Ein Markteinbruch ist noch lange keine Hiobsbotschaft
Wirtschaftsblatt, 11.12.2002
(Leo Himmelbauer)
Ersten Schätzungen zufolge wird heuer das "Neukundengeschäft" der österreichischen Venture-Capital-Branche auf ein Viertel einbrechen. Dass erheblich weniger Millionen in Firmenbeteiligungen investiert weden als im Vorjahr, mag die Risikofinanzierer erschüttern. Ihr Erwerbszweig gilt ja hier zu Lande noch als zartes Pflänzchen, das in jedem internationalen Vergleich dankbar kümmerlich dasteht. Doch zum Jammer besteht wahrlich kein Anlass, ganz im Gegenteil.
Die mit mehr als einer Milliarde € gefüllten Töpfe der Venture-Fonds sind nur halb leer. Rund eine halbe Milliarde steht folglich für neue Deals zur Verfügung. Allein das reicht für mehr Projekte, als erfahrungsgemäss innerhalb von zwei Jahren anfallen.
Wohin mit dem vielen Geld der Investoren, war schon immer eine der Hauptfragen der Venturer. Sie ist denkbar schlecht gelöst worden. Bar jeder wirtschaftlichen Vernunft, nur der Eigendynmaik der Branche folgend, wurden weit überhöhte Preise für Firmenanteile bezahlt. Der Hype übertrug sich auf die Börsen, wo die heisse Luft ein nachhaltiges Beben auslöste.
Erschütterungen haben was Gutes: Sie holen einen auf den Boden der Realität zurück. Die österreichische Venture-Branche ist, wie auch die internationale, hart gelandet. Die Marktbereinigung ist unterwegs. Sie führt zu Personalabbau bei den Geldverteilern und einer rigiden Auslese bei den Portfolio-Unternehmen. Was das Wichtigste ist: Venturer müssen wieder rechnen, ehe sie ein neues Risiko eingehen. Und sie müssen sich um die Weiterentwicklung von Beteiligungsfirmen kümmern, die noch nicht dem Sparstift zum Opfer gefallen sind.
Thomas Jud, der Geschäftsführer der österreichischen Venture-Dachorganisation AVCO, definiert die aktuelle Lage seiner Branche als Windstille. Nach dem Sturm, der über die Kapitalmärkte brauste, ist das schon eine Frohbotschaft. Sie nährt die Hoffnung auf eine leichte Brise, die das Schiff in Bewegung bringen könnte.
Anzeichen dafür gibt es. US-Investoren verlagern ihre Aktionsschwerpunkte aus den USA nach Europa. Hier sind Beteiligungen zu vergleichsweise vernüftigen Preisen zu haben. Es tauchen wieder neue Fonds auf, die von Konzernen wie Siemens gespeist werden. Selbst die AVCO bleibt von Geldsorgen verschont, weil Anwaltskanzleien, M&A-Berater und PwC als Förderer und Sponsoren einspringen.
Die Luft ist draußen, ein Nachruf auf Venture Capital wäre aber verfehlt
Kurier, 28.11.2002
(Clemens Neuhold)
Wir schreiben das Jahr 2000: Eine Geschäftsidee jagt die andere, Firmen aus der IT- oder Biotechbranche schießen aus dem Boden. Da die Sicherheit für Kredite fehlt, explodiert die Nachfrage nach Risikokapital. Banken, Versicherungen, Pensionsfonds und Private peppen die Emporkömmlinge mit Eigenkapitalspritzen auf. Der Rückfluss sollte bei einem späteren Börsengang des Unternehmens oder Verkauf an einen Großen aus der Branche ein Vielfaches der Investition betragen, so das Kalkül.
Wir schreiben das Jahr 2002: Die IT-Blase ist geplatzt, die Börsen sind eingebrochen. Viele Start-ups gibt es nicht mehr, mit ihnen ist auch das eingesetzte Kapital verschwunden. Für jene, die überlebt haben, kommt ein Börsegang nicht infrage, auch ein Verkauf ist schwierig. Diese fehlende Ausstiegs-Strategie versetzt die Investoren in einen Zustand „des langen Wartens“, wie Thomas Jud, Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Association (AVCO), beschreibt.
WACHSTUM Ein Nachruf auf den Risikokapitalmarkt wäre aber trotz des dramatischen Einbruchs um weltweit ein Drittel verfehlt. Über seine Bedeutung für die Wirtschaft herrscht nicht zuletzt in der Politik Einigkeit. Beim EU-Gipfel in Lissabon (2000), bei dem sich die EU das Ziel verpasste, bis 2010 stärkster Wirtschaftsraum der Welt zu werden, wurde die Risikokapitalförderung zum Gemeinschaftsziel erhoben. Die USA haben mit einer drei Mal höheren Risikokapitalfinanzierung als in der EU vorgezeigt, wie man Innovation, Forschung und gute Ideen auf den Markt bringt und damit dem Wachstum kräftige Impulse gibt. Österreich liegt übrigens weit unter dem EU-Durchschnitt.
Börsenflaute und Gründer-Unwillen haben Private-Equity (PE)-Investitionen noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. PE steht für Investitionen in reifere, nicht börsennotierte Unternehmen, welche der Start-up-Phase schon entwachsen sind. Weiter verzögern wird sich auch die Öffnung des Risikokapital- und PE-Marktes für kleine und mittlere Anleger. Einlagen in PE-Fonds beginnen meist erst bei 500.000 €, dementsprechend hoch unter den Investoren ist der Anteil der Banken und Versicherungen - in Österreich über 70 Prozent. Weitere zehn Prozent des Kapitals kamen 2001 vom Staat (von der Finanzierungsgarantiegesellschaft). Trotzdem bieten Banken immer wieder Investitionsmöglichkeiten „für den gehobenen Anleger“ an. Die Bank Austria-Creditanstalt hat vor kurzem ihren „Mail Private Equity 1“-Fonds geschlossen, bei dem Anleger ab 15.000 € einsteigen konnten. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre. Die gebündelten Einlagen sind ein Teil eines größeren PE-Fonds. Gegen einen Renditen-Abschlag konnte die Einlage mit einer Garantie der FGG versehen werden. An einem Nachfolger für den Fonds wird bereits gearbeitet. Karl Derfler, Chef der Mail Finanzberatung, kündigt ein stärker auf internationale Firmen gemünztes Produkt für 2003 an.
Venture Capital Dachverband in Österreich gegründet
Der Standard, 13. Juni 2001
Wien - Mit der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) gibt es nunmehr auch in Österreich eine Interessensvertretung der heimischen Risikokapitalgeber. In den vergangenen drei bis vier Jahren hat sich der Risikokapitalmarkt in Österreich rasant entwickelt. Wurde 1996 laut Erhebungen der europäischen Dachorganisation EVCA (European Private Equity & Venture Capital Association) nur eine Mio. EURO Venture Capital investiert, werden es heuer bereits 163 Mio. EURO sein. Um den bestehenden Informations- und Beratungsbedarf zu decken und die Zusammenarbeit von Risikokapitalindustrie und komplementären Beratungsdienstleistern zu forcieren, wurde die AVCO etabliert. "Der Trend zu Venture Capital wird sich kaum abschwächen, sondern eher deutlich verstärken. Die jüngsten Kursschwankungen und Einbrüche der internationalen Wachstumsbörsen werden diese Entwicklung zwar beeinflussen und fallweise auch bremsen, aber nicht aufhalten", so Thomas Jud, Geschäftsführer der AVCO. Momentan zählen zur AVCO 20 österreichische Risikokapitalgesellschaften, die ein Fondsvolumen von 1.285 Mio. EURO repräsentieren. Finanziell wird die AVCO von acht fördernden Mitgliedern und fünf Sponsoren unterstützt. Das Budget für die neue Dachorganisation beträgt heuer drei Mio. S (218.000 EURO). (sw)
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Lobbying für Risikokapital
Venture Capital-Firmen gründen Dachverband
Salzburger Nachrichten, 13. Juni 2001
WIEN (SN-wie). Trotz des traditionell hohen Anteils der Kreditfinanzierung von Unternehmen gewinnt Risikokapital auch in Österreich an Bedeutung. Um die Interessen der Branche besser vertreten zu können, haben sich vorerst 20 österreichische Beteiligungsgesellschaften zum Dachverband Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) zusammengeschlossen. Als Geschäftsführer wurde am Dienstag Thomas Jud präsentiert. Jud begründete die Einrichtung der neuen Plattform mit der rasanten Entwicklung des Risikokapitalmarktes in den vergangenen vier Jahren. Die von Private Equity- und Venture Capital-Unternehmen aufgebrachten Mittel haben sich von 61 auf 234,6 Mill. Euro (3,23 Mrd. S) p.a. fast vervierfacht. Die Beteiligungsinvestitionen, die 1997 noch 18,8 Mill. Euro betrugen, stiegen fast um das Neunfache und lagen im Vorjahr bei rund 163 Mill. Euro. In Gesamteuropa belief sich die Summe der aufgebrachten Mittel 1999 auf 25,4 Mrd. Euro, die Investitionen auf 25,1 Mrd. Euro. Wie Jud sagte, gebe es für innovative Startup-Unternehmen aber noch immer zu wenig finanzielle Unterstützung. Dafür seien Risikokapitalgeber ideal geeignet, weil sich für sie die attraktive Option eines späteren Ausstiegs über die Börse oder den Verkauf an ein größeres Unternehmen biete. Dadurch könne man, anders als ein Kreditfinanzierer, an der Wertsteigerung teilnehmen. Die in der AVCO versammelten Unternehmen repräsentieren derzeit ein Fondsvolumen von 1,29 Mrd. Euro, davon wurden bereits Beteiligungen in Höhe von 385 Mill. Euro an 203 Unternehmen eingegangen, so Jud.
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Beteiligungen von 385 Millionen Euro
Interessensvertretung für Risikokapitalgeber
Wiener Zeitung, 13. Juni 2001
Die im Vorjahr als Verein gegründete Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) kündigte gestern in einer Pressekonferenz an, sich als Interessenvertretung der heimischen Risikokapitalindustrie etablieren zu wollen. Momentan wird der Verein von 20 österreichischen Risikokapitalgesellschaften getragen. Sie repräsentieren ein Fondsvolumen von 1,285 Mrd. Euro (17,68 Mrd. Schilling). Davon wurden bereits Beteiligungen in Höhe von 385 Mill. Euro an insgesamt 203 Unternehmen eingegangen. Darüber hinaus konnten acht fördernde Mitglieder und fünf renommierte Sponsoren gewonnen werden. Die rasante Entwicklung des Risikokapitalmarktes auch in Österreich habe eine gemeinsame Dachorganisation sinnvoll und notwendig gemacht, meint AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud. Nahezu alle europäischen Länder verfügen über derartige Organisationen, die in der europäischen Dachorganisation EVCA (European Private Equity & Venture Capital Association) integriert seien.
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Fast alle Promis bei der AVCO, nur die UIAG fehlt
3i, Capexit, top.equity, UBF ...
Wirtschaftsblatt, 12. Juni 2001
(Leo Himmelbauer)
Die Liste der 20 AVCO-Mitglieder beginnt mit 3i und Capexit, sie endet mit top.equity und UBF. "Unsere Zielgrösse liegt bei mindestens 90 Prozent beim Investionsvolumen und bei der Zahl der Risikokapitalgeber", sagt AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud. Zumindest was das Fondsvolumen betrifft, dürften Jud und AVCO-Vorsitzender Gerhard Fiala (Go Equity) diesem Ziel nicht allzu weit entfernt sein. Denn ausser der UIAG, die zur Zeit mit den Libro-Problemen und dem Andritz-Börsegang mehr als beschäftigt ist, sind alle Branchengrössen unter dem AVCO-Dach vereint.
Drei Millionen Schilling schwer ist das AVCO-Bugdet. Venturer zahlen zwischen 30.000 und 100.000 Schilling Jahresbetrag, (30.000 Schilling Sockelbetrag plus 0.02 Prozent des investierten Kapitals bis maximal 100.000 Schilling), acht fördernde Mitglieder steuern je 30.000 Schilling bei, macht in Summe etwas mehr als die Hälfte aus. Für den nicht unbeträchtlichen Rest kommen fünf Sponsoren auf. Es sind dies Arthur D. Little, Europa Treuhand Ernst & Young, FGG, Heidrick & Struggles Unternehmensberatung und die Wiener Börse.
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Venturer stellen sich unter das neue AVCO-Dach
Wirtschaftsblatt, 13. Juni 2001
(Leo Himmelbauer)
AVCO heisst die neue Dachorganisation der österreichischen Risikofinanzierer. Deren 20 Mitglieder haben im Vorjahr die Rekordsumme von 163 Millionen Euro investiert. Lange hat die Vorbereitung gedauert, dafür ist das Resultat um so schöner. AVCO, die neue Dachorganisation der österreichischen Venture-Capital- und Private-Equity-Gesellschaften, hat bereits 20 der bedeutendsten Unternehmen der Branche als Mitglieder. Zusammen stehen sie für ein Risikokapital-Fondsvolumen von 1285 Millionen Euro. Ihr Beteiligungsbestand liegt bei 385 Millionen Euro, die in 203 Portfolio-Firmen investiert sind.
"Unsere Zielgrösse liegt bei mindestens 90 Prozent beim Investitionsvolumen und bei der Zahl der Risikokapitalgeber", sagt AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud. Zumindest was das Fondsvolumen betrifft, dürften Jud und AVCO-Vorsitzender Gerhard Fiala (Go Equity) diesem Ziel nicht allzu weit entfernt sein. Denn ausser der UIAG, die zur Zeit mit den Libro-Problemen und dem Andritz-Börsegang mehr als beschäftigt ist, sind alle Branchengrössen unter dem AVCO-Dach vereint.
Neues Rekordvolumen
Der österreichische Beteiligungsmarkt ist in Europa einer der letzten, der eine branchenweite Vertretung gegründet hat. Auch volumsmässig gehört Österreich zu den Stiefkindern. Allerdings können die heimischen Risikofinanzierer nach den neuesten Daten der European Private Equity and Venture Capital Association (EVCA) mit einem rasanten Wachstum punkten.
Seit 1997 sind die jährlichen Investitionen in Beteiligungsprojekte von 18,8 auf 163 Millionen Euro gestiegen. Und wurden 1997 noch 61 Millionen für neue Fonds aufgetrieben, so erreichte die Geldzufuhr im Vorjahr mit 234,6 Millionen Euro ebenfalls eine neue Rekordmarke.
"Eine Umkehr dieses Wachstumstrends ist sehr unwahrscheinlich. Wir stehen mit dem Finanzierungsinstrument Venture Capital ja erst am Anfang", sagt Fiala. Auch Jud ist dieser Ansicht: "Die Risikokapitalindustrie beginnt sich als Kernbereich in einem wachsenden Dienstleistungscluster zu etablieren. In zunehmender Zahl interessieren sich Anwälte, Unternehmensberater, Wirtschaftstreuhänder und Banken für Venture Capital."
Wie in Österreich ist übrigens auch in Europa der VC-Markt erst seit 1997 stark gewachsen. Die EVCA registrierte für 1999 Investitionen in Unternehmen in der Höhe von 25 Milliarden Euro. Ebenso viel wurde in neue Fonds deponiert. Die aktuellen Zahlen für 2000 werden heute bei der Jahrestagung in Rom präsentiert.
Fünf Sponsoren
Drei Millionen Schilling hat die AVCO in ihrem Bugdet. Venturer zahlen zwischen 30.000 und 100.000 Schilling Jahresbeitrag, acht fördernde Mitglieder steuern je 30.000 Schilling bei, macht in Summe etwas mehr als die Hälfte aus. Für den nicht unbeträchtlichen Rest kommen fünf Sponsoren auf. Es sind dies Arthur D. Little, Europa Treuhand Ernst & Young, FGG, Heidrick & Struggles Unternehmensberatung und die Wiener Börse.