stabil,
um weiter mithalten zu können muss aber noch viel getan werden."
(Th. Jud, AVCO)

Während etwa in den USA oder in Großbritannien Venture Capital bereits seit Jahrzehnten ein etabliertes Finanzierungsinstrument ist, steckt der österreichische Risikokapitalmarkt praktisch noch in den Kinderschuhen. Erst Mitte der 90er Jahre hat sich diese Form des privaten Beteiligungskapitals hierzulande entwickelt. „Bis ca.  ins Jahr 2000 konnte die österreichische Industrie hier einen rapiden Aufschwung und stetiges Wachstum verbuchen”, analysiert Thomas Jud, Geschäftsführer Der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation. „Dann war der erste Hype der New Economy erst einmal am Ende und die Ventureaktivitäten gingen zurück.“ Von diesem Einbruch erholt sich die Branche mittlerweile wieder, sodass Österreich eine durchaus positive Atmosphäre für innovative Start-ups in der High-Tech-Branche hat. Die Infrastruktur ist günstig, es herrscht eine Offenheit gegenüber alternativen Finanzierungsmodellen, was für ausländische Investoren attraktive Chancen und solide Zukunftsperspektiven bietet.

Pionier der Branche: Igeneon
Eine der größten Venture Capital-Transaktionen der Branche war 1999 die Gründung des Wiener biopharmazeutischen Unternehmens Igeneon, das sich der Entwicklung von Krebsimmuntherapien widmet. Die Gründungsphase ist überstanden, inzwischen ist man eine Aktiengesellschaft und hat die dritte Finanzierungsrunde erfolgreich hinter sich gebracht. Bei Igeneon ist man zufrieden mit der Situation. „Man muss bedenken, dass die Biotechnologie in Österreich erst spät aufgekommen ist“, erklärt Pressesprecher Frank Butschbacher die Lage. „Das heißt, wir hatten den großen Vorteil, aus den Fehlern unserer Vorgänger lernen zu können und sie so selbst nicht mehr machen zu müssen.“ Dadurch waren rasches Wachstum und Entwicklung möglich, was wiederum für Busi-ness Angels attraktiv ist. Gerade Venture Capital ist auf Nischen fokussiert, auf Branchen, die noch nicht so entwickelt sind, wie es eben bei der Biotechnologie der Fall ist. In Österreich ist die Lage mehr als aussichtsreich und das nicht zuletzt, weil das Klima für Start-ups innerhalb der Branche günstig ist. „Besonders Wien bietet neuen Unternehmen guten Boden. Es werden einem nicht wie andernorts Steine in den Weg gelegt, ganz im Gegenteil, es wird alles darangesetzt, Unternehmen in die Stadt zu holen“, so Butschbacher. Und auch das nötige Risikokapital ist vorhanden. Die Infrastruktur, das Umfeld, das sich mit der Medizinischen Universität Wien, dem AKH und der Boku bietet, und der Pool großer Pharmakonzerne sorgen für ein effizientes Kompetenzareal, das schließlich auch Investoren anlockt.

Der Markt Der Zukunft
Wie die Zukunft der Branche aussieht, ist schwer zu sagen. In den letzten drei Jahren stagnierte die Entwicklung, blieb jedoch stabil, jetzt erholt sich die Branche wieder langsam. Das Wachstum der 90er Jahre wird aber bei weitem nicht mehr erreicht werden. „Die gesamte Biotechnologiebranche wird sich entsprechend weiterentwickeln. Die Nachfrage wird steigen, die zur Verfügung stehenden Mittel zunehmen“, meint Thomas Jud. Strukturell gesehen ist Eigenkapital gefragt, das allerdings nicht so funktioniert, wie es sollte. Es muss erst mit zunehmendem Angebot von Private Equity entstehen, das wiederum von der Nachfrage abhängig ist. Andererseits ist die Entwicklung natürlich auch von der Konjunktur abhängig und die ist weder vorhersehbar noch zu beeinflussen. 2004 war bereits ein sehr gutes Jahr, seit 2000 das erste Mal, dass wieder ein Wachstum verzeichnet werden kann. Damit verfügt Österreich über eine kleine, aber etablierte Industrie.
„In zehn Jahren wird der Markt ganz anders aussehen“, prognos-tiziert Jud. Er wird größer sein und besser. Österreich als konservatives Land, in dem man eher auf Nummer sicher als ein Risiko eingeht, ist gefordert. Die öffentliche Hand ist gefragt, um steuerrechtliche Rahmenbedingungen  zu schaffen und Impulse zu setzen.


Für Branchekenner mit guten Nerven

Die Presse, 21. Oktober 2004
(Doris Dall'Oglio)

Auch außerhalb der Börse kann man in Unternehmen investieren. Die Renditen lo-cken, das Risiko ist groß.

Venture Capital – das außerbörsliche Investieren in Start-up oder Wachstumsunternehmen  - war lange Zeit Großinvestoren vorbehalten. Nun lockt der Kapitalmarkt auch den Kleinanle-ger. Experten warnen aber vor zu viel Euphorie – trotz verlockender Ertragschancen von zehn bis 20 Prozent. „Die hohen Renditen sind das Entgelt für das höhere Risiko und die eingeschränkte Liquidität im Vergleich zu traditionellen Anlageformen”, stellt Franz R. Kreijs, Geschäftsführer der Horizonte Venture Management GmbH, klar.

Langfristige Bindung
Hinzu kommt die Tatsache, dass der Anleger einen langen Atem mitbringen muss; ideal ist eine Veranlagungsdauer von vier bis zehn Jahren. „Die Mindestanlagedauer sollte man unbe-dingt einhalten“, sagt Doris Agneter, Head of Private Equity der Raiffeisen Centrobank AG. „Ein vorzeitiges Aussteigen ist zwar mit Einschränkung möglich, dadurch können aber der Gewinn und sogar der Kapitalrückfluss verloren gehen.“ In der Investitionsphase sink sogar der Wert von Venture Capital Fonds, weil zunächst nur Ausgaben, aber keine Erträge anfallen.

Venture Capital wird mit „Wagniskapital“ übersetzt, und das hat seinen Grund: Die Gefahr der Misserfolgs ist der ständige Begleiter der Branche, daher sollen Anleger nicht nur die strahlenden Renditen vor Augen haben. „Anders als bei den börsengehandelten Gesellschaf-ten, fehlen in dieser Anlageklasse die Marktpreise. Das bedeutet, dass der private Anleger über keine effiziente Kontrolle von Renditen, Risiken und Diversifikationseffekten verfügt“, sagt Thomas Jud, Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation.

Aus diesem Grund rät Krejs zur Vorsicht: „Nur wer bereit ist, sich vor einem Einstieg intensiv mit den fundamentalen Rahmendaten der jeweiligen Unternehmung auseinander zu setzen und bereits über ein gewisses Vermögen verfügt, kann in Venture Capital investieren.“. Kei-nesfalls  sollten mehr als fünf Prozent bis zehn Prozent zur Streuung des Portfolios eingesetzt werden, so seine Empfehlung.

Trotzdem gibt es für den risikofreudigen – Kleinanleger Zugänge zu diesem Markt. Er kann in speziell aufgelegte Fonds oder Dachfonds einsteigen oder auf die Aktien von Private-Equity-Gesellschaften setzen. So kann der Anleger bei MPC Münchmeyer Petersen Capital Austria GmbH mit dem Erwerb eines Genussscheines von 1.000 Euro plus fünf Prozent Agio in über 200 qualifizierte ausgewählte Unternehmensbeteiligungen investieren.

„Das Zielinvestment sind die MPC Global Equity Fonds, die das Kapital zu 80 Prozent in renommierte Beteiligungsgesellschaften anlegen. Der Rest geht direkt an ausgewählte Start-up-Unternehmen. Das Spektrum umfasst im Prinzip aller Branchen, die salopp gesagt, nicht technologielastig sind“,  erläutert Johann Manschek, Vertriebsleiter der MPC Österreich.  “Diese prozentuelle Verteilung soll dabei dem Anleger die Risiken minimieren und dennoch hohe Rendite bringen.“

Mit den ersten Ausschüttungen könnte der Anleger nach drei vier Jahren rechnen. Dabei sollte sich die Rendite vor KESt  zwischen 15 und 18 Prozent per anno bewegen. Das Gesamtno-minale beträgt fünf Millionen, die Laufzeit neun Jahre.

Mit Aktien der Invest AG kann man sich an Unternehmen beteiligen, die die Frühphase hinter sich haben. „Derzeit investieren wir 90 Millionen Euro in 24 mittlere bis größere österreichi-sche Unternehmen, die sich durch ein funktionierendes Management und ein Wachstums- und Ertragspotential auszeichnen“, erklärt  Invest AG Vorstandsmitglied Martin Benger. Dem letzten Halbjahresbericht zufolge kann sich ein Aktienkauf ab dem Buchwert von zwölf Euro als durchaus rentabel erweisen: Denn die bisherigen Investoren konnten zuletzt 0,95 Euro je Aktie lukrieren. Das entspricht einer Rendite von 9 Prozent vor Steuern.

Anlegern, die mehr Kapital einsetzen wollen, steht ab 70.000 Euro der neue “Equity Gate“ von Raiffeisen Centrobank AG zur Verfügung. Agneter: „Investiert werden soll in rund zwan-zig Private Equity Fonds, die sich an europäischen Buy-Out-Unternehmen beteiligen, also an mittelständischen Unternehmen, die am Markt bereits etabliert sind und einen Eigentümer-wechsel durch Management Buy-Out oder Management Buy-In vollziehen. Diese starke Di-versifikation wird das Risiko verringern.“ Bei einer Laufzeit von 12 Jahre soll ein Ertrag von 20 Prozent jährlich erwirtschaftet werden.


Martin Walka wird neuer AVCO-Vorstandsvorsitzender

Gerhard Fiala nicht mehr im Vorstand der AVCO

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at) 8. Juli 2004
(cp)

MFAG-Geschäftsführer Martin Walka (Bild) wird neuer Vorsitzender des AVCO-Vorstands. Er tritt damit die Nachfolge von Gerhard Fiala (Tecnet Company) an. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Johannes Krahwinkler (Capexit) bestimmt.

Martin Walka zu den Schwerpunkten der Arbeit in der AVCO: "Hauptziel der Arbeit der AVCO ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Private Equity in Österreich. Nicht nur bei Private Equity Investitionen liegen wir in Europa weit hinten, auch bei den Rahmenbedingungen ist Österreich - so ja auch in der letzte EVCA-Studie wieder bestätigt - Schlusslicht.

Die AVCO hat konkrete Vorschläge für neue Fondsstrukturen erarbeitet und steht in Diskussion mit dem Finanzministerium über Detailfragen. Alle Anstrengungen werden darauf gerichtet sein, dies in ein Private Equity Gesetz münden zu lassen und damit internationalen Standards entsprechende Fondsstrukturen auch in Österreich zu ermöglichen.

Auch das Thema "Investors Relation" wird die AVCO weiter intensiv beschäftigen. Die im Juni abgehaltene AVCO-Konferenz war ein erster Schritt, mit institutionellen Investoren verstärkt ins Gespräch zu kommen und Vertrauen aufzubauen. Mir der Fertigstellung und Umsetzung des "Corporate Governance Codex" wird dieser Weg fortgesetzt."


Eindrücke von der AVCO-Tagung

Venture Woche, Woche 27/2004
(cp)


AVCO-Tagung 23. Juni 2004

Venture Woche, Woche 27/2004

GUEST OPINION THOMAS JUD, AVCO
Am 23.06.04 haben sich Private Equity (PE)-Investoren, Ministerienvertreter, PE-Manager und Experten zur AVCO-Investorentagung getroffen. „Bereit für den Aufbruch“ war das Motto, Chancen, Wege und neue Rahmenbedingungen für Investments in PE“ das  Thema.
Europaweit wird PE zu einer „mainstream asset class“. Neue Investoren kommen hinzu, Erfahrene erhöhen ihre asset allocation, erläuterte Georges Noel von der EVCA.
Jetzt sei die Zeit zu investieren, verdeutlichte Jonny Maxwell von Standard Life Investments. Die Performance ist ansprechend, Zinssätze und Inflation sind gering und die PE-Manager haben viel Erfahrung zu bieten.
Investments in PE wünschte sich auch Michael Eberhartinger, Büro des Regierungsbeauftragten für den Kapitalmarkt. Mehr Innovation, mehr Wachstum, mehr Beschäftigung erwartet man sich von einer besseren Eigenkapitalfinanzierung.
Es gibt aber auch kritische Töne. Ernst Krehan, UNIQA, macht deutlich, dass Investoren klare Qualitätsstandards und geeignete „corparate governance“-Regeln für die Zukunft brauchen. Das erhöht die Transparenz von PE und schafft Vertrauen.
Vertauen in die Zukunft hat Wilfried Stadler, Investkredit, der PE ein starkes Wachstum für die kommenden Jahre voraussagt. Ein Wachstum, das aber auch geeignete rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen erfordere.
In Belgien und Luxemburg wurden bereits Massnahmen gesetzt und neue PE-Fondsstrukturen realisiert. Aber auch Österreich ist auf gutem Wege. Die AVCO hat Vorschläge zu neuen Fondsstrukturen für Österreich vorgestellt, die bereits mit dem BMF im Detail diskutiert werden. Darüber hinaus haben wir IR-Richtlinien erarbeitet, die Transparenz schaffen und Qualität sichern, so wie es von Investoren eingefordert wird.
PE ist bereit für den Aufbruch - für mehr Innovation, mehr Wachstum und mehr Beschäftigung in Zukunft!


Aufbruchstimmung

Börsen-Kurier, 13. Mai 2004
(mp)

Die Erreichung der Lissabon-Ziele sei ohne Innovation nicht möglich, so Regierungsbeauftragter Dr. Richard Schenz bei einer Pressekonferenz der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation AVCO.

Er wies dabei auf den eklatanten Zusammenhang zwischen F&E-Quote und Kapitalmarktentwicklung hin. Aus diesem Grund werden Private Equity und Venture Capital für Österreichs Wirtschaft und den Wiener Kapitalmarkt immer wichtiger, so Schenz: "Start ups sind nicht über Kredite finanzierbar".

Österreichs PE/VC-Branche spürt erstmals seit Jahren wieder Aufwind. Für weiteres Wachstum sollen Investor-Relations-Richtlinien und ein eigener Corporate-Govermance-Kodex sorgen.


WENIG RISIKOKAPITAL-PROJEKTE

Die Presse, 6. Mai 2004

Im Vorjahr wurden von heimischen Venture-Capital- und Private-Equity-Unternehmen 227 Mill. Euro an Risikokapital von Investoren eingesammelt, es wurden aber nur 113 Mill. Euro in insgesamt 134 Projekte investiert - ein Rückgang um 23 Prozent gegenüber 2002. Mit 2003 sei allerdings die Talsohle durchschritten, meint die AVCO, die Dachorganisation der Beteiligungskapitalindustrie. Heuer werde es wieder deutlich mehr Risikokapital-Finanzierungen geben, da die Nachfrage nach Private Equity und Venture Capital seit dem vierten Quartal 2003 stark ansteigt.


Benimm-Regeln nun auch für Venturer

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 6. Mai 2004
(Angelika Kramer)

Der Aufschwung in seiner Branche ist da, glaubt der Chef des Venture-Verbandes Thomas Jud. Seit dem zweiten Halbjahr 2003 spürt er einen Aufwärtstrend.

Wien. Für börsenotierte Unternehmen gibt es ihn seit Oktober 2002, in Kürze soll es einen eigenen für Venture-Firmen und deren Investoren geben: Einen Corporate Governance Kodex. "Das Vertrauen der Investoren ist in der Vergangenheit etwas gestört worden. Der Kodex soll das jetzt ändern", hofft der Regierungsbeauftragte für den Kapitalmarkt, Richard Schenz.

Mit Hilfe des in Kürze fertig gestellten Kodex soll der bereits spürbare Aufschwung in der Venture-Branche verstärkt werden. Das glaubt auch der Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO), Thomas Jud: "Wenn die Investoren mehr Verständnis haben, wird auch Venture Capital wieder attraktiver."

Obwohl das Volumen beim Fundraising (von 231 auf 227 Millionen Euro) und bei den Investments (von 146 auf 113 Millionen Euro) im Jahr 2003 rückläufig war, glaubt Jud an den Turnaround. "Das zweite Halbjahr war bereits deutlich stärker als das erste. Die Stimmung in der Branche ist auch besser", versprüht Jud Optimismus. 2004 soll es dann noch steiler bergauf gehen. Jud: "Das wird ein starkes Jahr. Es hat heuer bereits einige grössere Geschäftsabschlüsse gegeben."

Um das Geschäft noch stärker ankurbeln zu können, sucht die AVCO Hilfe bei Schenz und der Regierung. Gewünscht wird ein neues Gesetz für Private Equity-Fonds, das eigens auf institutionelle Investoren zugeschnitten werden soll. Ausserdem fordern die Venturer, dass die Fonds von der Umsatzsteuer befreit werden. Schenz unterstützt das Anliegen: "Wir brauchen zusätzliches Volumen für die Börse." (akr)


AVCO mit Massnahmenkatalog zur Förderung der VC-Szene

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 5. Mai 2004
(bp)

2004 wird ein deutlicher Aufwärtstrend bei Private Equity Finanzierung erwartet - Nachfrage nach Private Equity und tatsächliche Beteiligungsabschlüsse stiegen im 2. Halbjahr 2003 kräftig an.

Die Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) - Dachorganisation der österreichsichen Beteiligungskapitalindustrie - erwartet für 2004 eine Aufbruchstimmung in der Private Equity Finanzierung. Ein Aufwärtstrend wird einer AVCO-Mitteilung zufolge auch von den Beratungsunternehmen Deloitte und PricewaterhouseCoopers bestätigt. Zur Unterstützung dieser Entwicklung, schlägt die AVCO konkrete steuerliche und rechtliche Massnahmen vor, die bereits seit einigen Monaten mit dem Bundesministerium für Finanzen und mit dem Regierungsbeauftragten für den Kapitalmarkt Richard Schenz, diskutiert werden.

"Private Equity und Venture Capital ist ein unverzichtbares Instrument der Unternehmensfinanzierung, insbesondere im Bereich der Wachstumsunternehmen, Nachfolgelösungen sowie Restrukturierungen. Wenn wir den Wirtschaftsstandort Österreich mit seiner KMU-dominierten Struktur aus kapitalmarktpolitischer Sicht sichern und verbessern wollen, müssen wir dieser Form der Eigenkapitalfinanzierung mehr Beachtung schenken und eine entsprechende Ausgestaltung der Rahmenbedingungen forcieren", informiert Gerhard Fiala, Vorstandsvorsitzender der AVCO. "Die AVCO schlägt daher ein eigenständiges Gesetz zur Schaffung neuer Private Equity Fondsstrukturen nach internationalem Vorbild vor. Das neue Gesetz soll dazu dienen, Fondskapital aus dem In- und Ausland bei geringen administrativen Kosten aufzubringen und Beteiligungsinvestitionen leichter durchführen zu können. Weiters setzt sich die AVCO für eine Anpassung der Veranlagungsvorschriften für institutionelle Anleger ein, um den Zugang von Pensionsfonds, Versicherungen und Mitarbeitervorsorgekassen zu Private Equity-Fonds zu erleichtern", so der AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud.

"Wie auch die Studie "Benchmarking European Tax & Legal Environments" der EVCA - European Private Equity and Venture Capital Association - zeigt, hat Österreich gerade in diesem Bereich noch einen kräftigen Aufholbedarf. In einer Reihung von 15 europäischen Staaten, die anhand von Kriterien wie verfügbare Private Equity-Fondsstrukturen, Steuersystem, Veranlagungsrichtlinien für institutionelle Investoren und unternehmerisches Umfeld vorgenommen wurde, liegt Österreich deutlich zurück", ergänzt Jud.

"Insbesondere für die Finanzierung von Innovationen, wovon in der Zukunft die entscheidenden Wachstumsimpulse ausgehen werden, benötigt man einen aktiven vorbörslichen Risikokapitalmarkt ebenso notwendig wie eine leistungsfähige Börse", erklärt Schenz die gesamtwirtschaftliche Bedeutung von Private Equity und Venture Capital. "Der Venture Capital und Private Equity Bereich ist eine der wichtigsten Quellen für Börseeinführungen und trägt damit zur angebotseitigen Stärkung des Kapitalmarktes bei. Umgekehrt belebt die eindrucksvolle Performance und der anhaltende Aufwärtstrend der Wiener Börse auch den vorbörslichen Bereich im Sinne eines top-down Ansatzes durch verbesserte Exit-Möglichkeiten", zeigt Schenz abschliessend die Bedeutung für den Kapitalmarkt auf.

Zusätzlich zu geeigneten steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen soll die österreichische Private Equity Industrie aber auch von klaren Qualitätskriterien für die Investoren in Private Equity-Fonds profitieren. "Zu diesem Zweck erarbeiten wir derzeit Investor Relations Richtlinien auf Basis internationaler Praxis, die das Vertrauen der Investoren zusätzlich stärken sollen", erläutert Jud weitere Ansätze im Massnahmenkatalog für den österreichischen Private Equity Bereich.

Investmentvolumen 2003
Obwohl die Investmentvolumina im Gesamtjahr 2003 auf europäischer Ebene wie auch in Österreich spürbar gesunken sind, stiegen sowohl die heimische Nachfrage nach Private Equity als auch die tatsächlichen Beteiligungsabschlüsse im 2. Halbjahr 2003 kräftig an. In Österreich fielen 65 Prozent aller 134 Deals in die 2. Hälfte des Jahres 2003, wobei sich auch über die einzelnen Quartale eine deutliche Aufwärtsbewegung zeigt: Q1-15 Prozent, Q2-20 Prozent, Q3-29 Prozent, Q4-36 Prozent.


PRIVATE EQUITY/VENTURE CAPITAL

Tempolimit

Der österreichische Markt für Beteiligungskapital – Marktakteure und Marktstruktur

FINANCE, Februar 2004
(Olaf Blachowski)

Die guten steuerlichen Rahmenbedingungen für die österreichische Beteiligungslandschaft sind an eine Vielzahl restriktiver Investitionsvorgaben gebunden. Mittlerweile ist das Modell zur Fußangel für die gesamten Branche geworden. Der Reformbedarf ist groß.

Thomas Jud hat einen Gesprächsmarathon vor sich. Viele Jahre hat der Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital  Organisation (AVCO) Lobbyarbeit geleistet. Vor einigen Wochen ist dann der Startschuss für die finale Verhandlungsreihe mit den Beauftragten für die österreichische Kapitalmarktentwicklung gefallen. Das Ziel des Chefs der AVCO: die Angleichung der Rahmenbedingungen für die alpenländischen Beteiligungsgesellschaften an europäische Verhältnisse.

Steuerlich komfortabel
„Wir streben ein ähnliches Konstrukt an wie die international in der Beteiligungsbranche üblichen Limited Parternships“, sagt Jud. Davon ist die österreichische Beteiligungsbranche weit entfernt. Das Gros der Risikofinanziers firmiert als Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft (MFG). Eigentlich ein komfortables Konstrukt für die Szene: Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften sind in den ersten fünf Jahren nach der Gründung vollkommen befreit von der Körperschaftsteuer. Danach fällt nur eine Körperschaftsteuer auf den Veranlagungsbereich an, die Erträge aus dem Beteiligungsgeschäft bleiben weiterhin steuerfrei. Ausschüttungen an Gesellschafter sind bei natürlichen Personen bis zu 14.000 Euro einkommensteuerfrei, die Gesellschaftsteuer für die Ausgabe von Aktien und Genussrechten entfällt, und auf den Erwerb von Beteiligungen wird keine Kapitalverkehrsteuer erhoben. Außerdem: Mit der Sorge der deutschen Beteiligungsgesellschaften, denen unter Umständen eine Vollbesteuerung des nachrangigen Mehrgewinnanteils (Carried Interest) bei der Auflage neuer Fonds droht, müssen sich österreichische Wagniskapitalfinanziers nicht rumschlagen. Alle MFGs sind Aktiengesellschaften. Das Management ist direkt an der Gesellschaft beteiligt und erhält eine jährliche Gewinnausschüttung.
Da gibt es eigentlich nichts zu meckern. Aber die steuerlichen Vorzüge haben ihren Preis: Die österreichischen Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften unterliegen einer Vielzahl restriktiver Vorschriften. Ein als MFG konstruierter Risikofinanzier darf maximal 49 Prozent der Geschäftsanteile eines Unternehmens erwerben. Bis vor ein paar Jahren kein Problem: Länger als andere, entwickeltere Beteiligungsmärkte setzte die hiesige Szene auf die Expansionsfinanzierung. Doch das ist vorbei. Die österreichische Beteiligungslandschaft verzeichnet einen stetigen Zuwachs von Management-Buyouts. Da ist die 49-Prozent-Klausel mehr als ein Hindernis. Außer in Syndizierungsfällen bei großen Transaktionen übernimmt kein Risikofinanzier bei einem MBO weniger als 50 Prozent an dem Unternehmen. Die Folge in Österreich: Eine Beteiligungsgesellschaft muss sich einen Syndizierungspartner suchen, oder das Investment tätigen andere ausländische Private-Equity-Gesellschaften.

Restriktive Investitionsvorschriften für MFGs
Die 49-Prozent-Klausel ist nicht die einzige Barriere. Der Schritt für österreichische MFGs über die Grenzen Österreichs hinaus ist nur begrenzt möglich. Sie müssen mindestens 75 Prozent der Investments in der Heimat tätigen. 70 Prozent des gesamten Investitionsvolumens müssen im gewerblichen Sektor investiert werden. Beteiligungen in der Finanzdienstleistungsbranche oder im Energiesektor können sie gleich vergessen. In diese Bereiche dürfen die alpenländischen Wagniskapitalgeber überhaupt nicht investieren. Konzentrieren müssen sich die Finanziers auf kleine und mittelständische Unternehmen, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt in Österreich haben und nicht mehr als 220 Millionen Euro umsetzen.
Die Sonderbestimmungen zur MFG wurden im Zuge der Steuerreform im Jahr 1994 eingeführt. Damals sollten sie speziell die Entwicklung eines lokalen Beteiligungsmarktes forcieren und die Eigenkapitalausstattung sowie die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen in Österreich verbessern. Das hat auch geklappt. Doch mittlerweile sind die harten Restriktionen zur Fußangel für die gesamte Branche geworden. Den Schritt ins Ausland hat zwar bisher kaum eine Beteiligungsgesellschaft gewagt, doch sie scharren mit den Füßen. Seit einiger Zeit ziehen die Bruttoinvestitionen der österreichischen Akteure im Ausland an. Wegen der restriktiven Investitionsauflage bleibt allerdings wenig Spielraum für Engagements im Ausland. Doch nicht nur hinter den Grenzen Österreichs ziehen einige aussichtsreiche Investitionsmöglichkeiten an den alpenländischen Risikofinanziers vorbei. Das Pokern um die großen, österreichischen Staatskonzerne wird ohne sie gespielt.

Warum kein KG-Konstrukt?
Bleibt die Frage: Warum unterwerfen sich die österreichischen Risikofinanziers diesen Restriktionen? Eine Alternative bietet doch die Rechtsform einer Kommanditgesellschaft. Dieses Limited-Partnership-Modell wird auf internationaler Ebene üblicherweise als Fondsvehikel für Private Equity und Venture Capital genutzt. Steuerlich bietet eine österreichische Kommanditgesellschaft ähnliche Vorteile wie eine MFG. Sie ist ebenfalls nicht körperschaftsteuerpflichtig. Außerdem: Anders als in Deutschland droht bei einer gewerblichen Infizierung der Kommanditgesellschaft keine Gewerbesteuer. Der Grund ist einfach: In Österreich gibt es keine Gewerbesteuer. Doch Jud winkt ab: „Die rechtlichen Bestimmungen bei einer Kommanditgesellschaft können unterschiedlich ausgelegt werden. Erst einmal muss überhaupt geklärt werden, ob Beteiligungsaktivitäten im Rahmen einer KG als gewerblich oder vermögensverwaltend eingestuft werden.“ Zudem ist unklar, ob ein bestehendes und – wenn ja – welches Gesetz die Aufsicht regelt. „Das Wertpapieraufsichtsgesetz oder das Bankwesengesetz? Oder gar beide?“, wirft Jud ein. „Und wenn sie greifen“, fügt er hinzu „dann müssen noch einige aufsichtsrechtliche Fragen in Bezug auf Private Equity und Venture Capital geklärt werden.“

Rechtliche und steuerliche Unsicherheiten
Doch die rechtliche Unsicherheit ist nicht der einzige Grund, warum die alpenländischen Risikofinanziers dem Fondsvehikel Kommanditgesellschaft bisher den Rücken zukehren. „Auch steuerlich ist noch einiges ungeklärt“, gibt Jud zu bedenken und verweist auf die derzeit noch laufenden Gespräche mit dem Bundesfinanzministerium. Ganz oben auf der Agenda: die steuerliche Behandlung von Beteiligungsveräußerungserlösen sowie internationalen Investoren.
Ein Thema in den Gesprächen wird auch die geltende Umsatzsteuerregelung sein. Eine international übliche strikte Trennung der Managementgesellschaft und des Fonds ist bisher nicht möglich. Nicht alle Dienstleistungen der Managementgesellschaften gegenüber ihren Fonds, die nicht als Vorsteuer geltend gemacht werden können, sind umsatzsteuerbefreit. Außerdem: Auf der Investorenseite ergibt sich ein entscheidender Nachteil für Investoren, die sich als natürliche Person an einem KG-Fonds beteiligen. Sie müssen, anders als in Deutschland, Gewinne aus Beteiligungsveräußerungen voll versteuern. In Deutschland greift bei natürlichen Personen das Halbeinkünfteverfahren. Allein das ist Grund genug, warum die österreichische Beteiligungslandschaft das KG-Modell meidet. Nur eine VC-Gesellschaft hat bisher in Österreich einen Fonds mit einem Limited-Partnership-Modell initiiert. Allerdings verfolgt dieser VC-Geber auch eine ungewöhnliche Investitionsstrategie. Im Anlegerfokus stehen private Investoren. „Es können sich nur Kleinanleger mit weniger als 1 Prozent an dem Fonds beteiligen“, sagt Jud. „Damit fallen sie unter die 1-Prozent-Regelung, und ihre Erträge bleiben von der Einkommenssteuer verschont.“

Reformbedarf
„Die Rahmenbedingungen für die österreichische Beteiligungslandschaft müssen schnell modernisiert werden“, drängt Jud. Um an den Entwicklungsstand von Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder Deutschland aufzuschließen, muss der rechtliche Rahmen vollkommen umgekrempelt und an internationale Standards angepasst werden. Zum einen, damit die österreichischen Beteiligungsgesellschaften über die Grenzen des kleinen alpenländischen Marktes hinaus frei investieren können, zum anderen, damit auch innerhalb der eigenen Grenzen keine restriktiven Investitionsvorschriften lukrative Beteiligungsmöglichkeiten ausschließen.
Im Mantel der MFG kann das nicht realisiert werden. Auch wenn sich die Beteiligungsbranche sicherlich darüber freuen würde, wenn einfach die restriktiven Investitionsvorschriften aufgehoben werden und die vorteilhaften steuerlichen Rahmenbedingungen bleiben. Für den Staat Österreich wäre das allerdings ein Desaster. Der Grund ist einfach: Würde die Regierung die restriktiven Vorschriften einfach aufheben, drohte, dass Unternehmen außerhalb der Beteiligungsbranche das steuerbegünstigte Konstrukt der MFG wählen und ihre Geschäfte unter dem Dach einer Finanzholding vereinen. Das Resultat: Kaum noch ein österreichisches Unternehmen würde Körperschaftsteuern zahlen.
Jud setzt deshalb auf die international übliche Rechtsform der Kommanditgesellschaft. Doch bis der steuerliche und rechtliche Rahmen innerhalb der existierenden österreichischen Kommanditgesellschaft für Beteiligungsaktivitäten geschaffen worden ist, muss Jud noch viele Gespräche führen.


Risikokapitalgeber im Stimmungshoch

APA-JOURNAL Geld 03/2004, 16.01.2004

Nach Rückschlägen in den vergangenen Jahren erwarten die Private Equity- und Venture Capital-Geselllschaften laut Umfrage wieder spürbaren Aufwind. Auch in Österreich hat sich die Stimmung "deutlich verbessert", so der Branchenverband AVCO.

Unter den deutschen, österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für Private Equity (PE) und Venture Capital (VC) herrscht derzeit höchster Optimismus. Das geht aus den Ergebnissen des aktuellen Stimmungsbarometers hervor, den der Unternehmensberater Deloitte & Touche regelmäßig erstellt. Vierteljährlich werden von Deloitte Deutschland für die Umfrage etwa 2.000 PE- und VC-Manager aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zu ihren Erwartungen befragt. Sehr positiv sehen die Umfrageteilnehmer demnach die prognostizierte Entwicklung sowohl der allgemeinen als auch der branchenspezifischen Konjunktur in den kommenden sechs Monaten, teilte Deloitte & Touche mit. Für Deal-Aktivitäten setze sich der stabilisierende Trend der vergangenen Quartale fort, das Fundraising bleibe weiterhin das Sorgenkind der Branche, so die weitere Einschätzung der Lage.

Eine zügige Wiederbelebung der Private Equity-Branche in den kommenden neun Monaten wird laut Umfrage von deutlich mehr als der Hälfte der Befragten erwartet. Dies gelte allerdings noch nicht für die Venture Capital-Branche, wo ein Aufschwung erst innerhalb der nächsten zwölf Monate oder noch später gesehen wird, schreibt Deloitte. Besonderer Optimismus ist vor allem bei der erwarteten Wertentwicklung der Beteiligungen zu verzeichnen: Beide Branchen rechnen 2004 mit besseren Ertragsaussichten, die den Wert der Portfoliounternehmen wieder über ihren jeweiligen Kaufpreis steigen lassen.

Wachstumstreiber in der Venture Capital-Industrie werden die Sektoren Medizintechnik/Life Science, Nanotechnologie und Sicherheitstechnik sein, erwarten die Befragten laut Studie. Investitionen werden voraussichtlich überwiegend in Größenordnungen von 1 bis 5 Millionen Euro getätigt werden. Weiterhin erwarten die VC-Marktteilnehmer, dass Exits vornehmlich über Weiterverkäufe (Trade Sale) und M&A zu realisieren. IPO's wird unverändert keine signifikante Bedeutung als Exitkanal zugemessen.

Auch in der Private Equity Branche setzt sich der positive Trend der Vorquartale fort. So erreicht der Private-Equity-Stimmungsindikator einen absoluten Spitzenwert. Allerdings hat das Aufleben der PE- Branche auch ihre Schattenseiten. Die zunehmende Aktivität ausländischer Investoren wird nach Erwartung der PE-Manager den Wettbewerb im deutschsprachigen PE-Markt zusätzlich verschärfen. Zudem stellen die PE-Manager beim Screening potenzieller Investitionsobjekte noch höhere Ansprüche als in der Vergangenheit. Besonders bemerkenswert ist, dass qualitativen Faktoren wie etwa der Kompetenz des Managements dabei ein höherer Stellenwert eingeräumt wird als der erzielbaren Rendite, führt Deloitte weitere Ergebnisse der Umfrage an. Bei der Verfügbarkeit von Mitteln für die Finanzierung von Transaktionen ist nur vorsichtiger Optimismus für die kommenden sechs Monate zu verzeichnen. Grund dafür sei auch eine restriktive Kreditpolitik der Banken, die 80 Prozent der Befragten immer noch als schwierig ansehen.

Optimismus in Österreich
In Österreich habe sich im vergangenen Jahr die Stimmung unter den Risikokapitalgesellschaften "deutlich verbessert", erklärte der Geschäftsführer des österreichischen Branchenverbandes AVCO, Thomas Jud, gegenüber den APA-Journalen. Genaue Zahlen über das vergangene Jahr seien noch nicht verfügbar. Derzeit erhebe die AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) die Daten für 2003 bei den heimischen Risikokapitalgesellschaften.

Nach einer ersten vorsichtigen Einschätzung könnte es im vergangenen Jahr in Österreich zu einem Rückgang der Beteiligungsaktivitäten gekommen sein. Es sei möglich, dass manche Kapitalgeber mit Blick auf die sich bessernden Konjunkturaussichten mit Engagements noch ein wenig zuwarten, so Jud. Ein Rückgang sei aber noch lange nicht definitiv. Es könne nach Auswertung der Daten durchaus noch als positive Überraschung herauskommen, dass die Beteiligungsaktivitäten in Österreich sogar zugenommen haben, zeigte sich Jud sehr zurückhaltend bei der Markteinschätzung für 2003. Im Jahr 2002 hatte die heimische Branche vergleichsweise deutlich besser abgeschnitten und das Niveau gegenüber 2001 stabil halten können. Dem gegenüber kam es in einigen europäischen Märkten zu deutlichen Rückgängen von bis zu 30 Prozent.

Fundraising-Jahr 2004
Dem noch jungen Jahr misst der Jud vor allem im Bereich der Aufbringung neuer Mittel große Bedeutung zu. 2004 werde ein "massives Fundraisingjahr", so der AVCO-Geschäftsführer. Von der Frage der Kapitalaufbringung im heurigen Jahr werde zum Teil auch die zukünftige Entwicklung der Branche in Europa abhängen, denn dabei gehe es um die Mittel, die in den kommenden fünf bis sechs Jahren investiert werden könnten. Für Österreich sieht Jud die Lage weniger kritisch. Es gebe hier zum Unterschied zu anderen Ländern noch einige Fonds, die noch verfügbare Gelder für PE- und VC-Investitionen haben.

Generell erwartet sich Jud für die heimische Risikokapitalbranche einen weiteren Aufschwung. Der Beteiligungsmarkt in Österreich habe in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich zwar stark aufgeholt. Es bestehe aber nach wie vor Nachholbedarf. Es werde wieder zu einer "Periode des Wachstums" kommen, das aber nicht mehr so rasant wie in den 90er Jahren ausfallen werde. Diese "Boomphase wird so schnell nicht wieder kommen", meinte Jud zur APA.


PRIVATE EQUITY/VENTURE CAPITAL

Strukturen im Wandel

Der österreichische Markt für Beteiligungskapital – Marktakteure und Marktstruktur

FINANCE, Dezember 2003/Januar 2004
(Olaf Blachowski)

Der Entwicklungsstand des Marktes für Beteiligungskapital in Österreich liegt noch weit hinter den Beteiligungslandschaften anderer europäischer Länder zurück. Doch die Aufholjagd hat begonnen: Das Alpenland gleicht seine Marktstrukturen immer mehr den europäischen an.

Macht sich ein Unternehmer in Österreich mit klammen Taschen auf die Suche nach einem Risikofinanzier, spart er immerhin an den Fahrtkosten. Nicht weil die größte geographische Ausdehnung der Alpenrepublik gerade mal der Strecke Frankfurt – Hamburg entspricht, sondern weil er einfach nur zum Klinkenputzen nach Wien fahren muss. Rund 90 Prozent aller alpenländischen Risikofinanziers haben ihren Sitz im Schatten von Stephansdom und Prater. Es ist eine überschaubare Szene: Gerade einmal rund 30 Beteiligungsgesellschaften zählt Österreich insgesamt. „Zusammen verfügen sie über ein Fondsvolumen von etwa 1,3 Milliarden Euro“, schätzt Thomas Jud, Geschäftsführer der Austrian Venture Capital und Private Equity Organisation (AVCO).

Kleiner Investitionsfokus
Mit allzu großen Finanzierungswünschen darf der Kapitalsuchende allerdings nicht ankommen. Der Investitionsfokus übersteigt bei wenigen alpenländischen Risikofinanziers die Marke von 10 Millionen Euro. Kaum eine Gesellschaft hat je mehr als 50 Millionen Euro an Kapital eingesammelt. Aus gutem Grund: In der kleinen Volkswirtschaft Österreich ist kaum Spielraum für größere Investments. Bis auf die großen Staatskonzerne gibt es nur wenige große Unternehmen in der Alpenrepublik. „Wir würden gerne mehr investieren“, sagt der Vorstandschef der Unternehmens Invest AG, Martin Begener. Er setzt seinen Investitionsfokus auf Beteiligungen zwischen zwei bis drei Millionen Euro. „Das gibt der österreichische Markt allerdings nicht her.“
Größere Investitionsmöglichkeiten warten im europäischen Ausland. Doch diesen Schritt hat bisher kaum eine österreichische Beteiligungsgesellschaft gewagt. Im Jahr 2001 investierte die alpenländische Beteiligungsbranche gerade einmal 12 Prozent der Bruttoinvestitionen von 157 Millionen Euro außerhalb Österreichs. Doch diese stark lokal orientierte Anlagepolitik befindet sich im Wandel. Bereits im vergangenen Jahr flossen 25 Prozent der Bruttoinvestitionen von 146,1 Millionen Euro ins Ausland. Dabei schielen die alpenländischen Beteiligungsgesellschaften gen Osten. „Wir werden uns in Zukunft verstärkt Richtung Ungarn und Tschechien orientieren“, sagt Martin Prohazka, Managing Partner bei der Wiener Invest Equity. Auch Jud rechnet mit verstärkten Engagements österreichischer Beteiligungsgesellschaften im Osten Europas und bekräftigt: „Österreich ist ein idealer Standort, um in den neuen Beitrittsländern der EU zu investieren.“
Bei der Wahl der Investments setzt kaum ein Risikofinanzier einen engen Investitionsfokus auf bestimmte Branchen. „Dafür ist der Markt in Österreich zu klein“, urteilt Jud. Ähnlich ist es auch bei den Finanzierungsphasen: Wenige Gesellschaft investieren ausschließlich nur in eine oder zwei Phasen. Die meisten decken die volle Bandbreite ab. Nur vom Early-Stage-Geschäft haben viele Risikofinanziers die Nase voll. „Wir haben uns letzten März von unserem Frühphasengeschäft getrennt und es in die VC-Gesellschaft gamma capital partners eingebracht“, sagt Invest-Equity-Chef Prohazka. Damit steht Invest Equity nicht alleine da: Auch die Beteiligungsgesellschaft Go Equity konzentriert sich künfitg auf reifere Phasen.

Andere Investitionsschwerpunkte
Ein Stimmungsumschwung auf breiter Front. Jud weiß, warum das so ist: „Momentan herrscht auch in Österreich kein optimales Umfeld für das Frühphasengeschäft.“ Dabei mangele es nicht an interessanten Unternehmen. „Für reifere Projekte lässt sich momentan einfach leichter Kapital beschaffen“, begründet er die Situation. Der Trend Richtung reifere Unternehmen machte sich bereits im Jahr 2002 bemerkbar: Das durchschnittliche Dealvolumen stieg im Vergleich zum Vorjahr von 0,69 Millionen Euro auf 0,8 Millionen Euro. Die Devise: weniger Deals, aber dafür größere.
Damit passte sich Österreich dem europäischen Trend an. Mit einem entscheidenden Unterschied: Während Länder wie Großbritannien ihre Investitionen verstärkt auf Buy-outs fokussierten, verlagerte Österreich die Investitionen stärker auf das Expansionsgeschäft. In Österreich flossen im Jahr 2002 rund 60,4 Prozent der Investitionen in Expansionsprojekte, während in Buyouts gerade einmal 12,8 Prozent investiert wurden. Zum Vergleich: In Deutschland wurden im letzten Jahr 45,7 Prozent in Buy-outs investiert und lediglich 28,1 Prozent in das Expansionsgeschäft. „Daran wird sich auch so schnell nichts ändern“, meint Jud. Mit einer Annäherung an den starken europäischen Fokus auf Buy-outs rechnet er erst in ferner Zukunft.
Schneller werden sich die Strukturen im Fundraising ändern: Bisher übernehmen die Banken noch eine dominierende Investorenrolle in Österreich, während in anderen europäischen Beteiligungsmärkten die Kreditinstitute nur einen kleineren Teil beitragen. Der Markt für Beteiligungskapital liegt in Österreich im Entwicklungszyklus weit hinter Frankreich, Deutschland oder Großbritannien zurück. Am Anfang der Entwicklung übernehmen die Banken eine initiierende Rolle beim Fundraising, um den Markt zu stabilisieren. Österreich steht gerade auf der Schwelle. Die Kreditinstitute haben sich in den vergangenen zwei Jahren stark zurückgezogen. Trugen sie im Jahr 2001 noch rund 63 Prozent zum gesamten Fundraisingvolumen bei, hat sich der Beitrag Beitrag im vergangenen Jahr auf 41 Prozent reduziert.

Wer springt ein?
Die Rolle der Banken übernehmen klassischerweise Pensionsfonds und Versicherungen. So auch in Österreich: Die Versicherungen steigerten ihre Investitionen in den Fonds der Risikofinanziers im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 16 Prozent. Nur die Pensionsfonds halten sich bisher zurück: Gerade einmal 3 Prozent machte ihr Anteil im vergangenen Jahr in den Fonds der Beteiligungsgesellschaften aus. Ihr Beitrag wird sich in den nächsten Jahren kontinuierlich erhöhen. Auf die heimischen Pensionsfonds kann die Branche dabei kaum zählen. Insgesamt verwalten sie in Österreich ein Volumen von 8,3 Milliarden Euro. „Nur 2 bis 3 Prozent werden davon in die Fonds der Risikofinanziers wandern“, schätzt Jud.
Ein großes Potenzial sieht er im neuen Mitarbeitervorsorgegesetz. Seit Anfang des Jahres 2003 müssen die Arbeitgeber 1,53 Prozent der Löhne in die sechs zugelassenen Mitarbeitervorsorgekassen einzahlen. Jud rechnet damit, dass das Volumen der Kassen in etwa zehn bis 15 Jahren rund 60 Milliarden Euro betragen wird. „Ein enormes Potenzial für die Beteiligungsbranche in Österreich“, meint er.

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Aufbruchstimmung

Der österreichische Markt für Beteiligungskapital – ein Überblick

FINANCE, November 2003
(Olaf Blachowski)

Viele Jahre hinkte Österreich den europäischen Trends im Beteiligungsmarkt hinterher. Nun steht die Branche aber in den Startlöchern. Die aktuellen Zahlen lassen für die Zukunft eine schnelle Aufholjagd erwarten. In drei Folgen berichtet FINANCE über den Markt für Beteiligungskapital in Österreich. Ein Marktüberblick macht den Auftakt.

Der österreichische Markt für Beteiligungskapital fristete lange Zeit ein Schattendasein. Während in den großen europäischen Volkswirtschaften alternative Finanzierungsquellen abseits des Bankkredits regen Zuspruch erhielten, passierte in der Alpenrepublik lange Zeit fast gar nichts. Nicht einmal zehn Jahre alt ist der Beteiligungsmarkt in Österreich. Auch heute noch ist für mehr Unternehmer in Österreich Private Equity ein Fremdwort als für Unternehmer in Frankreich, Deutschland oder Großbritannien. Die Hemmschwelle, Beteiligungskapital als alternative Finanzierungsquelle zu nutzen, ist hoch, weitaus höher als in den Nachbarländern.

Festgefahrene Finanzierungspraxis
Der Geschäftsführer der Dachorganisation der österreichischen Beteiligungsgesellschaften (AVCO), Thomas Jud, weiß, warum das so ist: „Die extrem starke Bankenlandschaft in Österreich prägte viel länger als anderswo das Finanzierungsbewusstsein der Unternehmen.“ Die klassische Kreditfinanzierung sitze in den Köpfen der Unternehmer fest. Zudem seien die österreichischen Kreditinstitute in der Vergangenheit bereit gewesen, mit geringen Eigenkapitalquoten zu arbeiten. Die Risikobereitschaft der Banken hemmte das Wachstum der Branche maßgeblich. Hinzu kamen sehr umfassende Förderstrukturen. Zinszuschüsse vom Staat und andere Fördermaßnahmen machten die Finanzierung über einen Bankkredit attraktiv. Darum ist die Bereitschaft österreichischer Unternehmen, sich neuen Finanzierungsquellen zu öffnen, sehr gering.
Doch dass diese Denkmuster bereits aufgebrochen werden, zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. Während die Krise an den Kapitalmärkten wie ein donnerndes Gewitter über die europäische Beteiligungslandschaft hereinbrach, ging über Österreich nur ein kleiner Schauer nieder. In Österreich ist das Ausgangsniveau natürlich erheblich niedriger, aber die Abkehr von Private Equity und Venture Capital aus Deutschland fand nur in geringem Ausmaß den Weg gen Süden.
Ein Vergleich: In Deutschland sank die Investitionstätigkeit der Beteiligungskapitalgeber im Jahr 2002 um satte 40 Prozent von rund 4,5 Milliarden Euro im Jahr 2001 auf 2,5 Milliarden Euro. Bei den Österreichern sank die Investitionstätigkeit im selben Zeitraum hingegen nur um knapp 1 Prozent. Statt 147 Millionen Euro im Jahr 2001 investierten die österreichischen Beteiligungsgesellschaften im Jahr 2002 rund 146 Millionen Euro. Dass das Vertrauen in die Branche in Österreich gewachsen ist, zeigt auch das Fundraising: Die Beteiligungsgesellschaften in der Alpenrepublik sammelten im vergangenen Jahr 177,1 Millionen Euro ein und damit 22 Prozent mehr als im Jahr 2001. In Deutschland hingegen waren die Zahlen mehr als ernüchternd. Die Gesellschaften sammelten im Jahr 2002 rund 3,8 Milliarden Euro ein – 70 Prozent weniger als im Jahr 2001.
Nur in einem Punkt waren sich beide Länder einig: Genau wie in Deutschland waren in Österreich mehr als 60 Prozent aller Exits ein Totalausfall und mussten abgeschrieben werden. In der Alpenrepublik trennten sich die Risikofinanziers von Engagements mit einem Wert von rund 64 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es nur 34 Millionen Euro gewesen.

Wachstumsphantasien
Bis der Beteiligungsmarkt in der Alpenrepublik mit den fortgeschritteneren Ländern in Europa gleichzieht, ist es noch ein weiter Weg. Das „zarte Pflänzchen“, wie Hannes Ambacher, Managing Partner bei Gamma Capital Partners, den österreichischen Beteiligungsmarkt gerne nennt, trug im vergangenen Jahr gerade magere 0,07 Prozent zum BIP bei. Die gesamte europäische Beteiligungsindustrie hatte mit Investitionen von 27,6 Milliarden Euro einen Anteil von 0,253 Prozent an der gesamteuropäischen Wirtschaftsleistung.
Für Verbandschef Jud besteht kein Zweifel: „Der österreichische Beteiligungsmarkt wird in den kommenden Jahren stärker wachsen als der europäische. Der Nachholbedarf ist groß.“ Basel II wird der offenherzigen Kreditvergabe der österreichischen Kreditinstitute einen Riegel vorschieben. Zwangsläufig müssen sich die Unternehmer nach neuen Finanzierungsquellen umschauen. 6.000 bis 7.000 kleine und mittelständische Unternehmen sind derzeit wohl für Beteiligungskapital geeignet. Der Boden ist bereitet: Doch bevor von einem Wachstumsmarkt Österreich gesprochen werden kann, müssen die Beteiligungskapitalgeber noch viel Überzeugungsarbeit in der österreichischen Unternehmenslandschaft leisten.

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Interview mit Thomas Jud,

Geschäftsführer der AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation)

EUROBUSINESS @nd more, Juni 2003
(Martin Sax)

Venture Capital in Österreich steckt noch in den Kinderschuhen – wie sehen Sie die Entwicklung?

Die österreichische VC-Industrie hatte in den 80ern einen schwachen Start. Die wirkliche Entwicklung beginnt erst Mitte der 90er-Jahre. Seit damals geht es allerdings steil bergauf. Derzeit finden wir uns nach dem Platzen der New-Economy-Blase in einem Konsolidierungsprozess. Ich bin aber überzeugt davon, dass sich dieses Feld etablieren und weiterhin eine spannende Entwicklung nehmen wird.

Worauf gründet sich Ihr Optimismus?

Venture Capital hat sehr viel mit Innovation und Technologie zu tun. Unternehmen mit Zukunftsphantasie sind die besten VC-Kandidaten. Davon haben wir in Österreich sehr viele. Auf der anderen Seite wird es auch viele Familienbetriebe geben, die Venture Capital brauchen, ich denke da allein an die in vielen Betrieben offene Nachfolgefrage. Eines ist aber klar: Venture Capital wird kein breites Finanzierungsinstrument werden.

Warum ist Österreich Schlusslicht bei VC-Finanzierungen?

Das liegt einerseits an den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Hier stoße ich allerdings in meinen Gesprächen mit dem Finanzministerium auf offene Ohren. Es könnte bald einiges geändert werden. Andererseits ist natürlich auch ein Teil des Problems das hierzulande verbreitete Hausbankprinzip. Die Banken waren über Jahre bereit, quasi als Risikokapitalgeber zu fungieren. Das ist mit Basel II nicht mehr möglich, wiewohl ich glaube, dass sie nun in den Mezzanninsektor einsteigen werden.

Interessieren sich Österreichs Unternehmen überhaupt für Venture Capital?

Das Problem ist: Venture Capital und damit ein externer Partner bedeuten auch mehr Offenheit und Professionalität im von Familienbetrieben geprägten Mittelstand. Hier wird aber noch allzu oft im eigenen Bereich geblieben, externes Wissen wird zurückgewiesen, Familienmitglieder werden wider besseres Wissen mit Managementaufgaben betraut, für die sie nicht geeignet sind. Eine Finanzierungsform wie Venture Capital bedeutet aber, Macht abzugeben, Einblick zu geben, ein externer Financier kontrolliert und diszipliniert. Das ist für viele noch ein Hemmschuh gegenüber dem Einstieg von VC-Gebern. Auf lange Sicht wird es sich aber nicht verhindern lassen. Was auch sein Gutes hat: Es dient der Professionalisierung der heimischen Unternehmen.


Venture Capital im Aufwind

EUROBUSINESS @nd more, Juni 2003
(Martin Sax)

Wer als Unternehmer expandieren will, braucht vor allem eines: Geld. Und das muss meist aus fremder Hand kommen. Fast immer sind die Banken dabei Ansprechpartner. Denn die Beteiligung Privater in Form von Venture Capital steckt bei uns noch in den Kinderschuhen. Jetzt könnte Risikokapital aber Aufwind bekommen. Der Grund dafür heißt Basel II.

Ein kleingewachsener, kurzsichtiger, schlecht gekleideter Mann kommt in eine Bank. Er braucht 100.000 Dollar, um in seiner Garage ein neuartiges Computer-Betriebssystem weiter zu entwickeln. Als Sicherheit bietet er der Bank eine Beteiligung an seinem Unternehmen an. Die Bankmanager weisen ihn freundlich, aber bestimmt ab. An einer Firma namens Microsoft will man sich nicht beteiligen und dieser Mr. Gates ist wohl höchstens ein Spinner, meinen sie. So könnten sich die Anfänge des heutigen Weltmarktführers Microsoft abgespielt haben und dieser Bill Gates hatte wohl schon vor zwanzig Jahren jenes Problem, das viele Jungunternehmer mit guten Ideen auch heute haben: Kein Geld, um die eigenen Ideen auch weiterentwickeln zu können. Gates hat es geschafft, viele andere scheitern an eben jenem Weg zur Bank. Was nicht nur für die Unternehmer selbst, sondern auch für die unwilligen Financiers manchmal höchst bedauerlich ist. Denn hätte man 1979 einen Drittel-Anteil von Microsoft um jene 100.000 Dollar erworben, zählte man heute zu den reichsten Menschen der Welt. Ein Drittel von Microsoft ist heute nämlich sage und schreibe 20 Milliarden Dollar wert.

Enormes Potential
Das fiktive Beispiel einer Risikokapitalfinanzierung von Bill Gates und Microsoft in ihren Anfangsphasen zeigt recht deutlich, welche enormen Potentiale für Investoren im Venture-Capital-Markt stecken, aber auch wie sehr ideenreiche Jungunternehmer von Partnern mit Geld, Gespür und Vertrauen profitieren können. Was heißt aber Venture Capital eigentlich und wann kann es eingesetzt werden? Eine Frage, die wohl nur die wenigsten heimischen Unternehmer richtig beantworten können. Denn wer hierzulande Geld braucht, den führt der erste Weg noch immer in die Bank, wo man einen Kredit bekommt. Oder auch nicht. Womit wir bei der VC-Finanzierung wären.
Grundsätzlich bedeutet Venture Capital eine Risikobeteiligung eines privaten Investors. Dieser erhält für eine vereinbarte Summe Unternehmensanteile. Für das Unternehmen verursacht das frische Kapital keine zusätzlichen Kosten, es ist Eigenkapital. Der Investor erhofft sich natürlich eine entsprechende Wertsteigerung seines Anteils. Schließlich will er die Anteile ja nicht ewig behalten, sondern sie nach einiger Zeit wieder gewinnbringend verkaufen. Im Idealfall stehen am Ende einer VC-Transaktion also zwei Gewinner: Ein Unternehmen, das günstig zu Kapital kommt und ein Investor, der vom Unternehmenserfolg und damit von seinem Investment profitiert hat. Dieses System lässt sich nicht nur auf erfolgversprechende Start-Ups anwenden, sondern auch auf etablierte Unternehmen, die expandieren wollen sowie auf Übernahmen und Management-Buy-outs und –buy-ins. Kurz: Immer wenn Kapital gebraucht wird, um eine Firma noch profitabler zu machen, kann Risikokapital ins Spiel kommen. Konkrete (anonymisierte) Beispiele aus Österreich zeigen, dass VC auch hierzulande schon erfolgreich angewendet wurde und wird:

Beispiel 1: Start-up
Dr. Andreas R. ist ein 36jähriger Mediziner an der Grazer Universitätsklinik, der seit Jahren im Bereich der Herz-Kreislauferkrankungen forscht. Er wollte sich vor zwei Jahren mit einem Forschungslabor selbständig machen, anstatt die Anstellung bei einer Pharmafirma anzunehmen. Schließlich war er mit der Entwicklung eines neuartigen Herz-Medikaments schon weit und rechnete sich große Verdienstchancen aus, wenn er dieses selbst vermarkten kann. Das Problem: Startkapital. Junge Ärzte verfügen normalerweise über keine großen Reserven. Bei Banken stieß er auf taube Ohren, gleichzeitig hätte er in den ersten Jahren bis zur Marktreife auch die Zinsen nicht bedienen können. Also versuchte er es mit Venture Capital. Der vierte Versuch war erfolgreich: Ein Investor streckte ihm das notwendige Kapital vor. Heute betreibt Dr. R. ein medizinisches Forschungslabor und hat bereits mehrere Produkte in der „Pipeline“, wie es im Pharma-Chargon heißt. Das sind vielversprechende Medikamente, die nur noch die Zulassung für den Markt brauchen. Kann er sie dann einer Pharmafirma verkaufen, hat sich sein Einsatz gelohnt. Aber auch der des Geldgebers, denn er wird für das investierte Kapital eine extrem hohe Rendite bekommen. Zusätzlich verfügt Österreich über ein weiteres kleines, aber feines Unternehmen, das heimisches know-how weltweit exportiert. Das Beispiel von Dr. R. ist ein typisches für erfolgreiche Seed-Finanzierung, für die Unterstützung bei der Unternehmensgründung also.

Beispiel 2: Mergers&Aquisitions
Ein großer oberösterreichischer Metallbetrieb ist seit Jahren erfolgreich in der Produktion bestimmter Kessel für die Herstellung von Legierungen tätig. Ein hoch spezialisierter und technologisch aufwendiger Bereich. In dieser Nische sind die Oberösterreicher Weltmarktführer – mit nur einem Konkurrenten. Das kühle Kalkül der Oberösterreicher: Kauft man den Konkurrenten, ist man allein am Markt, erhält zusätzliches Kundenpotential und neues Know-how. Die Frage aber: Wie soll der Kauf finanziert werden. Auch hier hieß die Antwort nach mehreren erfolglosen Versuchen bei Banken Venture Capital. Ein Konsortium zeigte sich von der Argumentation überzeugt und stieg ein. Seit der Deal vor zwei Jahren gelaufen ist, sind die Umsätze des neuen, vergrößerten Unternehmens steil nach oben geschossen. Heute setzt man schon ein Drittel mehr um als früher beide Unternehmen zusammen und auch der Gewinn ist deutlich gestiegen. Gerade letzterer wäre bei einer klassischen Bankfinanzierung aufgrund des enormen Zinsendienstes wohl erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein klassisches Beispiel also für Merger&Acquisition-Finanzierung mittels Risikokapital.

Beispiel 3: Der Management-Buy-Out
Ein Tiroler Kunststoffproduzent ist seit Jahren erfolgreich europaweit tätig. Stetige Zuwachsraten beim Umsatz lassen ein maßvolles Wachstum zu. Spektakulär ist am Mittelständler mit 170 Mitarbeitern aber nichts. Da tut sich ein Problem auf: Der Firmenchef möchte in Pension gehen und das Unternehmen übergeben. Keines seiner beiden Kinder aber interessiert sich für die Führung des Unternehmens. Die Tochter Ärztin an der Innsbrucker Uni-Klinik, der Sohn Rechtsanwalt in Wien. An die Konkurrenz will der Senior sein Lebenswerk aber auch nicht verkaufen. Da beginnt sich der langjährige Prokurist für eine Übernahme zu interessieren. Einziges Problem: Das Geld fehlt. Bei den Banken wird der unternehmenslustige Angestellte abgewiesen, ein privater Investor erklärt sich aber schließlich bereit, die Übernahme der Firma durch den Prokuristen zu finanzieren. Das war vor drei Jahren. Heute hat sich der Seniorchef mit Haus, Olivenhain und Weingarten in der Toskana einen Lebenstraum erfüllt, der Ex-Prokurist ist Eigentümer und Chef. Ein klassischer Management-Buy-Out in beiderseitigem Einvernehmen, der nur durch privates Risikokapital möglich geworden ist.

Schlusslicht
Die genannten Beispiele sind zwar beeindruckend, aber Einzelfälle. Denn leider steckt der Markt für private Risikokapitalfinanzierungen in Österreich noch in den Kinderschuhen. Noch schlimmer: Österreich ist, was Venture-Capital-Finanzierungen betrifft, europaweit Schlusslicht. Sowohl, was die Summe des eingesetzten Kapitals als auch was die Rahmenbedingungen betrifft. Nur rund 300 Millionen Euro wurden 2001 in insgesamt 173 Projekten österreichweit für die Risikokapitalfinanzierung eingesetzt. Die Entwicklung weist aber (wieder) nach oben, wie der Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO), Thomas Jud, erklärt. Seine Vereinigung ist die unabhängige Ansprechstelle für die Risikokapitalbranche und hat sich die Förderung dieser hierzulande noch relativ neuen und unbekannten Finanzierungsform zum Ziel gesetzt. „Das Feld wird sich etablieren und auch weiterhin eine spannende Rolle spielen“, ist Jud überzeugt. Dafür seien aber gewisse Voraussetzungen notwendig: Einerseits ein Umdenken in den Banken und der Wirtschaft, andererseits eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. So ortet eine von der AVCO beim Wirtschaftsforschungsinstitut in Auftrag gegebene Studie „erhebliche Potentiale“ für Venture Capital. Aber: „Um sie auch wirklich ausschöpfen zu können, müssen geeignete Fondsstrukturen eingerichtet, adäquate Kapitalquellen erschlossen, ein entwickeltes Beteiligungsumfeld geschaffen und ein funktionsfähiges Kapitalmarktumfeld sichergestellt werden“, heißt es in der Studie.

Schlusslicht Österreich

So wurden die Bedingungen für Venture Capital in einer internationalen Studie nach dem Schulnotensystem bewertet:

1,20   Großbritannien
1,58   Irland
1,67   Luxemburg
1,79   Niederlande
1,96   Italien
1,96   Griechenland
2,04   EU-15
2,09   Frankreich
2,09   Schweden
2,14   Belgien
2,17   Spanien
2,25   Finnland
2,32   Portugal
2,41   Deutschland
2,48   Dänemark
2,53   Österreich

Konkret werden daher folgende Maßnahmen verlangt:

  • neue Fondsstrukturen: die derzeitige Rechtsform der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft (MFAG) bietet zwar lobenswerte steuerliche Vorteile, hat aber auch sehr inflexible Elemente - etwa ein Beteiligungsverbot über 49 %, was für MBOs hinderlich ist. Gleichzeitig gibt es starre Beschränkungen über das Investitionsgebiet (nur Österreich) und die Branchen, in die investiert werden darf (keine Energieversorger oder Finanzdienstleister).
  • flexiblere Veranlagungsbestimmungen für institutionelle Investoren: Da der Großteil des Risikokapitals von institutionellen Investoren wie Pensionskassen kommen sollte, müssen die Veranlagungsbestimmungen für diese flexibilisiert werden. Die starren Anlagevorschriften in Österreich verhindern, dass - wie international üblich - Pensionsfonds den Hauptteil des investierten Risikokapitals beisteuern.

Rute im Fenster: Basel II
Dass sich an der österreichischen Finanzmarktlandschaft etwas ändern muss, dafür sorgt wieder einmal der Druck aus dem Ausland. Konkret ist es die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, die mit den von ihr erarbeiteten Bestimmungen über die Kreditvergabe (gemeinhin als „Basel II“ bekannt) völlig neue Standards in der heimischen Bankenlandschaft setzt. Grob gesprochen heißt Basel II nämlich: Riskantere Schuldner zahlen mehr Zinsen. So muss bei Basel II jedes Unternehmen nach Risikokriterien „geratet“ werden. Für Unternehmen mit geringer Kreditwürdigkeit werden dabei mehr Eigenmittel der Banken zur Unterlegung des Kredites notwendig. Die Geldvergabe wird für die Banken also teurer, was sie dem Kreditnehmer natürlich in Form von höheren Zinsen verrechnen. Gerade Start-ups und junge, kapitalintensive Unternehmen werden dadurch wohl von der Kreditfinanzierung notgedrungen Abschied nehmen müssen. Sie wäre schlicht zu teuer. Die Lösung heißt für diese Unternehmen Venture Capital. Allerdings nur unter gewissen Bedingungen. Denn eine ganz wesentliche Voraussetzung, um für Risikokapitalgeber attraktiv zu sein, ist die mittelfristige Aussicht auf rasches Wachstum. Die hat man aber nur mit einem interessanten Produkt. Wer also Kapital sucht, um seinen Betrieb zu entschulden oder gar, um seinen Betrieb aufrechterhalten zu können, ist bei VC-Investoren fehl am Platz. Damit fällt aber ein großer Teil der insgesamt eigenkapitalschwachen österreichischen Wirtschaft als VC-Kandidat aus: Die Gastronomie und Hotellerie, die zum Teil gar unter negativen Eigenmittelwerten leidet. Denn hier ist wohl kein signifikantes Wachstum zu erwarten.

Kein Allheilmittel
„Venture Capital wird sicher kein breites Finanzierungsinstrument werden“, gibt sich AVCO-Geschäftsführer Jud angesichts der Rahmenbedingungen daher auch realistisch. Er ist aber überzeugt davon, dass die Kombination verschiedener Faktoren zu einem weiteren Aufwind für die VC-Industrie führen wird. Konkret heißt das:

  • die Basel-II-Bestimmungen
  • der hohe Nachfolgebedarf in heimischen Unternehmen und
  • die in Österreich hohe Gründungsintensität

werden mittelfristig zu einem rasanten Wachstum der via Venture Capital transferierten Summen führen. Für Jud eine höchst positive Entwicklung, denn: „Venture Capital führt auch zu einer neuen Unternehmenskultur, zu einer Professionalisierung, die Österreichs Wirtschaft dringend nötig hat.“


Erfolge im Fundraising, aber Ausstiegsbedingungen haben sich im Vorjahr verschlechtert

Rahmenbedingungen für Risikokapital sollen künftig neu ausgestaltet werden

Wiener Zeitung (www.wienerzeitung.at), 16. Juni 2003
(Rosa Eder)

Die einen nennen es Risikokapital, die anderen Chancenkapital. Gemeint ist jenes Geld, das nicht börsenotierten Unternehmen von finanzkräftigen Investoren in Form von Beteiligungen zur Verfügung gestellt wird. Anders als in Gesamteuropa wurden in Österreich im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Mittel für Beteiligungskapital - man spricht auch von Private Equity und Venture Capital - als 2001 aufgebracht.

Das Volumen wuchs um fast 30% von 138 Mill. auf 177 Mill. Euro, die Investitionen waren mit 147 Mill. Euro nahezu genau so hoch wie 2001. Die bisherigen Höchststände des Jahres 2000 (235 Mill. Euro Fundraising, 163 Mill. Euro Investitionen) wurde jedoch weiterhin nicht übertroffen.
Mit dem Andauern der Finanzmarktkrise gestaltet sich für Investoren auch der Ausstieg aus Beteiligungen problematisch. "Die Exit-Kanäle sind zu. Es ist sehr schwierig, lukrative Veräußerungen zu tätigen", berichtet Thomas Lenzinger, Geschäftsführer von Go Equity, einer der führenden Private-Equity-Gesellschaften in Österreich, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Dennoch ist das Entwicklungspotenzial weiterhin groß. Zahlreiche KMU benötigen Risikokapital, um expandieren und ihre innovativen Produkte international vermarkten zu können. Die Dachgesellschaft der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie, AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) - sie zählt derzeit 23 ordentliche Mitglieder - setzt sich verstärkt dafür ein, dass in Österreich durch ein eigenständiges Gesetz international vorbildliche Rahmenbedingungen für Private Equity und Venture Capital geschaffen werden.
 In Österreich werde Private Equity ausschließlich über Mittelstandsfinanzierungs-Aktiengesellschaften gefördert, berichtet AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud. International hätten sich jedoch "limited partnerships", deren österreichische Pendants die Kommanditgesellschaften (KGs) darstellen, als das bessere Fondsvehikel herauskristallisiert. Von den Vorteilen will die AVCO nun den Finanzminister überzeugen. "Die Veranlagungsvorschriften für institutionelle Investoren sind extrem stark auf Börsenprodukte zugeschnitten", spricht Jud einen weiteren Punkt an. Hier sei eine Lockerung vonnöten.
Über einen Risikokapitalgeber freut sich unterdessen die Salzburger ACE Trade AG. Sie wird von der Invest Unternehmensbeteiligungs AG, einer Tochter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, bei der Expansion unterstützt. ACE Trade erzeugt "All Terrain Vehicles" (ATV) genannte Geländefahrzeuge und will ein europaweites Händlernetz aufbauen. Die Oberösterreicher haben 1,2 Mill. Euro in das Unternehmen eingebracht.


Die Saat des Geldes

Startkapital. Nach dem Kollaps der New Economy haben sich die meisten Kapitalgesellschaften aus der Finanzierung der riskanten Frühphasen zurückgezogen. Doch einige Gesellschaften sind nach wie vor bereit, in Gründungen zu investieren.

Profil Extra (www.profil.at), Juni 2003
(Peter Seipel)

Als das junge Grazer Unternehmen Brightline Avionics im Jahr 2001 den österreichweiten Businessplan-Wettbewerb i2b gewann, gaben sich die Investoren bei Geschäftsführer Klaus Frühwirt die Türklinke in die Hand. „Es gab viele nette Kontakte, arbeitsreiche Gespräche und einige Fast-Beteiligungen“, berichtet Frühwirt. Doch plötzlich machte sich bei den Herrschaften mit den Geldkoffern Zurückhaltung breit. Nicht dass Frühwirt selbst in Ungnade gefallen wäre: Doch mit der Pleitewelle in der New Economy erfasste eine Art allgemeiner Wetterumschwung das Investitionsklima im Land.
Obwohl die Brightline-Avionics, die ein Navigationssystem für Kleinflugzeuge und leichte Business-Jets entwickelt hat, mit einem Internet-Shop etwa soviel gemein hat wie ein Schneider mit einem Gemüsehändler, sprach plötzlich alleine die Tatsache gegen eine Beteiligung, dass das Unternehmen noch keine nennenswerten Umsätze vorzuweisen hatte. Auch ein vorbildlicher Businessplan und das unbestrittene Know-how des Management-Teams halfen zunächst nichts.
Erst mit den seit kurzem vorliegenden ersten Verträgen über größere Bestellaufträge beginnt das Interesse privater Investoren wieder zu erwachen. „Unser Equity-Bedarf liegt bei etwa 1,2 Millionen Euro“, sagt Frühwirt. „Wir rechnen mit  dem Einstieg eines Venture-Kapitalgebers noch in diesem Herbst.“

Zähe Phase. Das Beispiel der Brightline Avionics darf als signifikant für die Entwicklung des österreichischen Venture-Capital-Marktes in den vergangenen zwei bis drei Jahren gelten: Zurzeit haben es besonders Gründer und Unternehmen in sehr frühen Phasen extrem schwer, Risikokapital zu lukrieren – eine in Österreich traditionell ohnehin nicht sonderlich ausgeprägte Finanzierungsform.
1997 wurden durch so genanntes Fund Raising 61 Millionen Euro an Mitteln für Beteiligungsinvestitionen aufgebracht und 19 Millionen tatsächlich in Unternehmen investiert. In den folgenden vier Jahren stieg, parallel zum New-Economy-Hype, das durch Fund Raising akquirierte Kapital auf das Vierfache, die Investitionen stiegen sogar auf das Neunfache an. Noch 2001 kam es allerdings zu einem Rückgang der Investitionen um rund zehn Prozent im Vergleich zu 2000. Die Auswirkungen auf das Fund Raising waren in Österreich sogar noch stärker als auf europäischer Ebene: Hier verzeichnete Österreich 2001 eine Abnahme von mehr als 40 Prozent.
„Der Knall beim Platzen der New Economy-Blase war bei uns trotzdem nicht ganz so laut wie im übrigen Europa“, sagt Thomas Jud, Geschäftsführer Austrian Equity Equity and Venture Capital Organisation (AVCO), eines Verbandes österreichischer Risikokapitalunternehmen. „Dennoch sind heute viele Anbieter von Risikokapital in spätere Phasen abgetaucht“, beobachtet Jud. Statt in unternehmerische Frühphasen fließt das Kapital eher in Expansions- und Buy-Out-Phasen von am Markt bereits etablierten Unternehmen – was auch die aktuellen Kapitalmarktstatistiken belegen, die von der AVCO in der ersten Juniwoche präsentiert wurden.

Wenig Gründungskapital. Von den im Vorjahr von Beteiligungsgesellschaften investierten 146 Millionen Euro kamen gerade 3,5 Prozent dem Seed-Financing zugute, also der Entwicklung oder der markttauglichen Ausarbeitung einer Geschäftsidee sowie der folgenden Gründungsvorbereitung. Zum Vergleich: 2001 flossen noch 5,2 Prozent der damals aufgebrachten Mittel in den Seed-Sektor. Mit jeweils rund 60 Prozent floss der Löwenanteil des Risikokapitals freilich in beiden Jahren stets in Expansionsphasen.
Nach Branchen aufgeschlüsselt war die Investitionsfreude im Vorjahr bei Computerhardware und Software mit einem Anteil von knapp 36 Prozent immer noch am größten. Auf Platz zwei liegen andere Industrieprodukte und Dienstleistungen, für die zusammen 12,5 Prozent des investierten Risikokapitals aufgewendet wurde.
Obwohl sich viele der einst auf den Seed-Bereich spezialisierten Beteiligungsunternehmen und auch die meisten der so genannten Inkubatoren – wie etwa die Wiener Stage1.cc AG – aus ihren ursprünglichen Engagements verabschiedet haben, gibt es noch eine überschaubare Szene mutiger und teils neuer Player am Markt, die sich auf Unternehmen in der Gründungs- oder Startup-Phase konzentrieren.

Technologiesprünge. So ging aus dem im Jahr 2000 als Inkubator gegründeten Unternehmen iLab 24 vor rund einem Jahr die Beteiligungsgesellschaft Gamma Capital Partners hervor, die derzeit mehr als 30 Millionen Euro Risikokapital in zwei Fonds verwaltet. Dem sechsköpfigen Management Team ist es gelungen, potente Investoren wie die Raiffeisen-Landesbank Oberösterreich, das Privat-Bankhaus Krentschker sowie die Versicherungen Uniqa, Wüstenrot und Merkur zu gewinnen.
„Wir investieren in Early-Stage-Phasen von vielversprechenden Technologie-Unternehmen, weil wir an einen stetigen technologischen Fortschritt glauben“, sagt Oliver Grabherr, Mitgründer und Managing Partner des Unternehmens. „Die vergangenen 50 Jahre haben gezeigt, dass es in immer kürzeren Abständen zu großen Technologiesprüngen kommt. Ein Ende dieses Trends ist auch in Zukunft nicht abzusehen.“
Die Branchenschwerpunkte des Beteiligungsportfolios von Gamma Capital Partners sind Medizintechnik, Informationstechnologie und Biotechnologie. Konkret befinden sich zurzeit vier junge österreichische Unternehmen in Grabherrs Portfolio, deren Gemeinsamkeiten nach Meinung der Investoren in der Innovationsstärke und im High-Tech-Vorsprung liegen.
Die CNSystems Medizintechnik GmbH aus Graz gewann mit einem innovativen Kreislauf-Überwachungssystem im Vorjahr den österreichischen Staatspreis für Innovation. Das Wiener Biotech-Unternehmen Igeneon entwickelt Impfungen gegen die Ausbreitung von Krebszellen im Körper. Das Wiener Verkehrstelematik-Unternehmen ArtiBrain hat ein System zur automatischen Videoüberwachung von Tunnels entworfen, und die niederösterreichische Tiani Medgraph AG entwickelt Softwarelösungen zur Übertragung medizinischer Bilddaten.

Umsatzvorschriften. Der Gründerfonds der BA-CA Private Equity GmbH wiederum offeriert kleinen und mittleren Unternehmen Finanzspritzen von 300.000 bis zwei Millionen Euro zur Verwirklichung erfolgversprechender Ideen. Voraussetzung ist allerdings, dass das derart mit Kapital bedachte Unternehmen in den nächsten drei bis fünf Jahren mit einem Umsatzwachstum auf mehr als fünf Millionen Euro rechnen kann. Im Portfolio dieses Gründerfonds befinden sich bereits zwölf Unternehmen aus verschiedensten Branchen – vom Kühlmöbelhersteller bis zur Software für Bauphysik und Energietechnik.
Ein vergleichbares Angebot hat die Österreichische Volksbanken AG mit dem im Dezember 2001 aufgelegten Fonds Venture for Start-up (v4s) im Programm. Derart, so heißt es in der Eigendarstellung, solle „Unternehmen in der Konzeptions-, Seed- oder Start-up-Phase der Zugang zur Eigenkapitalfinanzierung ermöglicht werden“. Der Fonds konzentriert sich dabei auf österreichische Unternehmen aus der Kommunikations-, Informations- und Technologiebranche. Umsätze muss ein Unternehmen zwar noch nicht erzielen, um Finanzmittel lukrieren zu können, klare Umsatzperspektiven müssen jedoch nachweisbar sein.

Phasenwechsel. Die ECOS Venture Capital Beteiligungs AG bietet ebenfalls finanzielle Unterstützung für Weiterentwicklung und Vertrieb marktfähiger Innovationen. Ihr Portfolio umfasst neun österreichische Unternehmen aus dem High-Tech-Bereich, die zum Großteil Software-Lösungen anbieten. Weiters sind auch die Horizonte Venture Management GmbH und die Global Equity Partners Beteiligungs-Management AG grundsätzlich zu Early-Stage-Finanzierungen bereit – allerdings hat sich das Kerngeschäft der beiden Gesellschaften zuletzt eher in Richtung späterer Phasen verlagert.

Ende der Visionen. Eine halb privat, halb öffentlich gestaltete Beteiligung an jungen Unternehmen will die niederösterreichische TecNet Company Technologie- und Beteiligungsmanagement AG offerieren, die zu Beginn dieses Jahres gegründet wurde. Derzeit wird ihr Kapitaltopf zwar noch ausschließlich vom Land Niederösterreich gespeist, geplant ist jedoch eine Aufstockung des Fonds mit Geldern privater Investoren. „Unser Investitionsfokus liegt auf technologieorientierten Gründungen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland“, sagt Thomas Moser, Investment-Manager des TecNet-Fonds. Freilich, so Moser, seien „die Unternehmensbewertungen wesentlich konservativer geworden. In Visionen wird nicht mehr investiert.“
Was auch jene Unternehmer bestätigen, die noch vor der großen Ernüchterung in der Branche in den Markt eintraten. „Vor drei Jahren war das Geld noch viel leichter zu bekommen als heute“, konstatiert Franz Tiani, der für die kaufmännischen Belange bei der Tiani Medgraph AG zuständig ist. Heutigen Jungunternehmern rät Tiani, zuerst alle Förderungen der öffentlichen Hand auszuschöpfen, bevor sie sich um Venture-Capital bemühen (siehe Geschichte ab Seite ++). Auch Tiani absolvierte die Umstrukturierung von der GmbH zur AG mit einer Förderung in Höhe von 500.000 Euro von der Innovationsagentur und bereitete sich erst später auf den so genannten „Beauty Contest“ auf die Akquirierung von Venture Capital vor. „Am wichtigsten ist es dabei, die Bereitschaft zu einem schnellen Wachstum des Unternehmens zu signalisieren“, so Tiani, „sonst ist man für Beteiligungsunternehmen uninteressant.“
Peter Moser, Finanzchef der von Gamma Capital finanzierten CNSystems Medizintechnik GmbH, rät überdies allen Bewerbern um Risikokapital, die Beteiligungsunternehmen sorgfältig unter die Lupe zu nehmen. „Als unser Produkt marktreif war, haben wir im Herbst 2000 Gespräche mit mehreren Beteiligungsgesellschaften geführt“, so Moser. „Schließlich haben wir uns für den Bestbieter und nicht für den Meistbieter entschieden.“ Rückblickend eine gute Wahl: Ein Jahr später war der damalige Meistbieter vom Markt verschwunden.

Kontakte
Die Finanzpartner
Gesellschaften und Venture-Capital-Fonds, die noch auf Unternehmen in der Gründungsphase spezialisiert sind.

  • Gründerfonds Beteiligungsmanagement GmbH (BA-CA-Gruppe), 1010 Wien, Operngasse 6, Tel.: 01/512 48 11, www.gruenderfonds.at
  • ECOS Venture Capital Beteiligungs AG, 1190 Wien, Döblinger Hauptsraße 66/11, Tel.: 01/368 91 25, www.ecosventure.com
  • GCP Gamma Capital Partners Beratungs- und Beteiligungs GmbH, 1030 Wien, Marokkanergassse 22/7a, Tel.: 01/513 10 72, www.gamma-capital.com
  • Global Equity Partners Beteiligungs-Management AG, 1070 Wien, Mariahilfer Straße 19–21, Tel.: 01/581 83 90, www.gep.at
  • Horizonte Venture Management GmbH, 1010 Wien, Bauernmarkt 6, Tel.: 01/533 56 01, www.horizonte.at
  • TecNet Company Technologie- und Beteiligungsmanagement AG, 3100 St. Pölten, Bahnhofplatz 10, Tel.: 02742/365 44-0,  www.tecnetag.com
  • v4s – Venture for Startup (Österreichische Volksbank), 1090 Wien, Peregringasse 3, Tel.: 01/313 40-7013, www.v4s.at

Glossar
Das Finanzlexikon

Die wichtigsten Fachbegriffe für den Beteiligungsprozess.

  • Expansionsfinanzierung: Kapital für Produktinnovationen etablierter Unternehmen oder für den Ausbau des Produktions- oder Vertriebssystems.
  • First-Stage-Financing: Finanzierung der Produktionsaufnahme und der Markteinführung einer Innovation.
  • Fund Raising: Aufbringen von Mitteln für Beteiligungsinvestitionen.
  • MBO/MBI-Financing: Finanzierung der Übernahme eines Unternehmens durch das eigene Management (Management Buy Out) oder durch externe Dritte (Management Buy In).
  • Private Equity: Umfassender Begriff für Eigenkapital für nicht börsenotierte Unternehmen.
  • Seed-Financing: Finanzierung zur Entwicklung und Umsetzung von Geschäftsideen, zumeist aus industrienahen Forschungsprojekten, der Prototypenentwicklung und Fertigung.
  • Start-Up-Financing: Beteiligungskapital für die Gründung eines Unternehmens, die Bereitstellung von Produktionsmitteln und die Besetzung des Managements.
  • Turnaround-Financing: Finanzierung der Sanierung und des Neubeginns eines Unternehmens
  • Venture Capital: Beteiligungskapital für junge Unternehmen; zeitlich begrenzt eingesetztes Risikokapital mit Eigenkapitalcharakter, im Regelfall für technologieorientierte, wachstumsstarke Unternehmen gedacht.

Checklist
Der Prüfbericht

Welche Kriterien eine Geschäftsidee erfüllen muss, um einen Investor zu überzeugen.

  • Ich verfüge über eine einzigartige Geschäftsidee mit heraus ragender technologischer Basis, kann den Kundennutzen überzeugend darlegen und habe mich intensiv mit Markt und Wettbewerb auseinander gesetzt.
  • Ich habe einen fertigen Business Plan, bestehend aus Executive Summary, ausführlichem Konzept, Darstellung von Marktvolumen, Mitbewerb, Marketingkonzept sowie Finanzplan.
  • Ich kann meine Geschäftsidee jederzeit in fünf Minuten aus dem Stegreif so darlegen, dass auch Laien die Vorzüge des Modells nachvollziehen können.
  • Ich kann mein Produkt, einen Prototypen davon oder einen anderen überzeugenden Beleg für die Funktionalität meiner Geschäftsidee vorzeigen.
  • Mein Produkt ist bereits patentiert oder hat einen verteidigbaren Technologievorsprung, der durch die Konkurrenz in absehbarer Zeit nicht aufzuholen ist.
  • Es gibt erste Referenzkunden, die ein Feedback über den Kundennutzen abgeben und bereit sind, für das Produkt oder die Dienstleistung Geld auszugeben.
  • Ich habe mich eingehend mit den Kompetenzen, Zielen, Beteiligungsstrategien und dem Leistungsspektrum jenes Investors befasst, mit dem ich kooperieren will.
  • Ich habe den Wert meines Unternehmen nach marktüblichen Methoden bewertet und kann dem Investor konkrete Vorschläge bezüglich Kapitalbedarf und Beteiligungsverhältnissen unterbreiten.


AVCO hat einige Forderungen an die Regierung

Heimische Venturer orten einiges Verbesserungpotenzial

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 23. Juni 2003
(Christine Petzwinkler)

Um die Rahmenbedingungen für die österreichischen Risikokapitalgeber weiter zu verbessern, ist Thomas Jud, Geschäftsführer der AVCO, im ständigen Dialog mit der Regierung. "Speziell die steuerlichen Rahmenbedingungen gehören überdacht", denn hier zeige Österreich noch einen kräftigen Aufholbedarf - wie die kürzlich veröffentlichte Studie der EVCA ‘Benchmarking European Tax & Legal Environments' zeigt. "In einer Reihung von 15 europäischen Staaten steht Österreich an der letzten Stelle".

Besondere Herzensangelegenheiten des AVCO-Chefs sind auch die Schaffung international vorbildlicher Fondsstrukturen, die Öffnung der Veranlagungsvorschriften für institutionelle Anleger und die Einbindung von PE/VC als integralen Bestandteil in die österreichische Technologie-, Innovations- sowie Wirtschaftsstrukturpolitik. Darüber hinaus arbeiten AVCO und EVCA an Leitlinien zu "Rechten und Pflichten des Fondsmanagements gegenüber ihren Investoren", damit die Investoren ihre Spielräume optimal ausnutzen können. Gemeinsam mit RCB Private Equity-Chefin Doris Agneter, kündigte Jud weiters an, dass der erste österreichische VC/PE Fund of Funds lanciert wird. Strukrur und Volumen seien zwar noch in Planung, jedoch steht fest, dass sich unter den Fonds auch einige österreichische Risikokapitalfonds befinden werden. Für Spannung am Austro-VC-Markt ist also gesorgt.


Austro-Private Equity hat Deutschland einiges vorgelegt

Venture-Beteiligungskapital hat sich in Österreich fest etabliert, "Pflänzchen" wächst

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 23. Juni 2003
(kama)

Als "zartes Pflänzchen" mit ausgezeichneten Wachstumschancen bezeichnet Hannes Ambacher, Managing Partner der österreichischen gamma capital partners Beratungs- & Beteiligungsgesellschaft, den österreichischen Private Equity-Markt gerne.

Die jüngst veröffentlichten Marktzahlen der Dachorganisation für österreichische Beteiligungsunternehmen AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) geben Grund zu der Annahme, dass dieses "Pflänzchen" ganz ordentlich bewässert wird.
Das schreibt Citigate Dewe Rogerson, international führende Agentur für integrierte Finanz- und Unternehmenskommunikation (Headquarter: Düsseldorf), in ihrer neuen Exklusivstudie für den Börse Express.

So ist die Kapitalzufuhr (das sogenannte Fundraising) der Beteiligungsbranche im Jahr 2002 von 137,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 177,1 Millionen gestiegen. Die Brutto-Investitionen für das Jahr 2002 lagen kaum verändert bei 146,1 Millionen gegenüber 147,3 Millionen Euro im Vorjahr.
"In Zeiten wie diesen ist es mehr als sinnvoll zu investieren. Fonds mit Vintage Years (Gründungsjahren) in wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben in der Regel überdurchschnittliche Returns", sagt Investor Ambacher.

In Deutschland gab der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaf-ten (BVK) die Statistik für das Jahr 2002 bekannt. Dort waren die Zahlen eher ernüchternd. Die Neuinvestitionen in 2002 gingen um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück und pendelten sich mit 2,65 Milliarden Euro auf der Höhe des Niveaus von 1999 ein.

Auch wenn der Entwicklungsstand des Beteiligungsmarktes in Deutschland insgesamt fortgeschrittener ist, schätzt Harald Parapatits, Prokurist beim österreichischen Beteiligungsunternehmen EK Mittelstandsfinanzierungs AG, die Situation hierzulande optimistischer ein als in Deutschland. "Die derzeitige Stimmung im Venture Capital-/Private Equity-Markt in Österreich ist trotz des schwierigen Wirtschaftsumfeldes im Vergleich zu Deutschland sehr gut."


EVCA-Tagung in Wien: Die besten Bilder

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 10. Juni 2003
(Christine Petzwinkler)

Vom 4. bis 6. Juni fand der "Anniversary Waltz" der EVCA in der Wiener Hofburg statt - die Austro-Venture-Szene war vor Ort

Vom 4. bis zum 6. Juni stand die traditionsreiche Wiener Hofburger ganz im Zeichen von Risikokapital. Venture Capital- und Private Equity-Geber aus allen Ländern dieser Welt fanden sich ein um den zahlreichen Diskussionen wie beispielsweise zu den Themen "Is European Private Equity coming of Age?" oder "Buy Outs - The European Blockbuster?" beizuwohnen. Der Donnerstagnachmittag stand dann im Zeichen der runden Tische - 24 an der Zahl. Themen: Von "Alternatives zu Exits" bis "Valuations". Also die gesamte Palette rund um VC und PE.

Für die Anwesenden von enormer Bedeutung war natürlich auch die Rahmengestaltung. Die Kaffeepausen, Lunches und Dinners wurden genutzt um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Wer weiss, vielleicht kommt ja der eine oder andere Deal zustande. Und wer weiss, vielleicht auch mit östereichischen Partnern, denn die Austro-Venture-Szene war geschlossen vor Ort. Sehen Sie H I E R die besten Bilder


Europas Venturer diskutieren in Wien "Blockbuster Buyouts"

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 4. Juni 2003
(kama)

Die Top-Vertreter der europäischen Investorenszene tagen zwei Tage in der Hofburg

Das jährlich stattfindende Symposium der European Private Equity & Venture Capital Association (EVCA) hat von heute, 4. bis Freitag 6. Juni erstmals seine Zelte in Wien aufgeschlagen. Damit sind die Top-Leute der gesamt-europäischen Investorenszene (nicht nur EU) in der Bundeshauptstadt versammelt, um ein geballtes Programm zu bearbeiten.

Der heutige Mittwoch steht im Zeichen der Begrüssung der internationalen Gäste durch den Gastgeber, die Austrian Private Equity and Venture Capital Association (AVCO).

Der Donnerstag (Vorsitz im Hofburg Congress Centre: Max Burger-Calderon (EVCA-Chairman und Apax Partners) startet mit einer Analyse des schwierigen Private Equity Jahres 2002. Keith Arundale (PricewaterhouseCoopers Global Technology Industry Group) und Gemma Postletwhaite (Thomson Venture Economics) legen die wichtigsten Kennzahlen vor.

Anschliessend wird die Frage, ob Europas Private Equity "reif" wird, von einem hochkarätigen Panel diskutiert: Carol Kennedy (Phanteon Ventures), Damon Buffini (Permira Advisers), Walter Butler (Butler Capital Partners), Hermann Hauser (Amadeus Capital Partners) und David Cooksey (Advent Venture Partners).

Weiteres Arbeitsthema am Donnerstag sind Buyouts: Sind diese die europäischen Blockbuster?
Dies analysieren Tom Attwood (Intermediate Capital Group), Rolly van Rappard (CVC Capital Partners), Nigel Doughty (Doughty Hanson & Co), Johannes Huth (Kohlberg Kraus Roberts & Co), Hugh Langmuir (Cinven Ltd) und John Cameron (Royal Bank of Scotland).


EVCA: Fundraising-Schwäche und Investitions-Stabilität in Europa

Die endgültigen 2002er-Zahlen der EVCA

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 4. Juni 2003
(Christine Petzwinkler)

Abgeschwächtes Fund Raising (27,5 Mrd. €) und stabiles Investitionsverhalten (27,6 Mrd. €) kennzeichnen laut der endgültigen Ergebnisse der EVCA Survey of Pan-European Private Equity and Venture Capital Activity das Jahr 2002 der europäischen Beteiligungsindustrie. Auffällig waren im abgelaufenen Jahr die überraschende Investitionsstärke (bezüglich des Umfangs das zweitstärkste Jahr) sowie die Neupositionierung des Fonds- und Investment-Fokusses weg von Early Stage- hin zu Later Stage-Gesellschaften. Der Schwerpunkt lag auf Buyouts in etablierten Unternehmen aus dem Konsumgüter-Bereich.

Die EVCA Umfrage zur Investitionstätigkeit der europäischen Beteiligungsindustrie wurde von PricewaterhouseCoopers durchgeführt und auf dem EVCA Jahres-Symposium in Wien präsentiert.

Die endgültigen Zahlen für das Fund Raising geben ein positiveres Bild als die vorläufigen Zahlen vom März (19,4 Mrd. €) wieder, liegen aber um 31 Prozent unter denen des Jahres 2001. Ingesamt wurden in 2002 Geldmittel in Höhe von 27,5 Mrd. Euro beschafft, verglichen mit 40,0 Mrd. Euro im Vorjahr.

66 Prozent (18,3 Mrd. €) der Geldmittel flossen 2002 in Buyouts und 31 Prozent (8,5 Mrd. €) in Venture Capital, verglichen mit 58 Prozent (23,3 Mrd. €) für Buyouts und 37,6 Prozent (15,0 Mrd. €) für Venture Capital im Jahr 2001. Das Fund Raising für Expansionsfinanzierungen in Nicht-Technologieunternehmen in 2001 betrug 4,3 Mrd. € (10,8% des Gesamtbetrags), verglichen mit 3,7 Mrd. Euro (13,4% des Gesamtbetrags) in 2002.

Mengenmässig war das Fund Raising in Grossbritannien auf dem höchsten Niveau. Es folgten Frankreich, Italien, Deutschland und Die Niederlande. Von allen befragten Unternehmen stieg das Fund Raising in 2002 nur in Italien, Den Niederlanden, Finnland, Österreich, Griechenland, der Tschechischen Republik, Island und der Slowakei.

Die Investitionen durch Pensionsfonds in der europäischen Beteiligungsindustrie verringerten sich in 2002 deutlich um 58 Prozent. Während das Fund Raising überall nachliess, überholten Banken Pensionsfonds als haupt Kapitalquelle. Pensionsfonds, Banken und Versicherungsgesellschaften blieben die bevorzugtesten langfristigen Kapitalquellen der europäischen Beteiligungsindustrie. Staatliche Behörden investierten in 2002 mehr als im Vorjahr.

Investitionen

Laut den endgültigen Zahlen war das Jahr 2002 nach dem Rekordjahr 2000 (34,9 Mrd. €) das zweitstärkste Jahr bezüglich der getätigten Investitionen. Im Vergleich zu 2001 stiegen die Investitionen um 14 Prozent. 27,6 Mrd. € wurden in 2002 investiert, verglichen mit 24,3 Mrd. € in 2001.

Geldmittel in Höhe von 16,9 Mrd. € wurden in 1.171 Buyout-Deals investiert. Das machte 61,2 Prozent des gesamten Investitionsvolumens aus (10,9 Mrd. € in 995 Deals bzw. 45% des Gesamtvolumens wurden 2001 in Buyouts getätigt).

9,8 Mrd. € Geldmittel wurden in 8.684 Venture Capital Stage-Deals (mit einbegriffen Early Stage und Development) in 2002 investiert. In 2001 waren es 12,2 Mrd. € in 9.262 Deals. Die durchschnittliche Deal-Grösse im Bereich Venture Capital Stage betrug 1,13 Mio. € in 2002, verglichen mit 1,32 Mio. € in 2001.

2,9 Mrd. € wurden in 4.026 Early Stage-Deals investiert. Die durchschnittliche Deal-Grösse im Early Stage-Segment belief sich auf 0,73 Mio. € in 2002, verglichen mit 0,93 Mio. € im Jahr 2001.

62,3% der Gesamtzahl der Unternehmen erhielt in 2002 eine Folgefinanzierung. In 2001 waren es 54,2%.

Betragsmässig erhielten folgende Sektoren in 2002 das meiste Private Equity-Investment: Consumer-Bereich, Industrieprodukte und -services, Kommunikation, sonstige Dienstleistungen, Medizin/Gesundheit und sonstiges Produzierendes Gewerbe.

Betragsmässig wurden die höchsten Volumina in Grossbritannien getätigt, gefolgt von Frankreich, Italien und Deutschland. Italien überholte Deutschland in 2002 mit der dritthöchsten Investitionsaktivität. Die hohen Volumina in Frankreich sind im wesentlichen auf intensive Buyout-Aktivitäten zurückzuführen. Diese machten 77% der gesamten in 2002 getätigten Investitionssumme von 5,8 Mrd. € in Frankreich aus. Italien folgte mit 2,6 Mrd. € und Deutschland mit 2,5 Mrd. €.

Die Höhe des veräusserten Kapitals (Bewertung zu Anschaffungskosten) sank und spiegelt damit die Schwierigkeiten im Exit-Markt 2002 insbesondere für IPOs und Trade Sales wieder. Während Trade Sale bevorzugtester Exitkanal war, ging die Bereinigung der Portfolios weiter. Der Anteil an Abschreibungen stieg. 10,7 Mrd. € wurden in 2002 veräussert, verglichen mit 12,5 Mrd. € in 2001.

31% wurden als Trade Sale (34% in 2001) veräussert, nur 7% in Form eines IPO (2% in 2001). 30% (23% in 2001) entfielen auf Abschreibungen.

Quellen der Geldmittel

In 2002 wurden Geldmittel in Höhe von 6,8 Mrd. € (26,3%) von Banken beschafft, 4,3 Mrd. € (16,3%) von Pensionsfonds, 3,6 Mrd. € (13,8%) von Versicherungsgesellschaften, 3,4 Mrd. € (13,1%) von Dachfonds sowie 2,9 Mrd. € (11,1%) von staatlichen Behörden.

In 2001 wurden Geldmittel in Höhe von 10,2 Mrd. € (26,8%) von Pensionsfonds beschafft, 9,2 Mrd. € (24,0%) von Banken, 4,7 Mrd. € (12,3%) von Versicherungsgesellschaften, 4,6 Mrd. € (12,2%) von Dachfonds sowie 2,3 Mrd. € (6,0%) von staatlichen Behörden.

Bezüglich der geographischen Herkunft der in der europäischen Beteiligungsindustrie beschafften Geldmittel wurde die Hälfte aller Mittel und damit der prozentual grösste Anteil in Europa aktiviert. Der Anteil der von anderen europäischen Ländern beschafften Geldmittel erhöhte sich, während dementsprechend der Anteil der nicht-europäischen Länder (wie USA) sank.

Fund Raising von anderen europäischen Quellen belief sich in 2002 auf 21,1% (5,8 Mrd. €), verglichen mit 18,4% (7,4 Mrd. €) in 2001.

Aussereuropäisches Fund Raising betrug 28,9% (7,9 Mrd. €) in 2002, verglichen mit 34,6% (13,8 Mrd. €) in 2001.

Fund Raising von Seiten der USA belief sich auf 18,5% (5,1 Mrd. €) in 2002, verglichen mit 25,1% (9,6 Mrd. €) in 2001.

EVCA-Aktivitäten

Die EVCA begrüsste die Verabschiedung der EU-Direktive für Pensionsfonds vom 13. Mai 2003. Diese sieht eine Gesetzgebung vor, die auf der Kontrolle von Altersversorgungen vom Heimatland aus und auf dem "Prudent Person"-Prinzip (Vorsichtsprinzip) basiert. Diese Direktive empfeht die aufhebung quantitativen Einschränkungen von Investitionen von Pensionsfonds in Beteiligungskapital ein. Pensionsfonds können sich dank der Direktive zu einer wesentlichen Kapitalquelle für die europäische Beteiligungsindustrie weiter entwickeln.

Die EVCA warnt davor, dass bei Verabschiedung des BASEL II-Abkommens durch die Europäische Gemeinschaft bezüglich der angemessenen Kapitalausstattung von Banken mit den derzeitigen Risikobewertungen die Investitionen von Banken in Private Equity und Venture Capital als Fonds-Quelle deutlich nachlasen werden.

Die EVCA befürwortet nachdrücklich die Entwicklung einer europäischen Private Equity- und Venture Capital-Fondsstruktur, die Steuertransparenz für Private Equity und Venture Capital-Fonds innerhalb der EU gewährleistet und Investoren für diese-Anlagen interessiert. Weiterhin soll die Schaffung effizienter Fondsstrukturen bewirken, dass für Investoren das Investment in Beteiligungskapital genauso attraktiv ist wie ein direktes Investment ohne den Umweg über einen Fonds.


EVCA-Tagung in Wien: AVCO und RCB machen den Start

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 4. Juni 2003
(Christine Petzwinkler)

Raiffeisen Centrobank plant ersten österreichischen Private Equity Fund of Funds - AVCO liefert die Daten 2002 und die Pläne für die kommenden Jahre

Die jährliche EVCA-Tagung hat heute Mittwoch in der traditionsreichen Wiener Hofburg begonnen. Die Start-Konferenz wurde von der heimischen AVCO und der EVCA gemeinsam abgehalten. Währedn die AVCO die Daten des abgelaufenen Venture Capital- und Private Equity-Jahres in Österreich präsentierte, so gab die EVCA einen Überblick über die Fundraising-Aktivitäten in Europa. Aber auch die Raiffeisen Centrobank (RCB) liess erfreuliches verlauten: Das Investmentinstitut plant den ersten österreichischen Private Equity Fund of Funds. Volumen und Struktur stehen laut Doris Agneter, Head of Private Equity bei der RCB, noch nicht fest. Jedoch sei fix, dass neben internationalen Fonds auch heimische VC/PE-Fonds einen Platz in dem Fund of Funds haben werden.

Austro-VC-Szene in Zahlen

Trotz der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Umfeldbedingungen, die für 2002 weitere Rückgänge sowohl der Investitionstätigkeit als auch des Fundraising erwarten liessen, zeigen die aktuellen Daten der AVCO ein differenziertes Bild mit durchaus merklichen Anzeichen für eine Erholung des Marktes. Das Fundraising ist im Vergleich zu 2001 um fast 30 Prozent gestiegen. Obwohl das Fundraising sowohl auf europäischer Ebene wie auch in Österreich über die vergangenen zwei Jahre durch eine restriktive Veranlagungspolitik potentieller Investoren geprägt war und die Rekordniveaus des Jahres 2000 nicht annähernd erreicht werden konnten, zeigt sich gerade hier für 2002 ein positives Bild. Das Volumen aufgebrachter Mittel ist mit 177 Mio. Euro wieder annähernd auf dem Niveau von 1999.

Das Fundraising hat sich aber nicht nur im Volumen, sondern vor allem auch in seiner Struktur verändert. Waren 2001 Banken mit einem Anteil von 63 Prozent die alles dominierenden Investoren, so hat sich ihr Beitrag 2002 auf knapp 41 Prozent reduziert, wie die AVCO erhoben hat. Deutlich zugelegt haben dafür Fund of Funds von etwas über 4 Prozent auf knapp über 20 Prozent, Versicherungen, die ihren Anteil um 8 Prozentpunkte auf fast 16% steigern konnten und die öffentliche Hand mit einem Anstieg von etwas über 5 Prozentpunkten auf knapp 13 Prozent. Auch Pensionsfonds werden nach einer Pause 2001 wieder aktiv und tragen knapp drei Prozent zu den 2002 aufgebrachten Mittel bei.

Wie in Europa insgesamt verlagerte sich auch das Interesse der Beteiligungsgeber mehr und mehr auf Investments in reifere Unternehmen. Während die 2001 aufgebrachten Mittel noch zu fast 30 Prozent in High-tech Frühphasen und nur zu knapp 10 Prozent in Buy-out Deals investiert wurden, so lag das Verhältnis im Jahr 2002 bei 13 Prozent zu 30 Prozent. Die mit knapp 62 Prozent bisher dominierende Expansionsphase hat nunmehr einen Anteil von 48 Prozent der Investitionen.

Ähnlich wie in Gesamteuropa blieben auch in Österreich die Investitionsaktivitäten mit knapp 147 Mio. Euro im Vergleich zum Jahr 2001 relativ stabil, wenn auch ein kleiner Rückgang von weniger als 1 Prozent zu verzeichnen war. Das Verhältnis von Erst- und Frühphasen zeigt ebenso kaum Veränderungen und steht bei einer kleinen Verschiebung zugunsten der Folgeinvestments wie im Vorjahr bei rund 3:1.

Die Zahl der finanzierten Unternehmen nahm mit rund 8 Prozent stärker ab als die insgesamt investierten Mittel, so dass auch das durchschnittliche Dealvolumen im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen ist.

Rahmenbedingungen

Die PE/VC Industrie hat sich als fester Bestandteil im österreichischen Kapitalmarktumfeld etabliert und kann sich darüber hinaus auf einen wachsenden Bedarf an Beteiligungskapitalinvestitionen stützen.

Um bestehende Potentiale auch wirklich ausschöpfen zu können sind vorteilhafte Umfeldbedingungen notwendig, die neben der konjunkturellen Situation vor allem auch die rechtlichen, steuerlichen und förderpolitischen Rahmenbedingungen für PE/VC umfassen. Hier zeigt Österreich noch einen kräftigen Aufholbedarf wie die kürzlich veröffentlichte Studie der EVCA "Benchmarking European Tax & Legal Environments" zeigt. In einer Reihung von 15 europäischen Staaten, die anhand von Kriterien wie "verfügbare PE/VC Fondsstrukturen", "Steuersystem", "Veranlagungsrichtlinien für institutionelle Investoren", "unternehmerisches Umfeld" etc. vorgenommen wurde, steht Österreich an der letzten Stelle.

Vorhandene Defizite wurden von der öffentlichen Hand allerdings bereits deutlich vor der Publikation der Studie erkannt, so dass die AVCO als Dachorganisation der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie seit Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit dem österreichischen Finanzministerium an Vorschlägen für eine umfassende Neugestaltung dieser Rahmenbedingungen für PE/VC arbeitet.

Obwohl die Details der anstehenden Reform noch nicht ausverhandelt sind, sollten folgende Elemente verwirklicht werden:

  • Schaffung international vorbildlicher Fondsstrukturen für Private Equity und Venture Capital im Rahmen eines eigenständigen Gesetzes, um nationales und internationales Fondskapital bei geringen administrativen Kosten aufbringen und Beteiligungs-investitionen leichter durchführen zu können.
  • Öffnung der Veranlagungsvorschriften für institutionelle Anleger, um den Zugang von Pensionsfonds, Versicherungen etc. zu PE/VC Fonds zu erleichtern.
  • Einbindung von PE/VC als integralen Bestandteil in die österreichische Technologie-, Innovations- sowie Wirtschaftsstrukturpolitik, um Crowding-out zu vermeiden und mögliche Synergien zu nutzen.

Um neu gewonnene Spielräume vor allem institutioneller Investoren auch wirklich auszuschöpfen und den Zustrom an Kapital in die österreichische PE/VC Industrie mittelfristig zu intensivieren, arbeitet die AVCO parallel dazu und in enger Abstimmungen mit ähnlichen Bestrebungen der EVCA an Leitlinien zu "Rechten und Pflichten des Fondsmanagements gegenüber ihren Investoren". Diese Leitlinien sollen dabei das Know-how über die Funktionszusammenhänge und Abläufe bei Investments in PE/VC erhöhen, die Rechte und Einflussmöglichkeiten der Investoren verdeutlichen und den Ressourcenaufwand beim Monitoring ihrer Investments reduzieren.


Europas Venture-Szene tanzt in der Hofburg "Anniversary Waltz"

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 4. Juni 2003
(dra)

20 Jahre EVCA-Jahrestagung: Vom 4. bis 6. Juni spricht man in Wien über Auswege aus der Krise. Mehr als 600 Delegates - welche Österreicher dabei sind

Interessanterweise hat sich die EVCA, die European Venture Capital Association, Wien als Austragungsort für ihre heurige Jahrestagung ausgesucht. Interessant deshalb, weil Österreich ja ein VC-Schlusslicht ist. Aber vielleicht tat man das ja auch, weil der Name "Anniversary Waltz" (zum 20. Geburtstag) so gut passt.

Vom 4. bis 6. Juni spricht die Branche in der Hofburg über Auswege aus der Krise.

Unter den mehr als 600 Delegates finden sich auch mehrere Österreicher. Hier die Liste: Doris Agneter (Raiffeisen PE Management), Klaus Aichhorn (EK MFAG), Hannes Ambacher (gamma capital partners), Andreas Benkitsch (31 Austria), Helmut Bousek (Invest Equity), Rosa Eder (WZ), Werner Edlinger (ECOS), Monika Efinowicz (Apax), Sylvia Felzmann (Innovationsagentur), Gerhard Fiala (tecnet), Anton Fink (Gutmann), Michael Fischer (Invest Mezzanine), Vijay Gill (Go Equity), Oliver Grabherr (gamma capital partners), Judith Greiner (AVCO), Klaus Haberzettl (EK MFAG), Sonja Hammerschmid (Innovationsagentur), Jörgen Hausberger (Invest Equity), Thomas Jud (AVCO), Christian Kaltenegger (Capexit), Roland Koo (AVCO), Eva Komarek (Dow Jones), Johannes Krahwinkler (Capexit), Franz Krejs (Horizonte), Martin Lang (Raiffeisen PE Management), Thomas Lenzinger (Go Equity), Günter Lessig (Invest Equity), Hans Lovrek (Gutmann), Klaus Matzka (gamma capital partners), Mario Maurer (Invest Mezzanine), Siegfried Mörz (Capexit), Martin Prohazka (Invest Equity), Harald Pöttinger (Hypo Equity), Nikolaus Spieckermann (gamma capital partners), Johannes Strohmayer (Euro Capital Partners), Witold Szymanski (Raiffeisen PE Management), Michael Tojner (GEP), Stephan Zöchling (Lead Equities), Viktoria Zombory (Raiffeisen PE Management) sowie Christine Petzwinkler (WB Online/Börse Express) und Leo Himmelbauer (WB Print).


Was sich demnächst in der österreichischen VC-Szene tun wird

Venture Capital-Geber sind optimistisch und kündigen baldige Deals an

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 16. April 2003
(Christine Petzwinkler)

Still ist es geworden um die österreichischen Venture Capital-Geber. Der Deal-Flow ist in den vergangenen Monaten ziemlich abgeflaut und neues Geld aufzutreiben stellt sich für viele Risikokapitalgeber als kompliziertes Unterfangen heraus. Trotzdem ist die grosse Konsolidierungswelle in Österreich ausgeblieben. Bis auf wenige Umstrukturierungen und die Übersiedlung der GUB Austria nach Schwäbisch Hall, hat es bislang noch keine gröberen "Verluste" am österreichischen VC-Markt gegeben. Die Stimmung verbessert sich und die VC's haben einiges im Köcher.

So haben die Vorarlberger Hypo Equity, 3i Austria, die BA-CA-nahe EKFin und die MFAG Beteiligungsmanagement GmbH für die nahe Zukunft neue Investitionen angekündigt. "Die MFAG steht mit einer Reihe von Unternehmen im Gespräch. Aktuell sind drei Projekte in einer reiferen Phase und wir hoffen zumindest einen Abschluss noch vor dem Sommer bekannt geben zu können", so Martin Walka. Schneller geht es bei der BA-CA: "Wir rechnen mit einem Investment in den nächsten drei Wochen", so Anton Kutscherer von der BA-CA Private Equity GmbH. Bei stage1.cc konzentriert man sich aktuell auf das bestehende Portfolio. Es werden weder neue Beteiligung eingegangen noch Funds geraised. "Die aktuell schwierige Marktlage beschränkt natürlich die Möglichkeiten", so stage1.cc-Chef Herbert Roth.

Fundraising-Aktivitäten gibt es zur Zeit bei den wenigsten Risikokapitalgebern. Das heisst aber nicht, dass es kein Geld am Markt gibt. Die MFAG kann noch auf die Mittel der Hannover Finanz zurückgreifen und hat auch noch Mittel im Fonds, ebenso die EKFin, GoEquity und die Hypo Equity. Bei der 3i-Gruppe wird gerade ein grosser Europa-Fonds geraised - von dem Geld bekommt natürlich auch die Österreich-Tochter etwas ab. Das frische Kapital soll dann in Wachstumsfirmen fliessen, jedoch nicht in junge Start Up-Companies, sondern vor allem in reifere Firmen. Für die Laterstage-Phase haben sich auch die EKFin, und die MFAG ausgesprochen: "Die MFAG bleibt Ihrem Investitionsmotto 'Eigenkapital für mittelständische Unternehmen' treu, so Martin Walka.

Bei der Hypo Equity zeigt man sich nicht so "wählerisch": "Unsere aktuelle Investmentstrategie ist auf keine Branche und auch auf keine Phase fokussiert", verrät Gerhard Vonach.


In Österreich schwinden die early stage-Finanzierer

Invest Equity trennt sich offiziell vom early stage-Geschäft - weitere Risikokapital-Gesellschaften wenden sich ebenfalls von Start ups ab.

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 15. April 2003
(cp)

Während vor wenigen Jahren noch vom Grossteil der österreichischen Venture Capital-Geber im grossen Stile in Start up-Companies investiert wurde, so distanzieren sich viele der Risikokapitalgesellschaften nun von dieser Unternehmensschicht. Fehlende gute Projekte aber auch die negativen Erfahrungen und nicht zuletzt die lange Insolvenzliste, die diese Firmen hinterlassen haben, führt zu einem Umdenken in der VC-Szene.

Per Ende März beispielsweise hat sich die Invest Equity offiziell von ihrem early stage-Geschäft getrennt. Die bestehenden early stage-Projekte wurden zusammen mit den vorhandenen Investitionszusagen und dem Kern der early stage-Mannschaft in den Frühphasen-Spezialisten gamma capital partner übergeführt. Invest Equity konzentriert sich künftig nur noch auf spätere Phasen.

Aber nicht nur Invest Equity distanziert sich vom Frühphasengeschäft. Einige weitere Risikokapitalgeber beweisen mit ihren "neu" gegründeten Private Equity-Fonds veränderte Vorlieben. So wird bei Go Equity nur noch in Unternehmen in Later Stage-Phasen investiert. Es seien zwar mehrere Projekte "under evaluation" - innerhalb der kommenden zehn Wochen ist jedoch mit keinem Abschluss zu rechnen, wie aus dem Unternehmen zu erfahren war.

Auch 3i favorisiert eher "reifere" Firmen. "Wir konzentrieren uns vermehrt auf Wachstumsfirmen in späteren Phasen", hört man aus dem Unternehmen. Man darf mit baldigen News rechnen.


Weniger Mittel für Private Equity und Venture Capital

Schwierige Suche nach Eigenkapital

Wiener Zeitung (www.wienerzeitung.at), 1. April 2003
(Rosa Eder)

Für kapitalsuchende Unternehmen in Europa waren die ahmenbedingungen im vergangenen Jahr nicht gerade günstig, wurden doch jene Investoren, die Eigenkapital zur Verfügung stellen können und wollen, angesichts des
schlechten konjunkturellen Umfelds vorsichtiger.

Bei weiterhin hoher Nachfrage konnte 2002 von den Beteiligungsgesellschaften für Private Equity und Venture Capital (dieses bezieht sich speziell auf die Finanzierung von jungen, in ihren Businessplänen sehr riskanten Unternehmen) nur mehr 19,4 Mrd. Euro an Mitteln aufgebracht werden, verglichen mit 38,2 Mrd. Euro im Jahr davor.
Diese vorläufigen Daten, die auf einer PricewaterhouseCoopers-Umfrage basieren, gab die European Private Equity & Venture Capital Association (EVCA) in Brüssel bekannt. Es ist dies bereits der zweite Rückgang in Folge: Im Jahr 2000 war mit 48 Mrd. Euro ein Rekordwert erzielt worden. Dann ging es mit der IT-Branche bekanntlich bergab, und eine Reihe von erfolgversprechenden "dot.com"-Unternehmen ging pleite. Kein Wunder, dass potentielle Investoren angesichts täglicher Negativmeldungen den Geldhahn nicht mehr so gerne und auch nicht mehr so weit aufdrehen.
Investiert wurde hingegen im Vorjahr wieder etwas mehr: Laut EVCA stieg das Investitionsvolumen von 24,3 Mrd. auf 27,2 Mrd. Euro, nachdem es 2001 einen 30%-igen Rückgang gegeben hatte. Thomas Jud, Geschäftsführer der AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation), begründet dies damit, dass sich ein gewisser "Polster" angesammelt habe: "Es wurde über viele Jahre hinweg mehr Kapital aufgebracht als investiert." 
Mit 17,7 Mrd. Euro entfielen 65% der Investitionen auf Management-Buy-Outs, was 65% (nach 45%) des gesamten Investitionsvolumens entspricht. In Österreich, wo die Unternehmenslandschaft von "family business dominiert wird, sei das Buy-Out-Segment sehr schwach, sagt Jud. Im Jahr 2001 (aktuellere Daten liegen noch nicht vor) flossen nur 15% der Mittel dorthin.

8,9 Mrd. Euro gingen im Vorjahr europaweit in rund 7.600 Venture-Capital-Projekte. Die durchschnittliche Größe eines Deals betrug 1,16 (nach 1,32) Mill. Euro. In die Frühphasenfinanzierung flossen 2,6 Mrd. Euro, wobei die durchschnittliche Größe eines Projektes 750.000 Euro betrug (verglichen mit 930.000 Euro 2001).
Für Österreich liegen noch keine Zahlen vor, es dürfte aber erneut einen Einbruch bei der Mittelaufbringung gegeben haben. 2001 war ein Rückgang von 235 Mill. auf 138 Mill. Euro verzeichnet worden, die Investitionen waren leicht von 163 Mill. auf 157 Mill. Euro zurückgegangen.
Trotz der Delle in den letzten beiden Jahren besteht laut Jud kein Grund, dass Private Equity, das in Österreich seit Mitte der Neunziger Jahre einen Aufschwung erlebte, wieder verschwindt. Basel II werde Beteiligungsaktivitäten verstärken, ist Jud überzeugt: "Die Hereinnahme von Eigenkapitalgebern verbessert das Rating, denn es erhöht die Sicherheit für den Kreditgeber."


Österreich laut EVCA-Studie Schlusslicht, AVCO reagiert

Benchmark Paper mit Vergleich der EU-Staaten hinsichtlich ihrer steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Unternehmensgründer und Investoren.

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 31. März 2003
(cp)

Die neueste Studie der EVCA zu den PE/VC-Rahmenbedingungen in EU-Ländern, bestätigt die negativen steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Unternehmensgründer und Beteiligungsgesellschaften in Österreich im EU-weiten Vergleich.

Die europaweite Untersuchung vergleicht u.a. die Bedingungen für Investoren in Risikokapitalfonds, Wettbewerbsregulationen, Unternehmenssteuersätze, Steuerliche Anreize für Gründer/Investoren, finanzielle Anreize zur Förderung von Forschung & Entwicklung.

Dabei kam man zum Schluss, dass Grossbritannien und Irland das günstigste Umfeld für die Entwicklung von Kapitalbeteiligungsaktivitäten bieten (Durchschnittsbewertung von 1,20 und 1,58). Luxemburg (1,67), die Niederlande (1,79), Italien (1,96) und Griechenland(1,96) bilden eine zweite Gruppe von Ländern, die in der Bewertung noch über dem EU-Durchschnitt von 2,04 liegen. Etwas unter dem EU-Durchschnitt performen Frankreich (2,09), Schweden (2,09) und Belgien (2,14). Spanien, Finnland, Portugal und Deutschland folgen mit Noten zwischen 2,17(Spanien) und 2,41 (Deutschland). Die schlusslichter - mit der niedrigsten Bewertung sind Dänemark (2,48) und Österreich (2,53).

Plus und Minus in Österreich

Positiv wurde in Österreich die Struktur der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften (MFAG) gewertet. Die MFAG biete enorme steuerliche Vorteile für Fondsmanager, so die EVCA. Ausserdem seien die Steuerzuckerln für private Investoren (bis 14600 Euro steuerfrei) positiv zu nennen.

Negativ bewertet wurden u.a. die Restriktionen bei der Struktur der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft (nicht mehr als 49 Prozent an einem Unternehmen etc). Darüber hinaus seien die Investitionsmöglichkeiten für Pensionsfonds und Versicherungen laut EVCA in Österreich nicht flexibel genug. Ein weiteres Minus gab es für die höhe der Steuern: Sowohl Körperschaftssteuer als auch Kapitalertragsteuer liegen über dem EU-Durchschnitt.

Nachteilig sei in Österreich auch das hohe benötigte Grundkapital bei der Firmengründung, aber auch die administrativen Kosten, die weit über dem EU-Schnitt liegen.

AVCO-Chef Thomas Jud reagiert: "Wir führen laufend Gespräche mit dem Finanzministerium. Dabei geht es darum, für die östereichische Risikokapitalindustrie bessere Rahmenbedingungen zu schaffen" Wesentliche Verbesserungsvorschläge sieht Jud vor allem bei den Fondsstrukturen, aber auch bei der steuerlichen Situation von Beteiligungsveräusserungen: "Es müssen einige Einschränkungen für die VC/PE-Szene wegfallen", so Jud, "auf jeden Fall muss eine Neutralität bei Veräusserungserlösen gewährleistet sein". Jud rechnet noch heuer mit wesentlichen Fortschritten in Hinblick auf die steuerlichen Rahmenbedingungen auf Private Equity- und Venture Capital-Investments in Österreich.


AVCO-Chef Thomas Jud ortet ansteigende Stimmung

Positive Einstellung kann Berge versetzen

Wirtschaftsblatt online (www.wirtschaftsblatt.at), 27. Februar 2003
(Martin Salber*)

Im Rahmen des Launches der neu gestalteten Homepage umreisst AVCO Geschäftsführer Thomas Jud die Lage der österreichischen VC/PE Szene:

Am Vorabend des Irakkrieges scheint die österreichische Private Equity und Venture Capital Szene nicht, wie man gut österreichisch meinen würde, den Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil: Es scheinen sich positive Strömungen durchzusetzen. "Die Stimmung am österreichischen Markt war eigentlich nie so schlecht, verglichen mit dem europäischen Umfeld", ist den Worten des AVCO-Chefs Thomas Jud zu entnehmen. Demnach ist ein Ansteigen der Aktivitäten am heimischen Markt zu bemerken. Das Bedürfnis, Funds zu raisen und der Bedarf nach Mitteln sei demnach wieder im Steigen begriffen. "Vor allem der Buy-Out Sektor verzeichnet einen Anstieg. Dies ist aufgrund der makroökonomischen Lage leicht verständlich. Viele Konzerne besinnen sich ihrer Kernkompetenzen. Dabei werden viele Konzern- und Unternehmensbestandteile unter dem Downsizing-Aspekt auf den Markt geworfen. Diese KMU und Spin Offs sind natürlich interessant für die Wagniskapitalfinanzierung", meint Jud weiter.

Die Kriegsangst regiert aber auch im Venture Bereich. So absurd es klingen mag: Ein kurzer, für die Alliierten "erfolgreicher" Schlag, sofern ein Krieg als erfolgreich tituliert werden kann, könnte, um Parallelen zum ersten Golfkrieg zu ziehen, boomende Marktbewegungen auslösen und die gelähmte Situation auflösen. "Konjunkturelle Bewegungen sind sehr stark von Erwartungen gesteuert. Diese haben sich, für die AVCO in bemerkbarem Ausmass zum Positiven gewendet", so Jud weiter. "Es ist mehr als ein Silberstreif am Horizont. Man kann von einem zukünftigen Sonnenaufgang sprechen".

Aufbruchstimmung übermittelt auch die neu gestaltetet Homepage der AVCO. "Wir haben versucht, eine lebendige, laufende und ständig aktualisierte Informations- und Know-how-Plattform zu schaffen, die eigentlich den Charakter einer sich laufend erneuernden Broschüre haben soll", sagt ein merkbar stolzer AVCO-Geschäftsführer. Tatsächlich erwies sich die Homepage im WirtschaftsBlatt Test als äusserst übersichtlicher und gut strukturierter Internetauftritt. Bewusst wurde auf den üblichen "Schnick Schnack" verzichtet, was sich in der einfachen Navigation niederschlägt. "Wir wollen nun noch intensiver dem Informationsauftrag der AVCO nachkommen. Die Page wird eine Vielzahl an News & Events vorstellen, und bietet den Mitgliedern und Sponsoren die Möglichkeit, selbst am Leben auf der Homepage teilzuhaben. Wir haben dafür eine geeignete Intra- bzw. Extranet-Lösung gefunden." Dazu soll auch ein Fundus für wissenschaftliche Papers aus dem PE/VC Bereich eingerichtet werden.

Auch im Bereich der Publikationen sieht Jud die Aktivitäten der AVCO noch ausweitbar. Nach der aktiven Mitarbeit am designierten Standardwerk der PE/VC Szene Österreichs, welches kürzlich unter dem Titel "Private Equity und Venture Capital" (www.pe-vc.at) im Linde Verlag erschienen ist, wurde auch an einem gemeinsamen Jahrbuch der PE/VC Landschaft des deutschsprachigen Raumes, sprich der BRD, Österreichs und der Schweiz, mitgearbeitet, welches in Kürze erscheinen wird.

Fazit: Positive Einstellung kann Berge versetzen. Vor einer Lösung der Krise im nahen Osten und einer Belebung der Gesamtwirtschaft wird der mögliche Aufschwung aber mit Sicherheit wenig weltbewegend ausfallen.

*Martin Salber ist freier Mitarbeiter bei WirtschaftsBlatt Online


Private Equity und Venture Capital

Dramatische Kluft

Börsen Kurier, 6. Februar 2003
(Ernst Swietly)

Wo andere Finanzierungsformen für Unternehmen versagen, springt Risikokapital in Form von Private Equity bzw. Venture Capital ein. Die Nachfrage steigt, aber das Angebot schrumpft. Nach einem Boom Ende der 90er Jahre brachen die Venture-Capital-Geber weg, obwohl eine dynamische Unternehmer- und Gründungskultur herrscht.

In Österreich ist Private Equity keine zehn Jahre alt: 1995 gab es zögernde Anfänge, die sich rasch verdichteten und 2000 zu einer Investitionssumme von 163 MioE führten. Seither gehen die über Private Equity aufgebrachten Eigenkapital-Summen zurück: 2001 um 10 % auf 157 MioE , 2002 dürfte der Einbruch markanter gewesen sein; konkrete Zahlen fehlen noch.  Der Konjunktureinbruch hat auch die Risikokapitalgeber kopfscheu gemacht. In Österreich weniger stark als in Gesamt-Europa. Dort ist der Einbruch der mit Private Equity investierten Beträge höher: 2000 wurde ein Spitzenwert von 35 MrdE erreicht, 2001 gab es einen Rückgang um 30 % auf 24,3 MrdE , 2002 dürfte ein neuerliches Minus in etwa derselben Höhe bringen.

Lobbying für Private Equity
„Im Gegensatz dazu sind die Zukunftschancen von Chancenkapital weiter intakt“, sagt Mag. Thomas Jud, Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, AVCO. „Wir haben nach wie vor ein dynamisches unternehmerisches Umfeld. Junge Wachstumsunternehmen suchen nach Venture Capital, das sie in die Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte und Technologien stecken möchten; es sind Unternehmenserweiterungen und -käufe durchzuführen, Management Buy-outs und Buy-ins vorzunehmen. Nicht zuletzt steht ein Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen Österreichs vor Übernahmeproblemen; risikobereites Kapital ist also auch für Nachfolgelösungen für heimische Familienunternehmen vonnöten. Ganz abgesehen davon wird Basel II die Finanzierung durch Bankkredite verteuern, so daß der Bedarf nach privater Risikofinanzierung kräftig steigen wird.“ Mehr politisches Lobbying zur Förderung von Private Equity und Venture Capital in Österreich sei eine wichtige Zukunftsaufgabe, sagt Jud.
Die Folge des gegenwärtigen Rückschlags von Private Equity: Die Zahl von kapitalsuchenden Unternehmen eingereichten Businessplänen ist von früher 500 bis 600 pro Jahr auf die Hälfte zurückgegangen, aber ihre Qualität steigt.
Nur ein bis fünf Prozent der Anfragen nach Private Equity enden mit einer Finanzierung. Im Vordergrund stehen dabei Informations- und Kommunikations-Technologie; der Handel ist kein Empfänger von Private Equity.

Eigenkapitalmangel in Österreich
Venture Capital (VC) ist ein Teilbegriff von Private Equity und bezieht sich speziell auf die Finanzierung von jungen, wachstumshöffigen, aber in ihren Businessplänen sehr riskanten Unternehmen in der sogenannten Seed- oder Start-up-Phase, wo das Marktfähigmachen neuer Produkte und Dienstleistungen bis hin zur ersten Expansionsstufe im Vordergrund steht.
Private Equity (PE) wird als umfassender Begriff für vorbörsliches Eigenkapital verwendet; es ist Eigenkapital für nicht börsenotierte Unternehmen. Mag. Jud spricht von „smart money“, weil die Zuführung von PE zur Deckung hohen unternehmerischen Kapitalbedarfs zumeist mit intensiver Beratung, professioneller Vermittlung und stetigen Informationsflüssen vom Kapitalgeber zum Kapitalnehmer verbunden ist. Andererseits „bringt PE Disziplin in den Prozeß der Verfolgung von wichtigen Unternehmenszielen“.
Der Bedarf an PE ist in Österreich hoch. Nach Angaben des Österreichischen Instituts für Handels- und Gewerbeforschung arbeiten 43 % der heimischen Betriebe mit negativem Eigenkapital; bei den Kleinstbetrieben ohne Beschäftigte sind es 52 %, bei Betrieben bis neun Beschäftigte sind es sogar 54 %; bei größeren Betrieben sinkt der Anteil jener mit negativem Eigenkapital. Negatives Eigenkapital bedeutet, daß solche Betriebe schon bei wenigen Zahlungsausfällen und hartnäckigeren Konjunkturflauten mit Überlebensproblemen rechnen müssen. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote österreichischer Unternehmen liegt bei 28 %, jene in der EU bei 40 %.
Die Finanzierungsprobleme für österreichische KMU im Gefolge von Basel II zeigt deren starke Abhängigkeit von Bankkrediten und geringe Finanzierung über Aktien: 68 % haben die Kredite, 18 % Aktien; in den 12 Ländern der Eurozone betragen die Anteile 50 bzw. 44 %!

Die Rolle von PE und VC
„Die privaten Risikokapitalinvestoren sind gebrannte Kinder und inzwischen sehr vorsichtig geworden“, erzählt Mag. Jud. „Daher wird die Bewertung von kapitalsuchenden Betrieben überaus emotional und sehr selektiv geführt.“
Die Einstiegsbewertung von Venture-Capital-Gesellschaften sei besonders schwierig, weil man sich heute auf niemand und nichts mehr verlassen könne. Ebenso riskant sei die Exit-Bewertung, die oft schon zum Einstiegszeitpunkt eines Venture Capitalisten vorgenommen werde.
Um den Ausstieg des Risikokapitalgebers finanziell abzusichern, werden Ratchets verwendet. Das sind Besserungsscheine oder Nachbesserungsklauseln, die es ermöglichen, den Einstiegspreis bis zu einem bestimmten Zeitpunkt variabel zu halten. Beim Beteiligungsvertrag wird nur ein vorläufiges, oft konservatives Bewertungsniveau festgelegt; wird es später von der Realität übertroffen, werden Ausgleichszahlungen oder Anteilsverschiebungen zugunsten der Altgesellschafter fällig, wird es unterschritten, gewinnt der Neu-Investor Anteile oder Kaufpreis dazu.
Drei Viertel der PE-Veranlagungen werden in Österreich über 27 Mittelstands-Finanzierungsgesellschaften vermittelt, die mit strengen steuerlichen Begrenzungen konfrontiert sind. Daher ist die Internationalisierung von PE gering.

Umfassendes Fachbuch über PE und VC
Die finanzwirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Aspekte der Risikokapital-Finanzierung in Österreich, ihre vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten, die professionelle Bewertung anfragender Unternehmen und den Ablauf von Venture-Capital-Finanzierungen schildert, erstmals in umfassender Form und mit grenzüberschreitenden Betrachtungen, das Buch „Private Equity und Venture Capital“; erschienen im Linde Verlag Wien, 702 Seiten, gebunden, ISBN 3-7073-0345-4, Preis  98 E.
Was dem umfassenden Werk fehlt, ist die Darstellung stiller Gesellschaften als alternativer Form der privaten Risikofinanzierung. (BK6/es)


Austria: a land of small- to medium sized opportunities

Cover story: Austria

evcj , Issue 98 - December 2003/January 2004
(Lisa Bushrod)

There are plenty of investment opportunities in Austria and a growing number of domestic investors readily placed to take advantage of them. The real challenge for this market, however, is to improve the legal and regulatory environment to the extent that it encourages rather than actively discourages the insitutional investor community form taking part. (...)

This story and more can be accessed with a username and password to www.evcj.com or by subscribing to the magazine version of European Venture Capital (& Private Equity) Journal.